Die beschaulichen Zeitlupenbilder eines vom Pink-Floyd-Klassiker "Wish You Were Here" unterlegten Strandfestes mit riesigem Freudenfeuer wandeln sich zum Horrorszenario, als einige Festgäste inmitten des Scheiterhaufens einen Menschen erkennen. Als das Feuer schließlich gelöscht ist, stößt Friesenpolizist Jens Jensen (Florian Lukas) schockiert auf ein Detail, das er wiedererkennt: Womöglich handelt es sich bei dem verbrannten Leichnam um Vogelfreundin Klara (Katharina Wackernagel), an die er gerade erst sein Herz verloren hat. Zum Glück ist Klara jedoch quicklebendig, die Tote ist eine Mitstreiterin von ihr. Die beiden Frauen gehören zu einer Gruppe von Öko-Aktivisten, die verhindern wollen, dass der neue Tourismusbeauftragte, Torben Martmann (Götz Schubert), ein Naturschutzgebiet in ein riesiges Campinggelände umwandelt. Die Frage, wem der Tod der Frau nützt, ist somit rasch geklärt: Das Gelände gehörte ihr und ihrem Bruder (Thomas Schmauser). Der hochverschuldete Mann wäre durch den Verkauf des Grundstücks aller Sorgen ledig; aber natürlich ist die Sache viel komplizierter.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Für zusätzlichen Nervenkitzel soll ein Rückgriff auf heidnische Bräuche sorgen: Rund um die Feuerstelle finden sich Steine mit rätselhaften Symbolen, die auch an verschiedenen Stellen in der Stadt auftauchen. Verbindet man die Orte, ergibt sich ein uraltes Energiezeichen, sodass Brockhaus überzeugt ist, der Todesfall könne ein Ritualmord sein. Bei all dem Hokuspokus handelt es sich zwar bei dem für viele Krimis handelsüblichen Ablenkungsmanöver, aber immerhin sind die entsprechenden Exkurse interessant, zumal sie für einige hübsch gruselige Momente sorgen. Dank der Nebenebene kommt auch das fünfte Ensemblemitglied stärker ins Spiel: Bestatter Habedank (Holger Stockhaus) ist nicht nur Experte für die uralten Bräuche, er muss dank des sanften Drucks von Insa auch den lädierten Kommissar bei sich aufnehmen und fürchtet selbstredend, der Kommissar könne seine großzügige Cannabisplantage entdecken. Also füttert er ihn mit Haschplätzchen, was zur Folge hat, dass Brockhorst ungewohnt entspannt auftritt, obwohl er gerade seinen schlimmsten Albtraum erlebt, wie das Drehbuch von Timo Berndt allerdings erst nach einer Weile verrät. Trotz einiger überraschender Handlungswendungen, eines weiteren unerwarteten Todesfalls, vieler hübscher Dialoge und des gelegentlichen schwarzen Humors hält jedoch auch "Irrfeuer" nicht ganz, was die ersten beiden Filme versprochen haben. Die Bildgestaltung (Ralf M. Mendle) mit ihrer spannungssteigernden suggestiven Kameraführung und dem interessanten Licht ist allerdings vorzüglich.