Die deutsche Version behandelt natürlich kein komplett anderes Thema, aber das Drehbuch von Kerstin Oesterlin und Jessica Schellack verschiebt den Schwerpunkt um eine entscheidende Nuance. Die Autorinnen rücken eine Frage in den Vordergrund, um die sich derzeit viele Freitagsfilme im „Ersten“ drehen (zuletzt „Besser spät als nie“, demnächst „Mutter auf Streife“): Sind Männer bereit, ein wenig Verzicht zu üben, damit auch Frauen ihren Lebenstraum verwirklichen können? Bislang konnte sich Sophie (Annette Frier) nur mit halber Kraft ihrem kleinen Catering-Service widmen, weil sie sich in erster Linie noch um Haushalt und die drei Kinder kümmern musste. Das Eheleben ist auch nicht mehr so prickelnd wie einst, und ihr Gatte Hubertus (Hans-Jochen Wagner) macht keinerlei Anstalten, beruflich kürzer zu treten. Das ändert sich allerdings, als er angesichts einer Flaute in seinem Betrieb nicht ganz freiwillig ein Sabbatjahr beginnt. Mit dem Dasein als Hausmann hat er zunächst zwar gewisse Probleme, aber dafür startet Sophie durch: Dank der Fürsprache eines populären Musikers (Marc Terenzi als Marc Terenzi) wird sie zum Star der Münchener Cateringszene; und weil sie Marc dabei näher kommt, als Hubertus lieb ist, tröstet sich der vernachlässigte Gatte mit einer attraktiven Fitnesstrainerin (Sylvie Meis).
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Außerdem integriert Verbong die Gaststars mit der gleichen souverän wirkenden Selbstverständlichkeit, mit der er auch das ganz normale Chaos des familiären Alltags karikiert. Der Holländer, der neben erfolgreichen Kinofilmen für die ganze Familie („Das Sams“, „Es ist ein Elch entsprungen“) immer wieder auch anspruchsvolle TV-Komödien dreht (zuletzt die Freitagsfilme „Hochzeitskönig“ und „Mona kriegt ein Baby“), hat der munter erzählten Geschichten ohnehin genau die richtige Verpackung gegeben: „Sophie kocht“ behandelt mit der ehelichen Langeweile und der weiblichen Selbstverwirklichung gleich zwei Themen, die für viele Paare von großer Relevanz sind, macht aber nie ein Drama draus. Das verhindern schon allein die Zwillinge im Grundschulalter; die beiden sind schlimmer als ein Sack Flöhe und haben grundsätzlich nur Unfug im Sinn. Die Handlungswendungen sind ausnahmslos hübsch eingefädelt, und weil Verbong als alter Hase weiß, wie’s geht, stört auch die reichliche Verwendung beliebter komödiantischer Versatzstücke (wenig schmeichelhafte Dinge über jemanden sagen, der hinter einem steht) nicht weiter. Kurzweiliges Gute-Laune-Fernsehen also, das sogar zum Nachdenken anregt.