Als ein Pärchen bei einer GPS-Schnitzeljagd ("Geocaching") ums Leben kommt, wird Kommissar Krüger (Christian Redl) gezwungen, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen. Hintergrund der Handlung sind die Spuren, die die Einsätze in Afghanistan bei deutschen Soldaten hinterlassen. Anders als im amerikanischen Kino, dessen Auseinandersetzungen mit den Kriegen in Vietnam und Irak ein eigenes Genre bilden, haben Geschichten über Heimkehrer bei uns immer noch Seltenheit. Das Drehbuch des "Spreewaldkrimi"-Schöpfers Thomas Kirchner kreist daher immer wieder um das Schweigen der Männer, die selbst gegenüber ihrer Familie kein Wort über die Einsätze verlieren, bei denen sie beinahe ums Leben gekommen sind. Zusätzlichen Reiz bekommt dieser Teil der Geschichte, weil es sich um Vater (Christian Kuchenbuch) und Sohn (Rick Okon) handelt: Der eine sitzt seither im Rollstuhl, tut aber so, als würde das nur seine Mitmensche bedrücken, der andere leidet unter einem posttraumatischen Belastungssyndrom und lebt im Wald. Er gerät auch in Verdacht, Urheber der heimtückischen Sprengstofffalle zu sein, die das junge Pärchen das Leben gekostet hat. Später kommt allerdings noch eine Gruppe Neonazis und mit ihnen ein überzeugendes Mordmotiv ins Spiel, denn der tote junge Mann gehörte der sorbischen Minderheit an.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Interessanter als die Mördersuche ist jedoch die persönliche Ebene, denn die Konfrontation mit den traumatisierten Ex-Soldaten erinnert Krüger an seine Jugend, als sein Vater nach acht Gefangenschaft zerbrochen aus dem Zweiten Weltkrieg heimkehrte und schließlich erst sich selbst und dann seine Frau erschoss; ein Erlebnis, dem sich der stets melancholische und in sich gekehrte Kommissar offenbar nie gestellt hat. Regisseur Christian Görlitz ("Fleisch ist mein Gemüse"), der in den letzten Jahren vor allem für die Serie "Der Kriminalist" gearbeitet hat, debütiert mit "Spiel mit dem Tod" beim "Spreewaldkrimi" und erreicht trotz faszinierender Waldbilder (Kamera: Andreas Höfer) bei weitem nicht die Virtuosität von Vorgängern wie etwa Roland Suso Richter oder zuletzt Christoph Stark. Der Film beginnt zwar spannend, als das junge Paar den vermeintlichen Schatz entdeckt, der sich als Sprengsatz entpuppt, hält dieses Niveau jedoch nicht; erst das Finale sorgt wieder für Nervenkitzel. Da ebenso wie in Starks "Sturmnacht" Dämonen der Vergangenheit ihr Unwesen treiben, kommt den sepiafarbenen Rückblenden erneut eine besondere Bedeutung zu, zumal Buch und Regie die zeitlichen Ebenen miteinander vermischen, und selbstredend übt es einen ganz besonderen Reiz aus, wenn der Thorsten Krüger von heute seinem halbwüchsigen Alter ego (Ludwig Simon) begegnet. "Gaststar" der Rückblenden ist Walter Kreye als Kommissar, der den jungen Thorsten später unter seine Fittiche genommen hat. Nicht minder faszinierend ist die Vermischung von Gegenwart und Vergangenheit, als Krüger das Geocaching des Paars rekonstruiert und die beiden dabei auf dem Friedhof mitten durch eine Menschenmenge laufen, die sich zur Beerdigung des jungen Mannes eingefunden haben.
Über die dramaturgische Faszination hinaus hat Kirchners Drehbuch allerdings eine erhebliche Schwäche, und das ist ein nur halbherzig integrierter Nebenstrang mit Gerichtsmedizinerin Seefeldt (Claudia Geisler). Sie würde aus der nicht minder halbherzigen Beziehung, die Krüger mit ihr führt, endlich gern was Ganzes machen, zumal, wie sich am Schluss zeigt, die Zeit drängt. Und so ist "Spiel mit dem Tod" zwar dennoch ein sehenswerter TV-Krimi, liegt aber innerhalb der Reihe deutlich unter dem Durchschnitt.