5.2., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Nadia. Auf der Suche nach dem ziemlich besten Leben"
Muslimin Nadia, in München geboren, hat als Ausdruck ihres Glaubens jahrelang ihre Haare mit einem Kopftuch bedeckt. Sie hat das kleine Stück Stoff stets vehement verteidigt. Doch als sie ihren zweiten Sohn Elias erwartete, legte sie das Kopftuch ab. Nadia durchlebte eine Risikoschwangerschaft und hatte keine Kraft mehr, dem Druck von außen gegen sie als Kopftuch tragende alleinerziehende Mutter standzuhalten. Jutta Neupert begleitet Nadia auf ihrer Suche nach dem besten Leben für sich und ihre beiden Söhne. Es ist eine offenherzige und aufrichtige Suche einer mutigen und humorvollen Frau. Nadia muss ihre Familie allein ernähren. Obgleich sie inzwischen Arbeit in einer Bundesbehörde gefunden hat und ihren Job sehr mag, plagt sie ein schlechtes Gewissen, zu wenig Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Alleinerziehende Mutter, berufstätig und gläubige Muslimin: Nadias Alltag ist oft voller Spannungen. Dabei vermisst sie ihr Kopftuch. In ihr früheres Leben als öffentlich erkennbare Muslimin will sie aber nicht mehr zurückkehren. Sie hat Ablehnung und Diskriminierung erfahren; es kostet sie zu viel Energie. Ihre Kraft braucht sie zur Bewältigung der alltäglichen Herausforderungen. Also passt sie sich der vermeintlichen "Leitkultur" an, auch wenn es ihr weh tut.
5.2., ZDF, 18.00 Uhr: "Armes reiches Deutschland: Wenn ein Job nicht reicht"
Mit diesem Film von Enrico Demurray endet die vierteilige ZDF-Reihe, die sich der sozialen Ungleichheit und der Frage nach sozialer Gerechtigkeit in Deutschland widmet. Diesmal geht es um Menschen, denen ein Job nicht genügt, um genug Geld zum Leben zu verdienen. Zum Beispiel Andrea M: Morgens um halb vier trägt sie Zeitungen aus, bei Wind und Wetter. Bis sechs ist sie unterwegs. Länger darf sie nicht brauchen, denn um acht beginnt ihr Hauptjob in einer Arztpraxis.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Der Zustelldienst bringt Andrea 400 Euro im Monat. Geld, das sie dringend braucht, um in München über die Runden zu kommen. Denn für immer mehr Menschen reicht ein Gehalt zum Leben nicht aus. Etwa fünf Prozent aller Erwerbstätigen haben einen angemeldeten Zweitjob. Das sind rund zwei Millionen Multijobber, 13 Prozent mehr als noch 2011. Viele von ihnen arbeiten im Hauptberuf vor allem in schlechter bezahlten Tätigkeiten von Handel und Service. Auch Janine Z. aus Duisburg sucht händeringend einen zweiten Job. Vor einem Jahr ging die Beziehung mit dem Vater ihres dreijährigen Sohnes Alesandro zu Ende; seitdem ist sie alleinerziehend. Janine arbeitet in Teilzeit als Einzelhandelskauffrau bei Aldi-Süd in Oberhausen. Eine Vollzeitstelle bekommt sie derzeit nicht. Und von der halben Stelle kann sie nicht leben. Sie würde fast alles machen: putzen, als Kurier fahren - egal. Doch die Arbeitssuche gestaltet sich als schwierig, da sie bei Aldi häufig Überstunden leisten muss. Als Alleinerziehende ist sie nur begrenzt flexibel, was die Arbeitszeiten betrifft. Der Vater des Sohnes unterstützt sie, wo er kann, doch auch er arbeitet im Schichtdienst. Wenn Janine Spätschicht hat, dann holen entweder der Vater oder Oma und Opa den Kleinen ab. Ein zusätzliches Einkommen ist bitter nötig, aber ihren Jungen wird sie dann noch weniger sehen können.
Andrea M. lebt bescheiden, für ihre Wohnung muss sie nur 540 Euro Miete zahlen, dank eines alten Mietvertrages. Aber mit dem Verdienst ihrer Halbtagsstelle in der Arztpraxis reicht es selbst für ein bescheidenes Leben in München nicht. Vor kurzem hat sie eine Aushilfsstelle in einem Obstladen gefunden. Mit diesem Verdienst kann sie sich einen kleinen Luxus leisten: Im Winter muss sie keine Zeitungen mehr zustellen.
6.2., 3sat, 0.10 Uhr: : "37 Grad: So wie du bist"
Etwa 12.000 Kinder behinderter Eltern leben in Deutschland. Als Kleinkinder erleben sie die Behinderung des Elternteils als normal. Sie sind stolz darauf, helfen zu können. Schuldgefühle, Angst und auch Scham entwickeln sich in der Regel erst dann, wenn die Außenwelt, die Clique, die Schule, eine immer wichtigere Rolle spielen. Denn dann sind solche Kinder mit gesellschaftlichen Tabus und Vorurteilen konfrontiert. Roland May stellt einige dieser Kinder vor. Anna-Lena, zum Beispiel, 11 Jahre, demonstriert mit Tausenden anderen vor dem Brandenburger Tor für das Recht auf mehr Selbstbestimmung und für garantierte Hilfe geistig behinderter Menschen. Sie demonstriert auch für ihre eigene Mutter, 35, die unter Auflage einer täglichen Unterstützung das Sorgerecht für Anna-Lena bekommen hat. Die beiden leben in Frankfurt/Oder in einer betreuten Wohnung. Anders als ihre Mutter glaubt sie nicht daran, dass die Aktion in Berlin helfen wird. Der Alltag zuhause von Mutter und Kind sieht einerseits ähnlich aus wie der einer Familie, in der die Eltern nicht behindert sind. Aber es gibt auch große Unterschiede. Ihre Mutter kann jetzt schon kaum noch dem Schulstoff der fünften Klasse folgen, den das Mädchen mit Leichtigkeit lernt und auch mit guten Noten bestätigt bekommt. Anna-Lena erklärt ihrer Mutter Sinn-Zusammenhänge aus Texten, formuliert ihre Briefe und rechnet Summen für anstehende Einkäufe aus.
Die Elfjährige ist Selbstständigkeit gewohnt, kümmert sich um den Einkauf, ihr Schulessen und andere organisatorische Details des täglichen Lebens. Das prägt sie. Die beiden verlassen jeden Morgen gemeinsam das Haus, wenn Anna-Lena zur Schule muss und ihre Mutter zur Arbeit in einer Wäscherei. Die Mutter ist sich ihrer Behinderung bewusst, sie kann gestellte Aufgaben nur einzeln, nacheinander lösen. Bei Gesprächen mit dem Mädchen wird klar, dass sie sich in der Clique ihrer Mitschüler wegen der Behinderung ihrer Mutter nicht immer verstanden fühlt. Ihre fast mütterliche Fürsorge für sie empfindet Anna-Lena als Selbstverständlichkeit. Jana ist 20 und spielt Rollstuhl-Basketball. Sie betreibt den Behindertensport seit früher Kindheit, obwohl es ihr 50-jähriger Vater ist, der den Rollstuhl braucht. Jana kann normal gehen. Für sie ist dieses Mitmachen ein Schritt hin zu ihrem Vater und seinen Möglichkeiten, die Liebe einer Tochter zu ihrem Vater. Die beiden gehen zusammen ins Kino, einkaufen, zum Sport, und sie wohnen zusammen. Sie leben die Inklusion. Doch Jana kommt immer mehr an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Sehr offen erzählt sie davon, wie die Behinderung ihres Vaters ihr eigenes Leben einschränkt. Jana plant, auszuziehen. Der Film über das enge Band zwischen Kindern und ihren behinderten Eltern zeigt, was die Kinder in jungen Jahren leisten und was sie von ihren Eltern lernen. Es wird auch deutlich, dass Kinder Raum für ihre Entwicklung brauchen und welche Konflikte entstehen, wenn sie sich aus diesem engen Band lösen.
6.2., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Ohne Mama, ohne Papa weiterleben"
Samuel hätte seiner Mama noch gerne gesagt, wie sehr er sie liebt. Helena vermisst die doofen Sprüche ihres Vaters. Antonia hat ein altes T-Shirt ihres Papas in ein Kopfkissen verwandelt. Drei Jugendliche, die etwas unendlich Wertvolles verloren haben: den Vater oder die Mutter. Wo eben noch jener geliebte Mensch war, der Liebe und das sichere Gefühl der Geborgenheit schenkte, klafft nun eine Lücke. Wie lernt ein junger Mensch, das Unfassbare zu begreifen, es schließlich zu akzeptieren? Wie verwandelt er Verzweiflung in neuen Lebensmut und konstruktive Kraft?
Reporterin Julia Schöning hat sich auf die Suche gemacht und in einer Trauergruppe in Gelsenkirchen Helena, Antonia und Samuel kennen gelernt. Samuels Mama ist an Krebs, der Vater von Helena und Antonia plötzlich an einem Infarkt gestorben. Fast zwei Jahre lang begleitet sie die jungen Trauernden auf den ersten Schritten jenes Weges, der sie zurück ins Leben führen soll.
7.2., 3sat, 22.25 Uhr: "Jude. Deutscher. Ein Problem?"; 23.10 Uhr: "#uploading holocaust"
"An allem sind die Juden Schuld", textete der Komponist und Kabarettist Friedrich Hollaender in seinem satirischen Gassenhauer schon 1931. Heute erstarkt der Antisemitismus wieder, wie Uli Schneider in dieser Dokumentatino über deutsche Juden auf Identitätssuche feststellt. Es sind nicht nur Rechtsextreme oder Islamisten, die ihnen Angst machen. Es ist der salonfähige Judenhass der Mitte, der laut Julius H. Schoeps, Historiker für europäisch-jüdische Geschichte, so beunruhigend ist: "Der Antisemitismus ist integraler Bestandteil der deutschen Kultur." Im Anschluss zeigt 3sat den Film "#uploading holocaust". Tausende junger Israelis begeben sich jedes Jahr auf eine besondere Klassenfahrt: Die "Reise nach Polen" führt sie in ehemalige Konzentrationslager und Gedenkstätten. Was als Suche jedes Einzelnen nach Spuren seiner Familiengeschichte beginnt, wird mehr und mehr zu einer Art gemeinsamer Pilgerfahrt, die es den Teilnehmern ermöglicht, den Verlust und das Leid ihrer Vorfahren nachzuvollziehen. In einer Zeit, in der es immer weniger Holocaust-Überlebende gibt, die von ihren Erfahrungen berichten können, will die junge Generation das kollektive Trauma vor dem Vergessen bewahren.
7.2., Arte, 23.10 Uhr: "Auf der Flucht: Kinder spurlos verschwunden"
Nach offiziellen Angaben sind in den letzten drei Jahren 10.000 Kinder in Europa verschwunden. Nach inoffiziellen Schätzungen beläuft sich die Zahl auf bis zu 30.000 minderjährige Migranten, die Europa ohne Begleitung von Erwachsenen erreicht haben. In Griechenland, Italien, Deutschland verlieren sich ihre Spuren, und die Behörden melden sie als vermisst. Mehr als 200.000 minderjährige Migranten haben seit 2014 Europa erreicht. Doch nicht alle schaffen es, an ihr Ziel zu kommen. Mangels Geld, aufgrund falscher Informationen und zweifelhafter Kontakte nimmt ihre Reise oft ein vorzeitiges Ende. Wer sind diese Kinder? Wie können sie einfach so verschwinden? Chiara Sambuchi macht sich auf die Suche in Großstädten, an Häfen, in Flüchtlingslagern und geheimen Verstecken. Die jungen Migranten eint die Hoffnung auf ein besseres Leben ohne Gewalt und Hunger, aber auch die Enttäuschung darüber, dass sie von den Erwachsenen nicht immer den Schutz bekommen, der als Minderjährige für sie so wichtig wäre. Stellung nehmen dazu in Brüssel der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff, und der Leiter des Zentrums gegen Menschenhandel bei Europol, Robert Crepinko. Die Realität der Kinder ist nur schwer zu ertragen. Die beiden marokkanischen Brüder Hamada und Ali versuchen in der spanischen Exklave Melilla die hohen Mauern zu überwinden, die sie von den Fährschiffen zum Festland trennen. Mi Lads Eltern haben in Afghanistan einen Schleuser bezahlt, um ihn vor den Taliban in Sicherheit zu bringen. Mohammed wurde wenige Tage vor Drehbeginn vor Sizilien aus dem Meer gerettet. Farid hat es bis zum Bahnhof Roma Termini geschafft und erzählt von den Pädophilen, die die Kinder mit ein paar Euros und der Aussicht auf eine warme Dusche in eines der Hotelzimmer locken. Die 14-jährige Friday Joy aus Nigeria hatte Glück und fand nach Zwangsprostitution Zuflucht in einer speziellen Einrichtung.
8.2., WDR Fernsehen, 22.55 Uhr: "Vietnam - Ein Herz für Kinder"
Diese Reportage ist im wahrsten Sinne des Wortes herzergreifend. Autor Philipp Abresch stellt in seinem Film Claus Ruff vor, einen deutschen Manager und engen Freund des verstorbenen Rupert Neudeck. Ruff hat vor einigen Jahren eine Stiftung gegründet, die mit Spendengeldern aus der deutschen Wirtschaft herzkranken Kindern in Vietnam hilft. Er selbst sucht die Kinder auf dem Land, bringt sie in die Hauptstadt, wo sie von französischen Ärzten operiert werden. Der Film erzählt die Erfolgsgeschichte eines jungen, aufgeweckten Mädchens, das Abresch vor und nach der OP getroffen hat und das nun wieder mit Mut und Plänen in die Zukunft blicken kann.
9.2., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Rainer sucht einen Nachfolger"
Seit 35 Jahren ist Rainer Gresförder stolzer Besitzer eines Metallbaubetriebs. Als junger Mann hat er sich selbstständig gemacht, ganz ohne Kapital und ohne fremde Hilfe. Heute führt er einen mittelständischen Laserbetrieb mit acht Angestellten. Er wird bald 60 Jahre alt und ist nicht mehr gesund. Ihn plagen Allergien, Atemnot und seit kurzem auch Herzrhythmusstörungen. Nun sucht er einen Nachfolger für sein Lebenswerk, denn er weiß: Der Stress im Betrieb ist Gift für seine Gesundheit. Seine Firma gehört zu den 3,3 Millionen Kleinstunternehmen in Deutschland mit unter zehn Beschäftigten. Der demografische Wandel hat auch diese Betriebe im Griff; ein fünftel der Besitzer sind zwischen 60 und 80 Jahre alt. Die eigenen Kinder haben oft andere Pläne und wollen nicht in die Fußstapfen der Eltern treten. Doch den eigenen Betrieb zu verkaufen gehört bei Unternehmern in der Regel nicht zum Lebensplan. Nicht nur die vielen steuerlichen, rechtlichen und finanziellen Fallstricke sind bedrohlich. Irgendwann heißt es Abschied nehmen. Was aber bleibt, wenn der bisherige Lebensinhalt abhandenkommt?