TV-Tipp: "In gefährlicher Nähe" (ARD)

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TV-Tipp: "In gefährlicher Nähe" (ARD)
31.1., ARD, 22.45 Uhr: "In gefährlicher Nähe"
Grieser inszeniert den Film als moderaten Thriller. Er verwendet zwar einige der üblichen Versatzstücke, doch die Spannung lauert in erster Linie hinter den Bildern.

Das Thema ist nicht neu: Anwältin verteidigt mutmaßlichen Mörder, erliegt nach dem Freispruch seinem Charme und findet schließlich Indizien, die auf seine Schuld hinweisen. Einen der fesselndsten Thriller dieser Art hat Richard Marquand 1985 mit Glenn Close und Jeff Bridges gedreht. Das Drehbuch stammte von Joe Eszterhas ("Music Box", "Basic Instinct"), dessen damalige Geschichten stets mit der Schuld des vermeintlich Unschuldigen endeten.

Die Vorzeichen dieses Thrillers von Holger Joos (Buch) und Johannes Grieser (Regie) sind ganz ähnlich: Die junge Juristin Lea (Julia Koschitz), Anwältin in der Kanzlei ihres Vaters (Michael Mendl), soll in ihrem ersten großen Fall den prominenten Medienunternehmer Nick Storm (Matthias Koeberlin) verteidigen. Dessen Ex-Freundin Yvonne (Johanna Klante) beschuldigt ihn, ihr ein starkes Beruhigungsmittel eingeflößt und sie dann vergewaltigt zu haben. Als der Staatsanwalt (Jan Henrik Stahlberg) den Angeklagten mit dem zehn Jahre zurückliegenden Tod einer früheren Freundin konfrontiert, scheinen Lea sämtliche Felle davonzuschwimmen, doch dann gelingt es ihr, den Spieß rumzudrehen und Yvonne als Frau hinzustellen, die sich dafür rächen will, dass Nick Schluss gemacht hat. Nach dem Prozess beginnen Lea und Nick eine Beziehung, doch immer wieder funkt Yvonne dazwischen, der es schließlich gelingt, Zweifel in der Anwältin zu säen. Sie beginnt, Nick mit anderem Blick zu betrachten. Als sie feststellt, dass ihr Vater hinter den Kulissen an diversen Strippen gezogen hat, fühlt sie sich wie eine Marionette in einem abgekarteten Spiel.

Kindheitstrauma mit aktuellen Ereignissen verknüpft

Grieser inszeniert den Film als moderaten Thriller. Er verwendet zwar einige der üblichen Versatzstücke, doch die Spannung lauert in erster Linie hinter den Bildern; "In gefährlicher Nähe" lebt vor allem von der Frage, ob der charismatische Nick tatsächlich der skrupellose Täter ist, als den Yvonne ihn beschreibt. Koeberlin versieht seine Rolle mit der nötigen Mischung aus Liebenswürdigkeit und angedeuteter Abgründigkeit, so dass tatsächlich bis zum Schluss offen bleibt, ob sich Lea in ein Monster verliebt hat. Johanna Klante verkörpert Yvonne ähnlich vielschichtig: Sie scheint Nicks Opfer zu sein, entspricht aber auch exakt jenen Symptomen, die zur Diagnose einer Persönlichkeitsstörung geführt haben. Doch dann entdeckt Lea zufällig, dass der Gutachter (Karl Kranzkowski) ein guter Freund von Nicks Vater ist.

Gerade die suggestive Bildgestaltung (Jürgen Carle) sorgt im Einklang mit der lauernden Musik (Robert Schulte Hemming, Jens Langbein) dafür, dass man sich seiner Sache nie sicher sein kann. Geschickt verknüpft das Drehbuch außerdem ein Kindheitstrauma Leas mit den aktuellen Ereignissen. Und das packende Finale ist dem Genre durchaus angemessen.