Steinadler "Attila" schwebt zum Festgottesdienst ein

Stadionpfarrer Eugen Eckert steht am 12.01.2017 auf einer Treppe zwischen Zuschauertribünen in der Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main.
Foto: dpa/Susann Prautsch
Stadionpfarrer Eugen Eckert in der Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main.
Steinadler "Attila" schwebt zum Festgottesdienst ein
Vor zehn Jahren wurde die Kapelle in der Commerzbank-Arena eröffnet
Für die Fans der Frankfurter Eintracht ist die Kapelle in der Commerzbank-Arena ein beliebter Trau- und Taufort. Zur Jubiläumsfeier am 29. Januar kommt sogar Steinadler "Attila", das Maskottchen der Rot-Schwarzen.
18.01.2017
epd
Dieter Schneberger

Vor zehn Jahren, am 18. Januar 2007, haben die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und das Bistum Limburg die Kapelle in der Frankfurter Commerzbank-Arena in Betrieb genommen. Seitdem wurden dort 105 evangelische Taufen, 25 Trauungen und Hunderte Andachten gefeiert. Außerdem kamen zahlreiche Erwachsene und Jugendliche zusammen, um über Themen wie Fair Play, Gerechtigkeit, Gewalt, Burn-Out, Doping oder Korruption zu diskutieren. "Die Arbeit hat sich unglaublich gelohnt", bilanziert der Mann der ersten Stunde, der evangelische Stadionpfarrer Eugen Eckert.

Nach der Beobachtung des früheren Spielers und Fans des Fußball-Drittligisten FSV Frankfurt ist genau das eingetreten, was einer der Väter des ökumenischen Projekts, der damalige hessen-nassauische Kirchenpräsident Peter Steinacker, vorausgesagt hatte: "dass das Stadion alle Milieus der Gesellschaft anzieht, dass viele Menschen dort wichtige Lebenserfahrungen machen, die auch geistliche Fragen aufwerfen" - und deshalb die Kirchen dort präsent sein müssen.

Die Taufe steht im Zentrum der Kapelle

Unter den Interessenten für eine Taufe oder Trauung seien vor allem Eintracht-Fans, aber auch die rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadion Frankfurt Management GmbH, berichtet Eckert, der neben seinem Pfarrerjob seit Anfang dieses Jahres mit einer halben Stelle auch als Sportreferent der Evangelischen Kirche in Deutschland tätig ist. Sie schätzten es vor allem, dass in der Kapelle die Taufe im Zentrum des Gottesdienstes stehe. Für dieses Jahr seien bereits sieben Taufen und zwei Trauungen angemeldet worden. 

Eugen Eckert in der Stadionkapelle in der Commerzbank-Arena.

In der Kapelle finden darüber hinaus vor allen Spielen der Frauen- und Männer-Fußballnationalmannschaft Andachten statt, wie der 62-jährige Theologe, Musiker und langjährige Studierendenpfarrer hervorhebt. Außerdem seien mit der Gesprächs- und Diskussionsreihe "Anstoß" über mehrere Jahre zahlreiche Referenten und Gäste aus Kirchen, Sport, Wissenschaft und Medien in den rund 80 Quadratmeter großen Andachtsraum im Bauch der Arena gelockt worden.

Die Kapelle wurde von dem Stuttgarter Kunstprofessor Werner Pokorny gestaltet. Von ihm stammen der Altar, das Lesepult, drei Kerzenleuchter, ein Tauf- und Weihwasserbecken und ein Regal aus rotbraunem afrikanischem Plantagenholz sowie das schlichte Glaskreuz an der Stirnseite und die 28 Stühle aus Edelstahl. Deren rot-schwarze Lackierung erinnert an die Vereinsfarben der Frankfurter Eintracht.

Der Wunsch von Eckert, Steinacker und dem katholischen Mitinitiator Klaus Kröll, vor jedem Heimspiel der Frankfurter Eintracht in der Kapelle einen Gottesdienst anzubieten, ging allerdings nicht in Erfüllung. Für den früheren Eintracht-Boss Heribert-Bruchhagen sei es zu unsicher gewesen, die im hermetisch-abgeriegelten VIP-Businessbereich liegende Kapelle für die Allgemeinheit zu öffnen, erläutert Eckert. Dies ändere sich womöglich bald, denn er befinde sich "in guten Gesprächen" mit Eintracht-Vorstandsmitglied Axel Hellmann.

Den Anstoß zur Einrichtung der Kapelle hatten der Arbeitskreis Kirche und Sport der hessen-nassauischen Kirche und der Eintracht-Fan Steinacker gegeben. Der Umbau des Raumes, der während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Presse zur Verfügung stand, und die künstlerische Ausstattung verschlangen rund 100.000 Euro. Sie wurden je zur Hälfte von der hessen-nassauischen Kirche und dem Bistum Limburg aufgebracht. Da die katholische Kirche den Raum nicht geweiht hat, können dort auch keine katholischen Taufen und Trauungen stattfinden.

Zum Jubiläum laden Pfarrer Eckert und Stadionchef Patrik Meyer am 29. Januar um 15 Uhr in die Haupttribüne der Commerzbank-Arena ein. Zum Predigtteil kommt Falkner Norbert Lawitschka mit Steinadler "Attila", dem Maskottchen von Eintracht Frankfurt, dazu. "Hintergrund ist, dass Attila schon mehrfach von Taufeltern als Taufbeistand für ihre Kinder engagiert worden ist", sagt Eckert. Zu den Mitwirkenden im Gottesdienst zählen auch Christine Kumpert, Geschäftsführerin des FairPlay-Forums im Hessischen Fußballverband, und Matthias Thoma, Leiter der Eintracht-Museums. Für die Musik sorgen die Band "Habakuk" und der Musikverein Harheim mit Stadionchef Meyer am Schlagzeug.