Diesmal scheint es das Leben allerdings zur Abwechslung mal gut mit ihnen zu meinen, auch wenn Günther (Rohde), gelernter Tierpfleger, und Wolfgang (Pistor), ehemals Verkäufer für Herrenoberbekleidung, mit ihrer neuen Geschäftsidee gleich wieder zu scheitern drohen: Die Sachbearbeiterin im Jobcenter, Frau Gottschalk (Ramona Kunze-Libnow), verwehrt ihnen die nötige Starthilfe für ihren T-Shirt-Druck, weil sie sich weder vom ausgeklügelten Businessplan noch von Entwürfen wie "Hartz aber herzlich" überzeugen lässt. Prompt sieht der impulsive Günther rot, und weil er dann auch noch in einen Farbeimer tritt, malt er kurzerhand "Bratze" auf das Auto der Frau. Voller Zorn läuft sie auf die Straße, wird im letzten Moment von Wolfgang vor einem LKW gerettet und revanchiert sich mit einer großen Geste: Kurz zuvor hat sie von Günthers gleichfalls langzeitarbeitsloser Nachbarin Johanna (Kathi Angerer) die korrekten Antworten für die nächste Ausgabe von "Quiz Doppel" bekommen, einer beliebten TV-Quizshow, in der die Sieger eine Million Euro gewinnen; Johanna hatte dort ein Praktikum gemacht. Auch wenn Frau Gottschalk den Freunden nur die Antworten für die ersten drei Fragen überlassen hat, wähnen sich die bescheidenen Männer am Ziel ihrer Wünsche: Mehr als 4.000 Euro, das Startkapital für ihre Firma, wollen sie gar nicht. Doch der Weg ins Glück entpuppt sich als Achterbahnfahrt, in deren Verlauf die beiden ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle durchleben.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Sehr sympathisch ist auch die Art und Weise, wie Haebs Helden auf ihr kleines Glück reagieren: Eigentlich haben sie sich fest vorgenommen, nach der dritten Runde auszusteigen, aber dann lässt sich Günther gleich zweimal von der Begeisterung des Publikums mitreißen. Murnberger gelingt das Kunststück, schon die ersten Fragerunden spannend zu inszenieren; für die beiden weiteren gilt das erst recht. Clever ist auch die Idee, die Freunde mit einem Spießerpaar aus Unna zu konfrontieren, das ihnen den Erfolg nicht gönnt und nun nach Beweisen sucht, dass sie geschummelt haben. Deshalb unterbindet Frau Gottschalk auch die zaghafte Romanze zwischen Günther und Johanna, um den Redakteur (Alexander Scheers) von "Quiz-Doppel" nicht noch in seinem Verdacht zu bestärken; Günthers Nachbarin hatte die Antworten mitgehen lassen, weil der Sender ihr keinen Job geben wollte. Und so muss sich Haeb, der seinen beiden Helden wunderbare Dialoge geschrieben und sich für Rohde einige witzige Slapstickmomente ausgedacht hat, nur einen Vorwurf gefallen lassen: Die Rolle für Cristina Do Rego als Wolfgangs Tochter ist viel zu klein; wie schon in "Ein Schnitzel für alle" genügen ihr allerdings wenige Auftritte, um nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.