14.1., 3sat, 22.00 Uhr: "Orchester im Exil"
Regisseur Josh Aronson erzählt in seinem Dokumentarfilm die Geschichte des gefeierten polnischen Violinisten Bronislaw Huberman, der einige der weltgrößten Musiker vor den Nazis rettete. Unter Mithilfe von Albert Einstein und Arturo Toscanini gelang es ihm, fast tausend Musikern die Flucht nach Palästina zu ermöglichen. Mit ihnen zusammen gründete er das Palestine Symphony Orchestra, das heute als Israel Philharmonic Orchestra Weltruhm genießt. Aronsons schildert in Interviews mit Itzhak Perlman, Zubin Mehta, Joshua Bell sowie in nachgespielten Szenen die Geschichte dieses Orchesters und mit ihr die unglaubliche Biografie eines Mannes, der sich von einem karrierebewussten Star-Violinisten zu einem politischen Humanisten wandelte. Mit seinem Palestine Symphony Orchestra rettete er nicht nur vielen Menschen das Leben, er bewahrte auch ein riesiges kulturelles Erbe.
15.1., ZDF, 18.00 Uhr: "Armes reiches Deutschland: Kein Geld für Kinder"
Fast jedes fünfte Kind in Deutschland gilt als arm oder armutsgefährdet. Mit am stärksten betroffen sind Kinder Alleinerziehender. Michael Beck schildert in dieser ersten von vier Reportagen, wie das Leben und der Alltag dieser Kinder aussehen. Zwei Alleinerziehende, eine Familie mit Drillingen und eine Familie mit Migrationshintergrund, gewähren Einblick in ihren Alltag. Wie geraten Familien in diese Notlage? Haben sie sich damit abgefunden oder versuchen sie, ihr zu entkommen? Wie erleben betroffene Kinder ihre Armut? Wie prägt sie das tägliche Leben der Familien? Wie reagiert ihre Umgebung darauf? Zu den Protagonisten gehört unter anderem Andrea. Sie wohnt mit ihren sechs Kindern in einem Reihenhaus. Die 44-Jährige würde gern als Hauswirtschafterin arbeiten gehen, aber der dafür erforderliche Kurs an der Volkshochschule kam nicht zustande. Die Familie lebt von Hartz IV, Kindergeld und Unterhaltsvorschuss. Im Urlaub war Andrea zuletzt vor drei Jahren. Sie versucht alles, um die Wünsche der Kinder zu erfüllen. Während der Dreharbeiten kommt die neunjährige Matilda mit einem Elternbrief nach Hause. Für das Weihnachtsfrühstück in der Schule soll jedes Kind zehn Euro mitbringen. Aber kurz nach Monatsmitte sind in der Haushaltskasse nur noch etwas mehr als 100 Euro, zu wenig für ungeplante Ausgaben. Andrea muss absagen. Die weiteren Teile folgen an den kommenden Sonntagen.
15.1., Arte, 23.20 Uhr: "800 Jahre Dresdner Kreuzchor"
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Der Dresdner Kreuzchor ist als einer der ältesten und bekanntesten Knabenchöre der Welt in der sächsischen Hauptstadt eine feste Institution. Die Ursprünge der singenden Knaben lassen sich über 800 Jahre zurückverfolgen. Aus den Anfangszeiten ist wenig bekannt, vieles lässt sich nur vermuten. In 800 Jahren Kreuzchorgeschichte ist viel geschehen: Könige und Regierungen wechseln, Kriege zerstören die Gotteshäuser und manchmal auch die Moral der Sängerknaben. Im Siebenjährigen Krieg werden Kreuzschüler zum Militärdienst gezwungen. Doch Kantor Homilius führt den Chor dennoch zu Glanzleistungen. Die Kruzianer müssen sich mit theologischen Zwängen und sittlichem Verfall auseinandersetzen, wechselnde Diktaturen überstehen und durch all die Jahre die künstlerische Qualität ihres Chores bewahren. Acht Kruzianer haben sich für die Filmautorin Heike Bittner auf die Suche nach den Ereignissen begeben, die die lange Geschichte des Chores prägten. In Zweierteams durchforsten sie Archive, treffen sich mit Historikern, treffen Zeitzeugen der jüngeren Geschichte und nehmen uns mit in ihr Alltagsleben. Es ist geprägt vom Heimweh der Jüngeren, von den anstrengenden Proben nach der Schule, aber auch vom Zusammenhalt unter den Jungs, von der ungebrochenen Freude am Singen und vom Stolz, Kruzianer zu sein und zu einer Gemeinschaft zu gehören, die sich ganz in den Dienst der Musik gestellt hat. Das gilt auch für den Film; unter anderem erklingen die liturgischen Gesänge des Mittelalters über die großen Chorwerke von Homilius, Schütz und Bach bis hin zu moderner Literatur, alles gesungen vom Kreuzchor. Auf diese Weise ist der Film eine Zeitreise durch Geschichte und Musik; eine Suche nach den Ursprüngen und Wurzeln.
16.1., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: 20-40-60"
In der zweiten Folge ihrer dokumentarischen Langzeitbeobachtung lässt Dominique Klughammer die Vierziger Zwischenbilanz ziehen. Anja ist Kinderärztin in Berlin, Single und ungewollt kinderlos. Ihr Leben ist anders verlaufen als geplant. Emotionalen Rückhalt und Geborgenheit findet sie bei ihren Freunden, den Eltern, der Schwester und vor allem in ihrer Arbeit. Sie hat sich als Kinderärztin dem Engagement für Ärzte ohne Grenzen verschrieben, eine gefährliche Arbeit in Krisengebieten. Sie hat vor jedem Einsatz Furcht, doch gleichzeitig sucht sie die Herausforderung. Die Reportage begleitet Anja bei einem Einsatz im Kongo. Für Corina und Markus ist ein Leben ohne Kinder dagegen unvorstellbar. Sie haben sich mit 17 in der Tanzschule kennengelernt. Nun sind ihre vier Kinder im Alter zwischen zwei und fünfzehn Jahren der Mittelpunkt ihres Lebens. Aber der Alltag ist turbulent und chaotisch, die Organisation klappt nur mit eng getaktetem Terminkalender, Aufgabenteilung und guten Nerven. Die werden jetzt noch mehr auf die Probe gestellt, denn die Familie plant einen aufwendigen Anbau an ihr Reihenhaus. Vierter Protagonist ist Michael. Er hat schon viel gesehen von der Welt und war unter anderem bei der Fremdenlegion. Jetzt sucht er eine Festanstellung als Facharbeiter im Hamburger Hafen und eine eigene Wohnung. Außerdem will er wieder mehr Kontakt zu seiner elfjährigen Tochter. Klughammer begleitet die Pläne mit gewissen Zweifeln: Irgendwann wird sich Michael wieder dem Fernweh ergeben.
16.1., Bayerisches Fernsehen, 21.00 Uhr: "Lebenslinien: Verena Bentele"
Verena Bentele ist die erste Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, die wirklich weiß, wovon sie spricht: Sie ist seit Geburt blind. Das hindert sie allerdings nicht daran, mit vier Jahren Skifahren zu lernen, später als Biathletin zwölf Goldmedaillen bei den Paralympics zu gewinnen oder als Behindertenbeauftragte das durchgetaktete Leben einer Politikerin zu führen. Ende 2013 bekommt Bentele einen folgenreichen Anruf: Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales, will sie als Behindertenbeauftragte in ihrem Team. Ein solcher Karrieresprung wäre wohl für jeden eine Herausforderung; erst recht aber für eine Frau, die blind ist, selbst wenn sie so viele sportliche Erfolge vorzuweisen hat. Dabei schien ihre Karriere durch einen schweren Unfall 2009 bei den deutschen Meisterschaften schon zu Ende zu sein, doch sie kämpfte sich wieder nach oben und gewann kurz darauf bei den Paralympics in Vancouver fünf Mal Gold. Danach beendet sie ihre sportliche Laufbahn. Stattdessen hält sie Vorträge und Coachings, schreibt ein Buch und macht ihren Magisterabschluss in München; bis Nahles’ Anruf ihrem Leben eine neue Richtung gibt. Sie zieht nach Berlin und muss sich in der völlig neuen Umgebung zurechtfinden, weit weg von Familie und Freunden. Immer wieder muss sie Niederlagen einstecken, darf ihr Engagement und ihre Leidenschaft aber dennoch nicht verlieren; Herausforderungen, auf die sie ihr Sportlerleben ganz gut vorbereitet hat.
17.1., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: 20-40-60"
Teil drei der Langzeitbeobachtung von Dominique Klughammer gilt den Menschen in ihren Sechzigern, die sich fragen: Was kommt jetzt noch? Neustart oder Lebensabend? Ein typischer Fall ist das Ehepaar Hans und Ria aus Dormagen. Die drei Kinder sind aus dem Haus, es ist leer geworden und viel zu groß. Die beiden wollen ihr Leben noch einmal komplett umstellen. Sie haben ein großes Mehrgenerationen-Wohnprojekt initiiert. Baugrund ist vorhanden, interessierte Mitbewohner auch, nun kann es losgehen. Hans ist als freischaffender Journalist immer noch aktiv, Ria hat seit 30 Jahren Multiple Sklerose, aber von der Krankheit lässt sie sich nicht unterkriegen. Auch Brigitte hat einen Traum: eine Reise nach Paris. Davon ist sie allerdings weit entfernt: Ihr Wecker klingelt morgens um 3.30 Uhr; sie ist Kinderkrankenschwester. Vor Schichtbeginn ihren demenzkranken Mann versorgen. Das kinderlose Paar ist seit vierzig Jahren verheiratet; "in guten wie in schlechten Zeiten" ist für Brigitte in Versprechen, das sie halten will. Das leben von Kerstin sieht denkbar anders aus: Sie ist vor zwei Jahren Miss 50plus Germany geworden und arbeitet erfolgreich als Best-Ager-Model. Aktiv zu sein ist ihr wichtig, denn seit ihrer Brustkrebserkrankung ist sie frühverrentet. Wie schon in ihren Filmen über die Zwanziger und die Vierziger erkundigt sich Klughammer nach den Träumen und Hoffnungen, aber bei den Sechzigern hat diese Frage natürlich eine ganz andere Dimension.
17.1., Vox, 20.15 Uhr: "Die wunderbare Welt der Kinder – wir sind 4!"
Für Erwachsene ist es selbstverständlich, wie Menschen miteinander umgehen. Kinder müssen sich Sozialverhalten jedoch erst aneignen. Das passiert vor allem im Alter von vier bis fünf Jahren. Dann erleben Kinder Freundschaft, Mitgefühl oder auch Streit zum allerersten Mal. Diese vielleicht spannendste Phase der menschlichen Entwicklung ist eine Zeit, in der sich Persönlichkeiten ausprägen und die damit richtungsweisend für das gesamte Leben sein kann. Mit Hilfe mobiler Kameras beobachten Entwicklungspsychologen in dieser zweiteiligen Dokumentation, zehn Mädchen und Jungen, die einander zum ersten Mal begegnen. Dabei sind sie komplett auf sich allein gestellt, denn die Eltern sitzen neben den Psychologen am Monitor.
18.1., Arte, 20.15 Uhr: "Señor Kaplan"
Als Jacobo, der Titelheld der Tragikomödie "Señor Kaplan", mit 76 Jahren Bilanz zieht, stellt er fest, dass er wirklich große Dinge in seinem Leben noch nicht vollbracht hat. Doch dann bietet sich dem alten Juden, der als polnisches Kind mutterseelenallein vor den Nazis nach Uruguay geflohen ist, unverhofft die Gelegenheit, die Welt zu einem besseren Ort zu machen: Erst erzählt ihm seine Enkelin von einem alten Deutschen, der eine Strandbar betreibt, dann sieht er im Fernsehen eine Dokumentation über untergetauchte Nazi-Größen in Südamerika; der Rest ist eine Sache des gesunden Menschenverstands. Fortan wird die Jagd auf den Deutschen zur fixen Idee. Wie einst die Agenten des Mossad will er den Mann mit Hilfe seines treuen Sancho Pansa überwältigen und nach Israel überführen. Die 1997 angesiedelte Geschichte ist ein großartiger Filmstoff, der Álvaro Brechner, selbst Nachkomme eines polnischen Flüchtlings, alle Möglichkeiten offen lässt. Das dramatische Potenzial liegt auf der Hand, aber gerade den Auftakt gestaltet der für seine Kurzfilme international vielfach ausgezeichnete Regisseur aus Montevideo trotz der melancholischen Gedanken über die Lebensbilanz ausgesprochen kurzweilig: Dem bedauernswerten Jacobo unterlaufen einige Missgeschicke, die ihn erkennen lassen, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, um seinem Dasein eine Bedeutung zu geben. Das ist natürlich eigentlich gar nicht komisch, aber Hauptdarsteller Héctor Noguera versieht den alten Mann in diesen Szenen mit einer Würde, die in krassem Kontrast zu seinen Erlebnissen steht; und das ist sehr witzig.
18.1., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "die story: Russlands Arbeitssklaven"
Sergey Khlivny aus dem nordrussischen Murmansk lebte fast 18 Jahre als Sklave, ausgebeutet in einer Ziegelei in Dagestan, später dann als Ziegenhirte in den Bergen des Kaukasus. Befreit wurde er schließlich von Freiwilligen der Hilfsorganisation "Alternativa", die sich dem Schicksal vieler Arbeitssklaven in Russland und den Ländern der ehemaligen UdSSR annimmt. Zwangsarbeit ist in Russland zwar verboten, dennoch häufig: Nach absoluten Zahlen steht Russland auf der jüngsten Liste der australische Menschenrechtsorganisation "Walk Free Foundation" auf Platz 7 (über eine Million Zwangsarbeiter), relativ nach Einwohnerzahl ist es immerhin noch Platz 16. Die Autoren sind auch mit Helfern der Organisation "Civil Assistance" unterwegs. Sie treffen in Moskau Menschen aus allen Teilen des Landes, die eine normale Arbeit suchten und als Sklaven endeten, meist auf Baustellen der Metropole. Der Film dokumentiert, wie Anwälte und Sozialarbeiter versuchen, Sklaverei auf die Tagesordnung des Parlaments zu setzen, und beschreibt, warum sich Polizei und Politik so schwer mit dem Thema tun.
18.1., WDR Fernsehen, 23.40 Uhr: "Kenia: Die Brücke der kleinen Wunder"
Manchmal braucht man Wunder, besonders wenn man in Afrika lebt, und die gibt es an einer Brücke in Nairobi. Sabine Bohland hat die Menschen, die hier leben, ein Jahr lang begleitet. Ihr Film erzählt von ihren täglichen Aufgaben, Plänen und Sorgen und von ihren Träumen. Er beginnt
2015. Das war ein besonderes Jahr in Kenia: Barack Obama und Papst Franziskus waren zu Gast. Bohland konzentriert sich jedoch auf die kleinen Leute: auf Imbissbudenbesitzer Cornelius Mogaka, der ein kleines Restaurant mit Kino eröffnen will, und auf den Studenten Saidi Abdallah, der Journalistik studiert und kurz vor dem Abschluss steht. Trotzdem spielt auch Franziskus eine Rolle, denn Gemüsefrau Jacky Nyaboke hat mit dem Besuch des Kirchenoberhauptes ganz spezielle Erwartungen verknüpft.
18.1., Bayerisches Fernsehen, 22.00 Uhr: "Macht und Ohnmacht"
Es ist ein bisher einmaliger Vorgang in Deutschland: Ein Bischof der katholischen Kirche veranstaltet zusammen mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs und körperlicher Misshandlung eine gemeinsame Pressekonferenz. Es geht um die Aufarbeitung der Taten bei den weltberühmten Regensburger Domspatzen. Mehr als 420 Jungen waren über Jahrzehnte hinweg von den Übergriffen betroffen. Lange Jahre hat man ihnen nicht geglaubt, sie teils der Lüge bezichtigt, die Aufklärung verhindert. Robert Probst und Peter Schmitt sind zwei dieser Betroffenen. Sie sitzen mit Bischof Rudolf Voderholzer zusammen bei der Pressekonferenz. Acht Monate lang haben sie intensiv an einem Konzept gearbeitet, wie die Taten aufgearbeitet werden können, wie die Opfer anerkannt werden können. Eckhart Querner und Christian Wölfel haben die beiden von Beginn der Aufarbeitung an begleitet, haben verfolgt, wie lange sie für die Anerkennung kämpfen mussten, und wie weitreichend die Einigung mit dem Bistum Regensburg ist. Doch ist das alles? Es stellen sich immer noch Fragen: Warum geschieht dies erst sechs Jahre nach dem weltweiten Aufdecken des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche? Liegt es am früheren Domkapellmeister bei den Domspatzen, Georg Ratzinger, dem Bruder des emeritierten Papstes Benedikt XVI.? Welche Rolle spielt Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller als Präfekt der Glaubenskongregation und damit an oberster Stelle zuständig für Missbrauchsfälle? Er war damals immerhin Bischof von Regensburg.
Und: Tut sich die katholische Kirche immer noch schwer mit der Aufarbeitung? Wo hakt es? Was sagen Wissenschaftler über die Psyche der Täter? Die beiden Filmemacher machen sich mit Betroffenen und Experten auf die Suche nach Antworten.
19.1., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Die Chemo-Chicas"
Es ist ein sonniger Tag im Mai, als Steffi zum ersten Mal den Knoten in ihrer Brust fühlt. Die Diagnose steht ein paar Tage später fest: Brustkrebs. Ab jetzt gehört der Gang in die Chemo-Ambulanz des Essener Klinikums zu Steffis Alltag. Sie ist ständig an einem Ort, an dem sie nicht sein möchte. Ihr Mann Erich ist, so oft er kann, an ihrer Seite. Und doch ist sie viele Stunden allein, bis sie in der Ambulanz Elke, Mandy, Silke und Jenni trifft. Sie alle haben Brustkrebs. Sie alle finden: Die Krankheit ist gemeinsam besser zu ertragen. Und schnell steht auch der Name der Gruppe fest: Die Chemo-Chicas. Ihr Motto? Dem Herrn Krebs den Stinkefinger zu zeigen. Denn alles ist besser als tot!
Jenni ist die Jüngste, gerade mal 29 Jahre alt. Ihr Brustkrebs hat sie in die Wechseljahre katapultiert und ihren Plan zerstört, irgendwann eine Familie zu gründen. Das Leben der fünf Frauen ist wie eine Achterbahn. Der eine Tag ist voller Zuversicht, dann wieder kommen die Ängste, die Zweifel und die schlechten Nachrichten. So auch bei Silke. Eigentlich dachte sie, sie hätte das Schlimmste überstanden, doch dann finden die Ärzte eine vermeintliche Metastase.
Am besten helfen in solchen Krisen können die anderen Chemo-Chicas. Die eine hat schon erlebt, was der anderen noch bevorsteht. Sie wissen, wann man Unterstützung oder aber einfach seine Ruhe braucht. Für die Männer an ihrer Seite ist das nicht immer einfach. "Menschen hautnah" hat die fünf Frauen ein halbes Jahr lang begleitet.
19.1., WDR Fernsehen, 23.25: "Gott und die Welt: Gottlos glücklich"
Jens ist überzeugter Atheist. Den "lieben Gott" braucht er nicht. Der Unternehmensberater aus Leipzig ist, wie die Mehrheit der Ostdeutschen, ohne Kirche und Religion aufgewachsen. Sind die Ostdeutschen deshalb amoralischer oder weniger anständig als die christlichen Westdeutschen? Studien legen nahe: Ihr Leben ist nicht weniger sinnhaft, sie setzen sich nicht weniger für die Gemeinschaft ein und sie sind auch nicht weniger interessiert an ethischen Fragen. Jens Tobias jedenfalls hat bis heute keinen Gott gebraucht. Weder in schönen Zeiten noch in den schweren. Man muss sich selbst helfen, findet er. Und auf die Menschen bauen, die einen umgeben: die Freunde, die Familie. Auf die Hilfe eines überirdischen Wesens sollte man auf jeden Fall nicht warten. Auch Bettina Göbel dachte lange, keinen Gott zu brauchen. Getauft wurde sie, konfirmiert auch. Aber danach wurde die Entfremdung immer größer. Die Arbeit in ihrer Tierarztpraxis und auf dem Bauernhof, die Erziehung der Tochter: Da blieb überhaupt keine Zeit mehr, über Religion nachzudenken. Doch dann starb ganz plötzlich ihr Mann und nach und nach kam der Glauben zurück, den sie seit ihrer Kindheit vergessen hatte. Heute kann sich Bettina Göbel ein Leben ohne Gott und Kirche überhaupt nicht mehr vorstellen. David Gern stellt in seinem Film zwei Menschen vor, die symptomatisch für zwei Parallel-Entwicklungen in unserem Land stehen: die zunehmende Säkularisierung einerseits und die wieder erstarkende Sehnsucht nach Glauben und Religion andererseits. In dem Film treffen beide aufeinander: Bettina Göbel wird nach Leipzig fahren und Jens Tobias besuchen, um mit ihm zu reden: über das Leben, das Sterben und über den lieben Gott, der ja wahrscheinlich gar nicht existiert. Eine spannende Begegnung zweier Menschen, die, jeder auf seine Weise, ziemlich typisch sind für unsere Gesellschaft.
20.1., Arte, 20.15 Uhr: "Freistatt"
Vor einigen Jahren hat das ZDF mit dem düsteren Film "Und alle haben geschwiegen" an die verdrängte Geschichte der deutschen Heimkinder in den Fünfziger- und Sechzigerjahren erinnert. Das Drama basierte auf dem Sachbuch "Schläge im Namen des Herrn" von Peter Wensierski. Auch Marc Brummund hat sich für seinen Film "Freistatt" durch den "Spiegel"-Autor inspirieren lassen. Pate für seinen Kinofilm war allerdings Wolfgang Rosenkötter. Er war ein Zögling der Diakonie Freistatt im niedersächsischen Kreis Diepholz. Das kirchliche Fürsorgeheim galt als eines der härtesten seiner Art: Die oft aus fadenscheinigen Gründen eingelieferten Jugendlichen mussten bis zur Erschöpfung Torf stechen und waren der Willkür ihrer Aufseher ausgeliefert, die mit Pädagogik wenig im Sinn hatten. Brummund siedelt die Handlung in den späten Sechzigerjahren an. Der Film beginnt mit viel Zeitgefühl und Aufbruchstimmung; das ändert sich abrupt, als Wolfgang nach Freistatt kommt, weil sein gewalttätiger Stiefvater ihn loswerden will. Die Geschichte ist freudlos, aber der Film ist hervorragend. Neben der ausgezeichneten Bildgestaltung und der vortrefflichen Musik beeindruckt "Freistatt" vor allem durch die Führung der Darsteller.