8.1., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Gutes Leben - ohne Konsum?"
Junge Familien verweigern sich immer öfter bewusst der größeren Anschaffung von Konsumgütern und Besitz, weil sie ihr Leben nicht mit Geldverdienen verbringen wollen. Patrick Stijfhals stellt zwei Paare vor, die "aus diesem Rad von Arbeit, Erschöpfung und Konsum" ausbrechen wollen: Katharina und Kolja sind trotz guter Ausbildung nicht ins "normale" Berufsleben gestartet. Sie haben sich entschieden, zusammen mit Tochter Clara in ein winziges, selbstgebautes Holzhaus zu ziehen. Die Familie möchte mit so wenig wie möglich auskommen. Kleine Jobs sollen die Grundbedürfnisse abdecken. Sie arbeiten so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Auch Flo und Alina folgen dem Prinzip "weniger ist mehr". Sie haben ihre Ersparnisse aufgelöst und leben mit ihren beiden Töchtern in einer Jurte. Die beiden jungen Familien verzichten auf Besitz, um Zeit und Freiheit zu gewinnen. Sie wollen herausfinden, was sie wirklich zum Leben brauchen, und was ihnen wichtig ist. Die Reportage dokumentiert ihr erstes Jahr im neuen, fast konsumfreien Leben.
9.1., ARD, 23.30 Uhr: "Geschichte im Ersten: Bubis - Das letzte Gespräch"
Deutschland 1992. In Rostock-Lichtenhagen brennt das Sonnenblumenhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben. Anwohner applaudieren und befeuern die rechtsradikalen Brandstifter. Als der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland den Tatort besucht, kann er seine innere Bewegung kaum verbergen. Ignatz Bubis ist schockiert und erschüttert angesichts der schieren Gewalt. Ein lokaler CDU-Politiker findet, dass Bubis hier nichts zu suchen habe, seine Heimat sei doch Israel. Wenige Monate vor seinem Tod gibt Ignatz Bubis im Jahre 1999 sein letztes Interview. Seine Lebensbilanz ist unüberhörbar: "Ich habe nichts oder fast nichts erreicht." Das Gespräch mit den beiden Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann erscheint im stern und entfacht eine heftige Debatte. Es wird ein Gespräch über Angst, Schuld, Deutschland und sein Leben als Jude in Deutschland. Bubis sinnt nach über die Macht des Zufalls und spricht über die Deutschen und ihren Umgang mit dem Holocaust. Bis heute gilt dieses Interview als Bubis' Vermächtnis. Die unmittelbare Erfahrung seiner Desillusionierung und seiner Einsamkeit werden zum Ausgangspunkt der Erzählung. Für die Dokumentation von Johanna Behre und Andreas Morell wurde das letzte Interview mit dem Schauspieler Udo Samel als Ignatz Bubis in Szene gesetzt. Es bildet den Rahmen des Films. Interviews mit Bubis' Tochter Naomi in Tel Aviv, den Journalisten Michael Stoessinger und Rafael Seligmann, mit Weggefährten wie Salomon Korn, Michel Friedman und Daniel Cohn-Bendit entwerfen ein intimes und umfassendes Porträt. Ihre Erinnerungen und Archiv-Sequenzen führen zurück: in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich Ignatz Bubis als Immobilieninvestor in Frankfurt am Main etablierte und recht bald als "jüdischer Spekulant" angegriffen wurde sowie in die Jahre seines politischen Engagements als "deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens", als Brückenbauer, als Mahner und "moralische Autorität" im Kampf gegen Fremdenhass und Antisemitismus. Entstanden ist dabei eine intensive Annäherung an einen streitbaren, engagierten Deutschen, der die deutsche Gesellschaft, in der er lebte, zu Lebzeiten nicht in Ruhe ließ. Der unbequem war, der sich angesichts von ausländerfeindlichen, rassistischen und antisemitischen Äußerungen, Ausschreitungen und rechtsradikalen Wahlerfolgen einmischte und seine Stimme erhob. Am erschreckendsten ist jedoch die Aktualität seines Vermächtnisses: Bubis' fast zwanzig Jahre alten Bilanzen und Prognosen sind Gegenwart.
9.1., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: 20-40-60"
Für ihre dreiteilige dokumentarische Langzeitbeobachtung hat Dominique Klughammer zwei Jahre lang Menschen aus drei Generationen begleitet. Die Autorin will wissen: Was bewegt ihre Protagonisten, was wollen sie erreichen? Durch welche Höhen und Tiefen werden sie in dieser Zeit gehen? Die Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten und der sozialen Lebenssituationen geben emotionale Einblicke in Lebensentwürfe unserer Zeit. Folge eins stellt die Zwanziger Max, Ehsan und Antonia vor. Max will Sternekoch werden, Ehsan träumt von einer Karriere als Schauspieler, und Antonia will für ein Jahr in ein Kinderheim auf den Philippinen. Max lebt in Neubrandenburg, er hat eine tragische Kindheit hinter sich. Die Mutter stirbt an Krebs, als er elf Jahre alt ist, sein Vater verfällt daraufhin dem Alkohol. Max ist der mittlere Sohn, sein jüngerer Bruder und er kommen ins Heim. Bei einem Schulpraktikum entdeckt er sein Talent und seine Begeisterung fürs Kochen. Seine Lehre ist vorbei, er träumt davon, Sternekoch zu werden. Antonia ist in einem beschaulichen 150-Seelen-Dorf in Franken aufgewachsen. Ein harmonisches Familienleben mit den Eltern, der kleinen Schwester und der Großmutter. Doch Antonia will die heile Welt verlassen, sie sucht das exotische Abenteuer. Sie hat ein sehr gutes Abitur gemacht und will nun ein Freiwilliges Soziales Jahr auf den Philippinen in einem Kinderdorf absolvieren. Dort leben Straßenkinder, deren Eltern drogenabhängig sind oder als Prostituierte arbeiten, zum Teil sind es Waisen, die traumatisiert sind. Ehsan hat einen Realschulabschluss, er spielt in einer Band. Sein großer Traum: ein Künstlerleben als Schauspieler oder Musiker. Zahlreiche Bewerbungen waren erfolglos, aber Ehsan glaubt weiterhin an sein Talent.
10.1., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: 20-40-60"
In der zweiten Folge ihrer dokumentarischen Langzeitbeobachtung lässt Dominique Klughammer die Vierziger Zwischenbilanz ziehen. Anja ist Kinderärztin in Berlin, Single und ungewollt kinderlos. Ihr Leben ist anders verlaufen als geplant. Emotionalen Rückhalt und Geborgenheit findet sie bei ihren Freunden, den Eltern, der Schwester und vor allem in ihrer Arbeit. Sie hat sich als Kinderärztin dem Engagement für Ärzte ohne Grenzen verschrieben, eine gefährliche Arbeit in Krisengebieten. Sie hat vor jedem Einsatz Furcht, doch gleichzeitig sucht sie die Herausforderung. Die Reportage begleitet Anja bei einem Einsatz im Kongo. Für Corina und Markus ist ein Leben ohne Kinder dagegen unvorstellbar. Sie haben sich mit 17 in der Tanzschule kennengelernt. Nun sind ihre vier Kinder im Alter zwischen zwei und fünfzehn Jahren der Mittelpunkt ihres Lebens. Aber der Alltag ist turbulent und chaotisch, die Organisation klappt nur mit eng getaktetem Terminkalender, Aufgabenteilung und guten Nerven. Die werden jetzt noch mehr auf die Probe gestellt, denn die Familie plant einen aufwendigen Anbau an ihr Reihenhaus. Vierter Protagonist ist Michael. Er hat schon viel gesehen von der Welt und war unter anderem bei der Fremdenlegion. Jetzt sucht er eine Festanstellung als Facharbeiter im Hamburger Hafen und eine eigene Wohnung. Außerdem will er wieder mehr Kontakt zu seiner elfjährigen Tochter. Klughammer begleitet die Pläne mit gewissen Zweifeln: Irgendwann wird sich Michael wieder dem Fernweh ergeben.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
11.1., ARD, 20.15 Uhr: "Die Diva, Thailand und wir!"
Über den eher an einen Freitagsfilm erinnernden Titel lässt sich streiten, aber er ist das richtige Signal: Die Komödie erzählt erfrischend respektlos und mitunter sehr böse, wie eine Frau ihre lästige Mutter beim gemeinsamen Familienurlaub in einem thailändischen Seniorenheim entsorgen will. Das Kunststück des Drehbuchs von Aglef Püschel und Franziska An der Gassen besteht darin, die Titeldiva als Frau einzuführen, die sich durch eine fast schon pathologische Ich-Bezogenheit auszeichnet; und dieses Bild schließlich in Frage zu stellen. Wie in vielen Geschichten dieser Art erfolgt die Läuterung der Hauptfigur dennoch etwas plötzlich, aber dank Hannelore Elsner fällt das nicht weiter ins Gewicht: Als eine der letzten deutschen Filmdiven ist sie die perfekte Besetzung für die Opernsängerin, die Zeit ihres Lebens stets nur an sich und ihre Karriere gedacht hat. Kein Wunder, dass Tochter Susanne (Anneke Kim Sarnau) der Meinung ist, dieser Frau, die sie früh in ein Internat abgeschoben hat, nichts schuldig zu sein. Schon allein die Konfrontation dieser beiden Charaktere ist ein darstellerischer Genuss, schließlich prallen mit Elsner und Sarnau zwei Schauspielerinnen aufeinander, die das richtige Potenzial für die Powerfrauen haben. Mit diebischer Freude haben Püschel und An der Gassen Situationen ersonnen, in denen sich Anneliese und die kontrollsüchtige Susanne, die ihre Mutter bloß "die Callas" nennt, Bosheiten an den Kopf werfen. Als Susanne ihre Mutter hinter deren Rücken in einem Seniorenheim anmeldet, ist Ehemann Frank schockiert von der Kaltblütigkeit, mit der sie Anneliese entsorgen will. Spätestens jetzt schlägt der Film auch andere Töne an, ohne jedoch belehrend zu werden.
11.1., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Das braune Netzwerk"
Immer entfesselter werden die Rufe auf den Straßen; der Volkszorn entlädt sich hassgesteuert gegen Angela Merkel, die Flüchtlinge, die Demokratie und den Rechtsstaat. Was mit Pegida begann, ist mit den Wahlerfolgen der AfD zu einer neuen, wütenden Bewegung geworden, zumeist rechts und oftmals rassistisch. Caterina Woj nennt in ihrem Film die Namen der Strategen und Vordenker einer neuen Generation junger Rechtspopulisten, die versuchen, die Bewegung zu beeinflussen und zu steuern: Neo-Nazis in Hinterzimmern mit tiefen Verbindungen in Wirtschaftskreise und Medienwelt. Sie heizen die Menge an und sind die wahren Akteure hinter den Rufen von Volk und Lügenpresse.
11.1., WDR Fernsehen, 23.40 Uhr: "Raus aus Afrika - Neue Heimat Arktis"
Noel Vagba ist an der Elfenbeinküste zur Welt gekommen, aber er hat seit seiner Kindheit von einem Leben in der Arktis geträumt. Schon immer wollte er das Eis sehen. Und Noel, mittlerweile 39, hat seinen Traum tatsächlich wahr gemacht. Er ist ausgewandert nach Iqaluit, einem kleinen Ort in Kanadas nördlichster Provinz Nunavut, mitten in der Arktis. Hier boomt die Wirtschaft, es gibt Arbeitsplätze, und auch das war ein Grund für den Afrikaner, auszuwandern. Er ist nicht der Einzige. Auch andere nehmen die harten klimatischen Verhältnisse für einen guten Arbeitsplatz in Kauf und stellen sich dem ungewohnten neuen Leben. In Afrika war Noel Lehrer, in der Arktis macht er verschiedene einfache Jobs. Die bringen ihm mehr Geld, als er jemals in Afrika verdienen konnte. Und er spart jeden Cent, um seine Familie so schnell wie möglich nachzuholen. Auch das gelingt ihm. Bald kann er seiner Frau und seiner kleinen Tochter das neue Zuhause zeigen. Ehefrau Sabine hat größere Eingewöhnungsschwierigkeiten. Die Umstellung von plus 40 auf minus 40 Grad ist nicht einfach, zumal die Menschen im Eis ganz anders leben als in der Elfenbeinküste. Viele ziehen sich zurück, das Leben spielt sich in den Häusern ab. Sabine ist das nicht gewohnt, sie vermisst ihre große Familie, vor allem den Trubel, den sie aus ihrer Heimat kennt. Autor Ari A. Cohen lässt die Zuschauer miterleben, wie die Familie die Herausforderungen meistert und sich tapfer mit allem arrangiert.
12.1., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Oma geht nach Afrika"
Lydia Fisk aus dem rheinischen Euskirchen ist 71. In Afrika war sie zweimal, das ist viele Jahre her. Die Pianistin hat viele Jahre als Musikagentin gearbeitet und gibt noch immer Klavierunterricht. Sie ist zweimal geschieden und hat von zwei afrikanischen Männern zwei uneheliche erwachsene Kinder. Bis vor wenigen Wochen hat sie sich um einen ihrer Enkel gekümmert, doch der Teenager braucht sie nun nicht mehr. Sie ist frei; aber auch einsam. Und dann hat sie eine Idee: Warum nicht ihren Kindheitstraum verwirklichen und nach Afrika auswandern? Vielleicht wird sie da ja gebraucht. Schon als Kind war sie fasziniert von den vielen Briefen, die ihr Großvater von seinem afrikanischen Patenkind, dem späteren ersten afrikanischen Bischof, bekommen hat. Auch als Erwachsene hat sie Afrika nie losgelassen. In den letzten hat sie mit Benefiz-Konzerten in ihrem kleinen Haus und Spendenbitten an Sponsoren fast 160.000 Euro gesammelt. Ines Jacob hat die alte Dame bei ihrem Abschied von Deutschland und ihrer Ankunft in Tansania begleitet.
12.1., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Gefangen in Dubai - Eine Mutter kämpft um ihren Sohn"
Am Anfang schien es die perfekte Liebe zu sein: Die junge Katharina findet ihren Traumjob in Dubai und verliebt sich dort in den erfolgreichen Anwalt Mohamed, der aus Ägypten stammt. Das ist drei Jahre her. Damals hätte sich Katharina nicht in ihren schlimmsten Alpträumen vorstellen können, wie dramatisch ihre Beziehung enden würde. Die Reportage von Alexandra Ringling und Stefan Spiegel erzählt die Geschichte dieser jungen Frau, die sich aus einer hoffnungslosen Lage heraus gekämpft und mit Hilfe der evangelischen Gemeinde in Dubai schrittweise ihre Würde und ihr Leben zurück gewonnen hat: Der scheinbar fürsorgliche Ehemann entwickelt sich nach der Hochzeit und der Geburt des gemeinsamen Sohnes zum gewalttätigen Tyrann. Er hält Katharina in einer Wohnung in Dubai gefangen, schlägt und schikaniert sie. Katharina will ihn verlassen und mit ihrem Sohn zurück nach Deutschland fliehen. Doch Mohamed verbietet es und droht, ihr das Kind wegzunehmen. Katharina fügt sich; sie hat Angst, ihren Sohn zu verlieren. Ringling und Spiegel haben Katharina über ein Jahr lang begleitet und dokumentieren ihren scheinbar aussichtslosen Kampf um das Kind. Mit Hilfe des Pfarrers der deutschen Gemeinde in Dubai gelingt ihr die Flucht. Katharina wähnt sich in Sicherheit; aber dann wird ihr Sohn vom Vater entführt.
13.1., 3sat, 21.00 Uhr: "makro: Risiko Armut"
Internationale Organisationen wie die OECD und der IWF halten die Schere zwischen Arm und Reich für das größte Risiko der Weltwirtschaft. Die Industrieländer erhalten billige Rohstoffe und Nahrungsmittel aus ärmeren Regionen und lagern schmutzige Produktion und harte Arbeit dorthin aus. Beruht unser Wohlstand auf der Not anderer? Die weltweite Flüchtlingswelle scheint ein klares Zeichen dafür zu sein. 60 Millionen Menschen haben ihre Heimat vor Krieg, Armut und Chancenlosigkeit verlassen. Die Entwicklungshilfe der wohlhabenden Staaten konnte daran bisher wenig ändern. Das UN-Ziel, den weltweiten Hunger bis 2030 zu beenden, ist in weitere Ferne gerückt. Immer noch haben fast 800 Millionen Menschen nicht genug zu essen, auch wenn es 1990 noch eine Milliarde waren. Leben die reichen Staaten dieser Welt also auf Kosten der ärmeren Länder? Müssen wir unseren Lebensstil ändern und starre Wirtschaftsstrukturen aufbrechen, damit die Schere zwischen Arm und Reich auf dieser Welt kleiner wird? Das 3sat-Wirtschaftsmagazin "makro" begibt sich auf die Suche nach Antworten und Lösungen.