20.11., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Mein fremder neuer Bruder"
Lennart ist 18 Jahre alt. Ein selbstbewusster Teenager, der sich gerade auf sein Abitur vorbereitet. Gemeinsam mit Mutter und Stiefvater lebt er in einem großen Haus in Bremerhaven. Seit einem Jahr ist die Flüchtlingskrise in seiner Familie und bei seinen Freunden ein wichtiges Gesprächsthema. Lennart schlägt seinen Eltern vor, einen Flüchtling aufzunehmen. Die Familie entscheidet sich schließlich für den 15-jährigen Barzan aus Syrien. Der Junge kann anfangs weder Deutsch noch Englisch. Dennoch kommen sich Barzan, Lennart und seine Eltern schnell näher, werden vertrauter. Trotzdem bleibt der syrische Junge in Gedanken in seiner Heimat. Er vermisst seine Eltern, spricht immer wieder über seine Brüder und Freunde dort. Lennart erkennt, wie schwierig es ist, einen geflüchteten syrischen Jungen ohne seine Eltern in Deutschland zu integrieren. Dabei will Lennart es schaffen, für Barzan ein guter Bruder zu sein. Nikolas Migut hat Lennart und Barzan ein halbes Jahr begleitet, der Film verfolgt die Entwicklung konsequent aus Lennarts Teenagerperspektive. Entstanden ist eine unaufgeregte und sehr persönliche Reportage über den schmalen Grat zwischen Gelingen und Scheitern bei der Integration eines Flüchtlingsjungen ohne Eltern. Lennart stellt dabei unangepasst ehrliche Fragen, beobachtet und kommentiert konsequent aus seiner Perspektive.
21.11., ZDF, 20.15 Uhr: "Der Andere"
Menschen, die aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen werden, Kulturen, die aufeinanderprallen: Die Verknüpfung dieser beiden Themen zieht sich wie ein roter Faden durch die Filmografie von Feo Aladag. Auch "Der Andere", Aladags erster Fernsehfilm, erzählt so eine Geschichte: Nama (Nama Traore), ein Junge aus Mali, landet nach mehrjähriger Odyssee in Berlin. Dort kommt er zunächst in ein Hostel für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge. Als er in ein Heim für Asylbewerber verlegt werden soll, tut sich überraschend ein Ausweg auf: Der alte Willi (Jesper Christensen) nimmt sich des Jungen an. Die gute Tat hat allerdings zur Folge, dass nun ein lange schwelender Konflikt zwischen Willi und seinem Sohn Stefan (Milan Peschel) offen ausbricht, zumal Stefan als Polizist durch seinen tagtäglichen Umgang mit Flüchtlingen eine Vielzahl von Vorurteilen entwickelt hat. Als sich das Trio trotzdem irgendwie arrangiert, eskaliert der Fremdenhass der Nachbarschaft in eine schockierende Tat. Aladag, die ihre Filme stets auch selbst schreibt und produziert, nimmt sich viel Zeit, um die Geschichte zu erzählen. Wenn die Figuren miteinander sprechen, schaut die Kamera ihnen geduldig zu. Auf diese Weise verhindert die Regisseurin, dass Namas Schicksal bloß Vorwand für ein deutsches Drama ist; selbst wenn sich der Titelzusatz "Eine Familiengeschichte" auf Willi und Stefan bezieht. Dass Aladag trotz der erschütternden Ereignisse ein versöhnliches Ende gefunden hat, das weder kitschig noch verlogen wirkt, mag ein Tribut an die Gepflogenheiten des Fernsehfilms sein; der Schluss relativiert trotzdem nicht, was Nama zuvor erleben musste.
22.11., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Viel mehr als Traurigkeit"
Die Vorurteile sitzen tief: Wer seelisch erkrankt, gilt oft als labil oder faul. Doch vier Millionen Deutsche leiden an einer Depression. Immer mehr bekennen sich offen zu ihrer Krankheit. "37 Grad" stellt zwei Betroffene vor: Die Berliner Bloggerin Jana Seelig wird durch einen spontanen Tweet über Nacht zur Vorzeige-Depressiven. Und Familienvater Uwe Hauck versucht mühsam, wieder Fuß im Job zu fassen. Wibke Kämpfer beschreibt in ihrer Reportage, wie die beiden bekennenden Depressiven mit der Diagnose leben. Jana Seelig (28) geht offensiv mit ihrer Krankheit um. Die Diagnose hat sie als Befreiung empfunden. Sie sieht sich als Aufklärerin in Sachen Depression und schreibt darüber Kolumnen und ein Buch. Die hellen Monate lebt sie intensiv mit ihren Freunden in Berlin, bis es wieder für viele Wochen dunkel in ihrem Leben wird. Dann fehlt ihr sogar die Kraft, ihre Wohnung zu verlassen. Sie ringt darum, einen selbstbestimmten Umgang mit der Krankheit zu finden. Wie viele Menschen, die unter einer dauerhaften Depression leiden, nimmt Jana Medikamente. Doch die verändern ihre Wahrnehmung. Als sie ihre Medikamente absetzt, stürzt sie in eine Krise. Schließlich sucht sie Hilfe bei einem Berliner Psychiater. Uwe Hauck (49) hat nach einem Suizidversuch fast ein Jahr in der Psychiatrie verbracht und wagt jetzt ein zweites Mal die Wiedereingliederung in seinen Job bei einem großen Versicherungsunternehmen. Der erste Versuch scheiterte bereits nach zwei Wochen: Uwe hatte einen schweren Rückfall. Seine Frau Sibylle und seine drei Kinder stärken ihm immer den Rücken, aber sie leiden schwer unter seiner Krankheit. Auf den ersten Blick lebt die Familie in einer schwäbischen Bilderbuchidylle, wäre da nicht die allgegenwärtige Angst. Die Familie muss ihren gesamten Alltag um Uwe herum bauen, immer auf der Hut vor seinen Wutausbrüchen.
22.11., 3sat, 20.15 Uhr: "Das weiße Kaninchen"
Nach seinem herausragenden Shakespeare-Western "Im Schmerz geboren" hat Florian Schwarz ein Drama gedreht, das einen ähnlichen Stellenwert einnehmen sollte wie "Homevideo" (2012). Damals ging es um "Cyber-Mobbing", diesmal geht es um "Cyber-Grooming": Erwachsene erschleichen sich im Internet das Vertrauen von Kindern, überreden sie zur Preisgabe kompromittierender Fotos und erpressen auf diese Weise ein persönliches Treffen, bei dem es zum sexuellen Missbrauch kommt. Natürlich hat der Film auch eine didaktische Ebene, aber die ist im Drehbuch geschickt verpackt. Die Handlung beginnt mit einer Unterrichtsstunde, in der Simon Keller eine Klasse über die Gefahren im Netz aufklärt. Der Vertrauenslehrer hat aber auch eine dunkle Seite. Devid Striesow ist eine gruselig gute Wahl für die Hauptrolle: weil er als charismatischer Verführer das Gute wie das Böse gleichermaßen perfekt verkörpern kann. Im Netz gibt sich Keller als 17jähriger Benny aus, zu dem die zweite Hauptfigur des Films, die 13jährige Sara (Lena Urzendowsky), prompt Vertrauen fasst; die beiden beginnen eine Chat-Freundschaft. Als das Mädchen von einem älteren Jungen erpresst wird, wendet es sich hilfesuchend an Benny, der sie wiederum an Simon Keller verweist – und das ist erst die Hälfte der Geschichte, die sich nun zum Krimi wandelt.
22.11., 3sat, 21.45 Uhr: "Die Akte General"
Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer hat sich vor gut 50 Jahren große Verdienste erworben, weil er gegen erbitterte Widerstände aus den eigenen Reihen hochrangigen Nazigrößen nachstellte, die in der jungen Republik längst wieder an den Hebeln der Macht saßen. Nach zwei Kinoproduktionen folgt nun ein TV-Drama von Grimme-Preisträger Stephan Wagner, der im Unterschied zum ansonsten sehr ähnlichen Kinofilm "Der Staat gegen Fritz Bauer" deutlich mehr politischen Hintergrund ins Spiel bringt. Gespielt ist das Drama ohnehin vorzüglich. Ulrich Noethen versieht den unbeugsamen Streiter mit viel Härte nach innen wie nach außen, sodass die Sympathie für diesen Mann allein durch Empathie entsteht. Seinen jungen Mitarbeiter spielt David Kross, auch er mit seinem bubenhaften Gesicht eine interessante Wahl, weil sich der anfangs naive junge Jurist im Verlauf der Handlung zum Mitstreiter wandelt. Als Verbeugung vor einem aufrechten Demokraten und Patrioten ist "Die Akte General" ein ganz besonderer Fernsehfilm.
22.11., Bayerisches Fernsehen, 22.30 Uhr: "Vom Lieben und Sterben"
Robert Wolf, der erfolgreiche Gitarrist der Band "Quadro Nuevo", und die wesentlich jüngere Angelika halten ihre Beziehung lange geheim. Ende 2007 bekennen sie sich öffentlich zu ihrer Liebe. Er entschließt sich, seine Vergangenheit als Frauenheld und seine Bindungsängste hinter sich zu lassen. Angelika setzt auf ihre Kraft und Liebesfähigkeit, um mit diesem Mann Erfüllung zu finden. Weniger als ein Jahr später erleidet Robert einen folgenschweren Autounfall. Seitdem ist er querschnittsgelähmt und weitgehend auf fremde Hilfe angewiesen. Nach sechs Jahren vergeblichen Hoffens auf Besserung wünscht er sich nichts sehnlicher, als in Würde sterben zu dürfen; ein Leben ohne Musik will er nicht leben. Angelika weigert sich, diesen Weg mitzugehen. Der Dokumentarfilm zeigt ruhig und poetisch die unterschiedliche Entwicklung des Paares und beleuchtet dabei differenziert das Thema Sterbehilfe: Da ist einerseits eine junge Frau, die noch viel von der Zukunft will und nicht verstehen kann, warum ihr Mann sich gegen das Leben und damit auch gegen sie entscheidet. Auf der anderen Seite steht Robert, der die täglichen Schmerzen und die Würdelosigkeit auszuhalten hat und der selbst entscheiden will, zu welchem Zeitpunkt er sein Ausgeliefertsein beendet.
23.11., 3sat, 20.15 Uhr: "Mitten in Deutschland: Die Täter – Heute ist nicht alle Tage"
Der Film bildete den Auftakt einer Reihe, in der sich drei Regisseure mit den Morden des "Nationalsozialistischen Untergrunds" auseinandersetzen. 3sat wiederholt allerdings nur Teil eins. Teil zwei galt den Opfern, Teil drei den Ermittlern. Der erste Film erzählt jedoch nicht von den Taten, sondern von der Vorgeschichte. Die Handlung beginnt nach der "Wende", Helmut Kohl prophezeit blühende Landschaften, aber die Menschen in Jena schauen sich um und sehen nur Tristesse; viele sind mit der Suche nach Orientierung überfordert. Drei von ihnen stellt der Film vor. Zentrale Figur ist zunächst Beate, eine junge Frau aus Jena, die ziellos durch ihr perspektivloses Dasein treibt, bis sie dem etwas älteren Uwe begegnet. Anfangs wirkt er völlig harmlos, aber nach und nach kristallisiert sich seine rechtsextremistische Haltung heraus, die immer radikaler wird; Beate lässt sich von seinem Charisma willig mitreißen. Gemeinsam mit einem zweiten Uwe bilden sie schließlich ein verschworenes Trio, das den Umsturz plant. Ein erstes Zeichen wollen sie mit einem Anschlag auf die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Buchenwald setzen. Aber die rechte Szene ist mit Spitzeln durchsetzt, der Plan fliegt auf, und das Trio verschwindet im Untergrund. Der Film endet mit dem ersten Mord, dem neun weitere folgen sollten.
23.11., Arte, 20.15 Uhr: "Das Mädchen Wadjda"
Wadjda ist zehn Jahre alt und wandelt scheinbar problemlos zwischen den Welten. Innerhalb der eigenen vier Wände dominiert der Westen, draußen vor der Tür der Islam; der Kontrast könnte kaum größer sein. Natürlich ist "Das Mädchen Wadjda" nicht der erste Film über die aus westlicher Sicht frappierenden Widersprüche in einem islamischen Land, aber selten wurden diese Eindrücke derart intensiv und aus erster Hand vermittelt: Die saudi-arabische Dokumentaristin Haifaa Al Mansour (Buch und Regie) wollte in ihrem Spielfilmdebüt die Welt beschreiben, in der sie aufgewachsen ist. Auch wenn sie als Kind offenbar weniger Restriktionen ausgesetzt war als Wadjda, dürfte das Mädchen dennoch ihr filmisches Alter ego sein: Fesseln spürt nur, wer sich bewegt, und Wadjda (Waad Mohammed) bewegt sich ziemlich viel. Sie ist ein aufmüpfiges Kind und nicht sonderlich religiös, weshalb sie sich in der Schule immer wieder unangenehme Monologe ihrer Rektorin anhören muss. Womöglich ist es Al Mansour, erste saudi-arabische Filmemacherin überhaupt, einst ebenso ergangen. Sie hat ihre Heimat verlassen, um an der amerikanischen Universität in Kairo Literatur und in Sydney Film zu studieren. Heute gilt die Regisseurin als Sprachrohr ihrer Landsfrauen, die vielerorts nach wie vor nur Menschen zweiter Klasse sind. Filmisch mag das zu großen Teilen mit deutschem Geld entstandene Drama konventionell sein, doch die Brisanz verbirgt sich hinter den Bildern. Die Kritik am oppressiven Charakter des Systems kommt zwar nur unterschwellig zum Ausdruck, ist aber dennoch deutlich. Sie funktioniert über die Unschuld des Mädchens, das hier und da Gerüchte aufschnappt und sich seinen Reim auf die gelebte Doppelmoral zum Beispiel der gottesfürchtigen Rektorin macht. Der überraschende Schluss legt zudem die Hoffnung nahe, dass auch die Generation der Mütter ihre Fesseln abwerfen will.
23.11., Arte, 21.45 Uhr: "Die heimliche Revolution"
Sie sind in die religiös-korrekte Abaja gehüllt, dürfen nicht Auto fahren, gehen beruflich aber selbstbewusst ihren Weg: Eine neue Generation von Frauen in Saudi-Arabien verändert das streng religiöse Königreich. Rasha Hefzi zum Beispiel wurde vor einigen Monaten in den Stadtrat von Dschidda gewählt. Erstmals konnten im Königreich auch Frauen kandidieren und ihre Stimme abgeben. Doch schon bei der ersten Stadtratssitzung wollten ihre konservativen Kollegen sie hinter eine Wand verbannen. Oder die junge Om Saif, die in der Altstadt von Dschidda eine traditionelle Bäckerei übernommen hat. Den Schleier bis unter die Augen gezogen, gibt sie ihren Angestellten Anweisungen und steht auch selbst hinter dem Ladentisch; für viele Saudis eine schwere Sünde. Aber sie hat an ihrer Leidenschaft für diese Arbeit festgehalten. Auch, um damit anderen Frauen Mut zu machen. Wie Rasha Hefzi und Om Saif gehen nun viele Frauen voran. In Pionierarbeit erkämpfen sie sich Positionen als Politikerin, Anwältin, Chefredakteurin, Unternehmerin und entwickeln Ideen dafür, was diese Gesellschaft an Innovationen für die Zukunft braucht. Die beiden Filmemacherinnen Carmen Butta und Gabriele Riedle haben mehrere Wochen im Königreich verbracht und außergewöhnliche Frauen getroffen, die ihr Land nicht nur zum Wohl der Frauen verändern wollen; klug, diplomatisch und hartnäckig.
23.11., NDR Fernsehen, 21.00 Uhr: "Unsere Geschichte: Von den Nazis nach Norddeutschland verschleppt"
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Zwangsarbeit auf norddeutschen Bauernhöfen war in der Nazizeit an der Tagesordnung. In diesem Film berichten die letzten noch lebenden Opfer von der Erniedrigung und der Ausbeutung, die sie erlebt haben. Die NDR-Dokumentation über Zwangsarbeit schildert starke Schicksale, die emotional miterleben lassen, was arische Ausgrenzung bedeutet. Polnische Kinder wurden entführt, gefangenen genommen, um für norddeutsche Bauern zu schuften. Ihnen wurden Kindheit und Jugend genommen, Bildung und Ausbildung verwehrt. Einer von ihnen ist Jozef Butniak. Er sollte zu Hause in Polen für seine Mutter im Dorfladen Lebensmittel einkaufen. Dort fingen ihn Wehrmachtssoldaten ein und verschleppten ihn nach Hameln. Noch heute singt er nachts im Schlaf deutsche Schlager, die die Tochter des Bauern ihm heimlich beigebracht hat. Janina Radaczewska war gerade erst acht Jahre alt, als sie in Verden den Arbeitspass als Landarbeiterin bekam. Bis heute kann sie nicht fassen, dass sie als kleines Mädchen arbeiten musste, während die deutschen Kinder spielen und zur Schule gehen durften. Als Czeslaw Sieczkowski als 16-Jähriger in Ottersberg bei Bremen ankam, sprach er kein Wort Deutsch. Bald konnte er Plattdeutsch wie alle im Ort. Er versuchte, sich anzupassen, so war das Leben für ihn einfacher. Und die Bauern mochten ihn. Doch eine Gaststätte durfte er nicht betreten und an der Brust trug er das "P", damit jeder sah, dass er Pole ist. 75 Jahre später besucht er mit seiner Frau diesen Ort noch einmal. Als der Krieg begann, waren sie Teenager oder sogar noch Kinder, die Deutschen und die Polen, die in niedersächsischen Dörfern fünf Kriegsjahre lang zusammen arbeiteten und lebten. Jetzt, nach Jahrzehnten, berichten sie darüber. Die Zwangsarbeiter waren vom Leben in der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen. Doch es gab auch Bauern, bei denen sie fast zur Familie gehörten, während sie bei anderen im Stall schlafen mussten und misshandelt wurden. Zwangsarbeit auf dem Land war im Rückblick der meisten Deutschen normaler Kriegsalltag. Fast jeder Hof hatte seinen Polen, Russen oder Ukrainer. Auf den Höfen nahmen die Frauen, deren Männer bei der Wehrmacht waren, die Bewirtschaftung zusammen mit den "Fremdarbeitern" selbst in die Hand. Ohne die Zwangsarbeiter hätten die Felder im Krieg brach gelegen, die Ernährungskette wäre zusammengebrochen. Sie wurden zu unfreiwilligen Helfern der Kriegsmaschinerie.
24.11., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Krieg um’s Kind"
Cornelia Knöfel ist Umgangsbegleiterin und betreut Paare, die sich nur noch um ihre Kinder streiten. Manchmal ist es allein die neue Frisur der Kleinen, die schon Anlass zu Ärger gibt. Deshalb regelt Knöfel Übergaben, Kindergeburtstage, Urlaubszeiten und vieles mehr. "Menschen hautnah" hat sie sechs Monate lang bei ihrer Arbeit begleitet und zeigt, was Eltern sich und ihren Kindern antun. Zu ihren Klienten gehört zum Beispiel die neunjährige Charlize. Das Mädchen sieht seinen Vater alle 14 Tage für eineinhalb Stunden; immer in Begleitung von Knöfel. Der Vater ist darüber nicht begeistert, aber ohne Cornelia Knöfel hätte er seine Tochter gar nicht mehr sehen dürfen. In 80 Prozent der Fälle sind es Väter, die Knöfel beim Umgang begleitet. Die Umgangsbegleitung wird vom Jugendamt angeboten, manchmal auch vom Gericht angeordnet. Eine Mutter betrachtet die Arbeit der Umgangsbegleiterin gar als Einmischung in ihr Leben. Sie ist Mutter von zwei Töchtern, die beim Vater leben. Sie möchte, dass ihre Kinder wieder bei ihr wohnen; ein Gerichtsverfahren folgt dem anderen. Knöfel soll verhindern, dass der Streit über die Kinder ausgetragen wird. Ein bitterer Film über die Dinge, die sich Paare mit Kindern nach der Trennung gegenseitig antun.