New York, Köln (epd). Bei wiederholten Luftangriffen auf eine Schule in der syrischen Region Idlib sind nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef 22 Schüler und sechs Lehrer ums Leben gekommen. Die Organisation sprach von einem barbarischen Akt. "Wenn jemand den Befehl zu einem gezielten Angriff auf die lernenden Kinder gab, ist dies ein erneutes, furchtbares Kriegsverbrechen, für das die Täter zur Verantwortung gezogen werden müssen", sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, am Donnerstag in Köln.
Zu möglichen Tätern machte Unicef keine Angaben. Syrien-Kennern zufolge war zunächst nicht klar, ob die syrische oder die russische Luftwaffe die Angriffe auf die Dorfschule 75 Kilometer südlich der umkämpften Stadt Aleppo geflogen hatte. In staatlichen syrischen Medien hieß es, mehrere Terroristen seien getroffen und getötet worden.
4.000 Angriffe auf Schulen
Idlib gilt als Hochburg der syrischen Opposition und war schon mehrfach von syrischen und russischen Flugzeugen bombardiert worden. Auch die US-geführte Koalition gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) soll dort schon Dschihadisten attackiert haben.
Schneider würdigte den Mut der Lehrer, die in Syrien trotz des Krieges noch versuchten, Jungen und Mädchen ein wenig normale Kindheit zu ermöglichen. "Wie viel Hoffnung liegt in dem Bild eines Klassenzimmers inmitten des größten Schlachtfeldes unserer Tage?" fragte er. "Gestern ist für 22 dieser Kinder und sechs Lehrer die Schule zum Grab geworden. Der Ort, an dem sie besonders geschützt, besonders froh, besonders zuversichtlich sein sollten."
Die Liste der bombardierten Krankenhäuser, Gesundheitsstationen und Schulen in Syrien werde von Woche zu Woche länger. Bereits Mitte Oktober wurden laut Unicef bei zwei Angriffen in der umkämpften Stadt Aleppo und in Daraa neun Grundschüler getötet. Seit Beginn des Bürgerkriegs im März 2011 hat das UN-Kinderhilfswerk über 4.000 Angriffe auf Schulen gezählt. Dabei stehen Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen nach internationalem Recht unter besonderem Schutz.
Unicef plant Notschulen
Inzwischen sei jede dritte Schule in Syrien geschlossen oder zur Notunterkunft oder zum Militärlager umfunktioniert worden. 1,7 Millionen Kinder erhalten den Angaben zufolge keinen Unterricht. Unicef plant daher Notschulen für 2,5 Millionen Jungen und Mädchen.
Neben Russland steht auch der Iran hinter dem Assad-Regime in Syrien. Die USA unterstützen gemäßigte Rebellen. Die Terrormiliz IS operiert ebenfalls mit brutaler Gewalt. Im Weltsicherheitsrat blockieren sich Russland und westliche Mächte gegenseitig. Seit Beginn des Syrien-Konflikts wurden mehr als 300.000 Menschen getötet. Millionen sind auf der Flucht. Besonders dramatisch ist die Lage in der umkämpften Stadt Aleppo: Allein im Oktober wurden nach UN-Angaben 400 Menschen im belagerten Ostteil der Stadt getötet.