29.10., Arte, 20.15 Uhr: „Der Luther-Code“
Mit 95 Thesen hat Martin Luther vor 500 Jahren eine Erneuerung des Glaubens und eine Revolution des Wissens ausgelöst und das Tor zur Zukunft weit aufgestoßen. Unser heutiges Bild der Welt gründet ganz wesentlich auf den Folgen der Reformation und den Errungenschaften der Renaissance im 16. Jahrhundert. Die Moderne ist entstanden, weil der Mensch sich damals plötzlich gefragt hat: „Wer bin ich eigentlich, was ist meine Rolle in der Welt? Was kann ich tun und an was soll ich glauben?“ Heute stehen wir erneut inmitten einer Zeitenwende von epochalem Ausmaß: Die Globalisierung und die digitale Revolution arbeiten sich in kaum vorstellbarer Geschwindigkeit an fast allem bis dahin Gültigen ab; und wieder scheint nichts mehr so zu sein, wie es war. 500 Jahre nach der Reformation stellen Alexandra Hardorf und Wilfried Hauke in der sechsteiligen Doku-Reihe die Fragen, die auch damals schon die Menschen beschäftigt haben. Nur sind die Protagonisten jetzt junge Genforscher, Astrophysiker, Aktivisten, Blogger und Unternehmer. In ihre Antworten montieren die Autoren aufwendig inszenierte filmische Porträts berühmter Persönlichkeiten der letzten 500 Jahre, die in ihrer Zeit die Welt neu erfunden haben. Unter ihnen befinden sich Jan Hus, Johannes Kepler, Paul Julius Reuter, Bertha von Suttner, Albert Einstein und Luther selbst. In den sechs Episoden wird deutlich, dass auch die digitale Revolution auffällig auf einen humanistisch-reformatorischen Wertekanon zurückgreift, in dessen Zentrum Verantwortung und Nachhaltigkeit stehen. Die Entdeckungsreise beginnt im 15. Jahrhundert: Der Mensch steht noch ganz unter dem Einfluss von Kirche und Gott. Doch die Reformation und die Errungenschaften der Renaissance eröffnen neue Horizonte; es kommt zum Urknall des freien Denkens. In die Geschichten von Martin Luther, Johannes Gutenberg und Leonardo da Vinci verweben sich die Biografien, Weltanschauungen und Träume von Vertretern der sogenannten Generation Y. Es sind junge Menschen, die in den 80er und 90er Jahren geboren wurden und die angetreten sind, heute unsere Welt neu zu gestalten. Menschen wie Regina Catrambone, die gemeinsam mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem eigenen Schiff Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettet. Oder Carolina Costa, die eine moderne, eine freche Kirche vertritt, die Menschen unterschiedlicher Religionen eine Plattform bietet. Sie sagt: „Religion interessiert die Menschen. Man muss nur die richtige Form finden.“ Jede Folge der sechsteiligen Reihe widmet sich einem Jahrhundert der Neuzeit. Experten wie Jimmy Wales (Gründer Wikipedia), die Soziologen Eva Illouz und Jochen Hörisch, der Querdenker Luciano Floridi oder der Historiker Hartmut Lehmann konkretisieren die Bezüge zwischen Reformation und Moderne und den großen Fragen nach Identität, Verantwortung und Zukunft unserer Tage. Arte zeigt die Teile eins bis drei am 29. und die Teile vier bis sechs am 30. Oktober.
30.10., ARD, 17.30 Uhr: „Gott und die Welt: Die Aufstocker - Trotz Arbeit Hartz IV“
Für Juliane M. beginnt der Tag früh am Morgen. Nachdem die alleinerziehende Mutter ihre zwei Kinder zur Schule gebracht hat, arbeitet sie als Altenpflegerin. Dennoch muss sie sich immer wieder bei der Arbeitsagentur melden, um sich ihren Lohn mit Hartz IV aufstocken zu lassen. Trotzdem bleibt für die Kinder nicht viel übrig. Die Großeltern helfen finanziell sehr. So wie Juliane geht es Vielen: Etwa eine Million Menschen sind in Deutschland davon betroffen. Ob jemand Hartz-IV-Aufstocker ist, ist jedoch nicht unbedingt eine Frage der Qualifikation. Oft trifft es sogar gut Ausgebildete. Für die Aufstocker ist es nicht leicht, dass sie zum Job-Center gehen müssen, um das zu geringe Einkommen durch ergänzende Hilfe vom Staat aufzubessern. Die Einführung des Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde hat vielen einen stattlichen Sprung nach oben gebracht. Doch die Zahl der Aufstocker sank trotzdem nur um gerade mal 50.000. Auch Carina W. hat nur wenig von der Anhebung profitiert und kommt finanziell kaum über die Runden. Die 51-Jährige arbeitet als Roadie auf Festivals und zusätzlich als Putzfrau. Ein Auto kann sie sich nicht leisten und die letzte Woche im Monat ist besonders hart für sie. Oft hat sie kaum mehr etwas zu essen im Kühlschrank. Beim Jobcenter muss sie jeden Cent und jede noch so kleine Ausgabe genau erklären. Viele Aufstocker schämen sich für diese Situation. Das Beratungsmobil des Berliner Arbeitslosenzentrums bemüht sich um Kontakt mit den Betroffenen. Regelmäßig fahren die Berater zu den Schlangen vor den Jobcentern. Auch im Kreis Lauenburg gibt es ein freiwilliges Beratungsprojekt, das dabei hilft, Wege aus der „Aufstocker-Falle“ zu finden. Diese sind nicht leicht, denn dazu gehört auch Mut und Selbstvertrauen bei den Betroffenen. Lars Ohlinger zeigt in seinem Film, was es heißt, trotz harter Arbeit an der Armutsgrenze zu leben und welche Chancen und Schwierigkeiten es gibt, dort wegzukommen.
30.10., Arte, 20.15 Uhr: „Luther“
Der Film erzählt die dramatische Lebensgeschichte des kirchenkritischen Theologen Martin Luther, der Anfang des 16. Jahrhunderts mit der Verbreitung seiner Thesen die katholische Kirche in Aufruhr versetzte. Von Papst Leo X. exkommuniziert und von Kaiser Karl V. geächtet, wird Luther zum Ketzer erklärt. Im Volk finden seine Thesen derweil immer mehr Zuspruch. Daraus erwächst ein blutiger Bauernaufstand, der weder in Luthers Sinn ist noch eine Chance auf Erfolg hat. Aber trotz solcher Rückschläge geht für den idealistischen Luther der friedliche Kampf für die Reformation weiter. Im Kinojahr 2003/2004 wurde „Luther“ zu einem der großen Überraschungserfolge in den deutschen Filmtheatern. Über drei Millionen Besucher wollten die preisgekrönte, von der Kritik gelobte Filmbiografie des wegweisenden Theologen sehen. Neben dem exzellenten Drehbuch und einer mitreißenden Inszenierung profitiert der Film vor allem von seinem Darsteller-Ensemble: Mit Joseph Fiennes („Shakespeare in Love“), Sir Peter Ustinov („Quo Vadis“) und Bruno Ganz („Der Untergang“) kann der Film eine internationale Starbesetzung vorweisen.
31.10., ARD, 15.00 Uhr: „Gottesdienst zur Eröffnung des Reformationsjubiläums“
Menschen zeigen Gesicht: Sie erzählen 500 Jahre nach Martin Luther mit Herz, Mund und Händen, wie der Glaube ihnen Kraft gibt, dass der Geist der Reformation wirkt und dass es auch in Zeiten der Unsicherheit genug Grund gibt, zuversichtlich und „fein lustig“ zu bleiben, wie es ein Psalm aus der Bibel empfiehlt. In dem Festgottesdienst zur Eröffnung des Reformationsjubiläums musizieren das Jazztrio „Bending Times“, ein Bläserensemble unter Leitung von Barbara Barsch, die Marienkantorei und die Sambagruppe der Evangelischen Schule Neuruppin. Organist ist Landeskirchenmusikdirektor Gunter Kennel. Während des Gottesdienstes wird Karl Kardinal Lehmann die Luthermedaille erhalten. Weitere Mitwirkende sind Margot Käßmann (EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017), Heinrich Bedford-Strohm (Ratsvorsitzender der EKD) sowie Kardinal Karl Lehmann. Die Predigt hält Bischof Markus Dröge. Ab 17.10 Uhr überträgt das ZDF live aus dem Konzerthaus Berlin den Festakt zum Auftakt des Lutherjahres. Hauptredner ist Bundespräsident Gauck.
31.10., ZDF, 18.30 Uhr: „Martin Luther - Petra Gerster auf den Spuren des Reformators“
Die einen huldigen ihm als Retter der Christenheit, die anderen verdammen ihn als Ausgeburt des Teufels: Martin Luther. Aber stimmt das alles, was wir heute über ihn zu wissen glauben?
Zahllose Legenden kreisen um den Mönch aus Wittenberg, der sich mit der römisch-katholischen Kirche anlegte und dabei selbst zum Gründer einer neuen Kirche wurde. War Martin Luther wirklich Kind armer Bauern? Stand ein Gewitter am Beginn seines Weges? Und was steckt hinter seinem legendären Auftritt vor dem Kaiser in Worms? Wer also war dieser Mann des Glaubens wirklich? Petra Gerster begibt sich auf die Spuren Martin Luthers. An den historischen Schauplätzen - auf der Wartburg, in Wittenberg oder in seinem Geburtsort Eisleben - trifft sie auf Archäologen, Kirchenhistoriker und Luther-Forscher. Gemeinsam hinterfragen sie die Anekdoten, Legenden und Mythen, die Luther bis heute umgeben und legen dabei Schicht um Schicht den realen Luther hinter den gängigen Vorstellungen und Klischees frei. Mit erstaunlichen Entdeckungen und Erkenntnissen: Die 95 Thesen hat er wohl nie an die Schlosskirchentür in Wittenberg geschlagen. Daran, dass er Kaiser Karl V. ein trotziges „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ entgegenschleuderte, gibt es auch Zweifel. Und der Siegeszug der Reformation wäre ohne Luthers großes Netzwerk an Helfern und Mitstreitern ganz undenkbar gewesen. Ein Superheld, den frühere Generationen aus ihm gemacht haben, ist Martin Luther also sicher nicht gewesen. 500 Jahre nach Veröffentlichung der 95 Reformationsthesen, die die Christenheit in Protestanten und Katholiken spalteten, können wir die „Jahrtausendgestalt Luther“ heute neu entdecken.
31.10., ARD, 22.45 Uhr: „Die Story im Ersten: Faktor Menschlichkeit“
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
„Ich will, dass meine Mitarbeiter glücklich sind“, sagt Hotelier Bodo Janssen in diesem Film von Rita Knobel-Ulrich. Und Gunther Olesch, Geschäftsführer bei Phoenix Contact, ergänzt: „Wenn die Mitarbeiter keinen Spaß an der Arbeit haben, kann es keinen Unternehmenserfolg geben.“ Zwei völlig unterschiedliche Unternehmen: eine Hotelkette im Dienstleistungssektor und ein High-Tech-Unternehmen, weltweit mit innovativen Produkten unterwegs. Beide Unternehmen haben Umbrüche überstanden und in ihren Krisenzeiten gelernt. Doch dann steuerte Eigentümer Bodo Janssen radikal um. Jetzt werden die Mitarbeiter dazu ermuntert, selbst Ideen im Hotelalltag einzubringen. In gemeinsamen Treffen sitzen Putzkräfte neben dem Hoteldirektor, der Lehrling neben dem Küchenchef und tüfteln gemeinsam. Eine ähnliche Entwicklung spielte sich im Hightech-Unternehmen Phoenix Contact ab. In der Krise verzichtete auch das Management auf Gehalt. Ein Unternehmensalltag ohne Druck und Angst und ohne innere Kündigung? Der Mensch mal nicht als Kostenfaktor und Einsparpotenzial, sondern als wichtiger Garant des Unternehmenserfolgs? Das Ganze hört sich ungewohnt an und ist es auch. Für manche Arbeitgeber wäre es eine Revolution.
Die Dokumentation geht auf Spurensuche: Wie sieht diese so andere Unternehmenskultur aus? Welches Umdenken, welche Haltung erfordert das? Wie werden Krisen und Herausforderungen bewältigt? Worin besteht das Glücklichsein der Mitarbeiter, das direkte Auswirkungen auf den Erfolg hat? Und wie passen wirtschaftlicher Erfolg und der Anspruch, dass die Mitarbeiter zufrieden sind, zusammen?
2.11., 3sat, 22.45 Uhr: „Hannas Reise“
Der Satz klingt zynisch, ist aber eher auf die Unbekümmertheit der Jugend sowie auf die Gnade der viel zu späten Geburt zurückzuführen: „Was mit Juden kommt immer gut; und behinderte Juden zählen doppelt.“ Mit diesen Motiven im Gepäck macht sich die Berliner BWL-Studentin Hanna auf den Weg nach Tel Aviv: Ein Praktikum in einer Behinderteneinrichtung soll ihren Lebenslauf mit sozialer Kompetenz aufhübschen und ihre Chancen vergrößern, nach dem Studium einen Job bei einer begehrten Unternehmensberatung zu ergattern. „Hannas Reise“ ist eine typische „Coming of age“-Geschichte, ein Film über das Erwachsenwerden einer eher oberflächlichen jungen Frau (Karoline Schuch), deren Dasein bislang auf ihre Karriere fixiert war. Und noch ein reizvoller Aspekt zieht sich durch die Handlung, die auf Theresa Bäuerleins Roman „Das war der gute Teil des Tages“ beruht, und auch diese Ebene bietet eine Menge Anknüpfungspunkte: Hanna hat seit vielen Jahren ein höchst schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Uta (Suzanne von Borsody) ist Friedensaktivistin und hatte nie viel Zeit für die Tochter; ihre Beziehung zu den eigenen Eltern war ähnlich kompliziert. In Israel findet Hanna raus, warum das so war: Neben der Arbeit in dem Behindertendorf soll sie auch Kontakt zu einer Holocaust-Überlebenden knüpfen. Die kluge alte Gertraud (Lia Koenig) erkennt die rothaarige Hanna sofort als Utas Tochter, denn auch die war vor vierzig Jahren bei ihr in Tel Aviv. Sie hat dort dank Gertraud Dinge erfahren, die sie ihre Eltern in einem völlig anderen Licht sehen ließen; und Hanna versteht endlich, warum ihre Mutter so ist, wie sie ist.
3.11., WDR Fernsehen, 23.10 Uhr: „Wenn die eigenen Kinder sterben“
Denise Körting und Sebastian Wagener stellen in ihrer Dokumentation ein Elternpaar vor, das Furchtbares erlebt hat. „Das war schon so, als ob man sein eigenes Todesurteil bekommt!“, beschreibt Claudia Mrosek den Moment, als die Ärzte ihr und ihrem Mann Thomas den Befund mitteilen: Ihr erster Sohn Kevin, grade mal vier Jahre alt, leidet an der unheilbaren Erbkrankheit NCL, Neuronale Ceroid-Lipofuszinose. Seine Nervenzellen sterben unaufhaltsam ab, seine Lebenserwartung ist gering. René, Kevins kleiner Bruder, wird daraufhin ebenfalls untersucht; der Befund ist zum Glück negativ. Je weiter die Krankheit bei Kevin voranschreitet, desto weniger können Claudia und Thomas darüber sprechen. Sie entfernen sich immer mehr voneinander. Um ihre Ehe zu retten, wagen sie schließlich einen verzweifelten Schritt. Sie entscheiden sich für ein drittes Kind, trotz des Risikos. Ihre Chancen auf ein weiteres gesundes Kind liegen bei 75 Prozent. Doch der Albtraum wiederholt sich: Auch Jan-Phillip leidet an der Erbkrankheit, auch er wird an NCL sterben. Die Ehe zerbricht. Der Film begleitet die verzweifelten Eltern in ihrem heutigen Alltag, der geprägt ist von Schuldgefühlen und Gewissenskonflikten, aber auch von schönen Erinnerungen.