Köln (epd). "Fremdenfeindlichkeit ist kein ostdeutsches Problem, sondern ein weit in Europa verbreitetes Problem."
Eine vorschnelle Verurteilung entstehe in sozialen Netzwerken, und Journalisten übernähmen das, ohne dass es jemand überprüfe. Nach dem Wochenende zeige sich nun, dass das Geschehen durchaus eine andere Entwicklung gehabt habe als zuerst gedacht, sagte Ramelow.
Feuerwehr war längst da
Nach dem Tod eines jugendlichen Flüchtlings in Schmölln hatten Berichte über eine mögliche Anstachelung zum Suizid durch Anwohner für Wirbel gesorgt. Die Polizei widersprach Medienberichten, wonach Schaulustige den Somalier mit Rufen wie "Spring doch" ermuntert haben sollen. Beamte vor Ort hätten solche Rufe nicht gehört, sagte der Schichtleiter im Landeseinsatzzentrum in Erfurt, Stefan Erbse, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Die Rufe hätten sich auf den Zeitpunkt bezogen, als die Feuerwehr längst mit dem Sprungtuch da war, sagte Ramelow. Daraus ergebe sich eine andere Logik. Dennoch müsse man jetzt nachfragen, warum der junge Mann wieder in der Wohngruppe war und beenden konnte, was er vorhatte, sagte Ramelow:"Es bleibt eine große Tragik." Man habe den Selbstmord eines jungen Mannes nicht verhindern können.
Der junge Flüchtling war nach Angaben des Landratsamtes wegen psychischer Probleme in Behandlung. Erst am Freitag wurde er aus der Klinik entlassen.
Ramelow kritisierte auch Reaktionen unter seinem Twitter-Tweet zu Schmölln am Wochenende. Dort hätten Twitternutzer Kommentare wie "gut, dass er gesprungen ist" veröffentlicht. "Das ist das, was mich fassungslos macht", sagte er. Die Verrohung gehe mit Smartphones einher, weil alle zu jeder Zeit alles filmen könnten.