23.10., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Gottlos glücklich"
Jens Tobias ist überzeugter Atheist. Den "lieben Gott" braucht er nicht. Der Unternehmensberater aus Leipzig ist, wie die Mehrheit der Ostdeutschen, ohne Kirche und Religion aufgewachsen. Sind die Ostdeutschen deshalb amoralischer oder weniger anständig als die christlichen Westdeutschen? Studien legen nahe: Ihr Leben ist nicht weniger sinnhaft, sie setzen sich nicht weniger für die Gemeinschaft ein und sie sind auch nicht weniger interessiert an ethischen Fragen. Jens Tobias jedenfalls hat bis heute keinen Gott gebraucht. Weder in schönen Zeiten noch in den schweren. Man muss sich selbst helfen, findet er. Und auf die Menschen bauen, die einen umgeben: die Freunde, die Familie. Auf die Hilfe eines überirdischen Wesens sollte man auf jeden Fall nicht warten. Auch Bettina Göbel dachte lange, keinen Gott zu brauchen. Getauft wurde sie, konfirmiert auch. Aber danach wurde die Entfremdung immer größer. Die Arbeit in ihrer Tierarztpraxis und auf dem Bauernhof, die Erziehung der Tochter: Da blieb überhaupt keine Zeit mehr, über Religion nachzudenken. Doch dann starb ganz plötzlich ihr Mann und nach und nach kam der Glauben zurück, den sie seit ihrer Kindheit vergessen hatte. Heute kann sich Bettina Göbel ein Leben ohne Gott und Kirche überhaupt nicht mehr vorstellen. David Gern stellt in seinem Film zwei Menschen vor, die symptomatisch für zwei Parallel-Entwicklungen in unserem Land stehen: die zunehmende Säkularisierung einerseits und die wieder erstarkende Sehnsucht nach Glauben und Religion andererseits. In dem Film treffen beide aufeinander: Bettina Göbel wird nach Leipzig fahren und Jens Tobias besuchen, um mit ihm zu reden: über das Leben, das Sterben und über den lieben Gott, der ja wahrscheinlich gar nicht existiert. Eine spannende Begegnung zweier Menschen, die, jeder auf seine Weise, ziemlich typisch sind für unsere Gesellschaft.
24.10., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Mein Leben, Dein Leben"
Zwei Menschen, zwei Welten, zwei Kulturen: Für die Reportage von Lena Breuer und Melahat Simsek wagen zwei Frauen ein Tauschexperiment der besonderen Art. Für drei Tage tauschen sie ihre Stadt, ihr Geschäft, ihr Leben und tauchen tief in die Welt der anderen ein. Zeynep Lal ist 42 Jahre alt und Geschäftsführerin eines türkischen Brautmodengeschäftes in Köln. Auf fast 100 Quadratmetern gibt es Braut- und Abendmode, viel Tüll und Glitzer und eine Menge internationaler Kundschaft. Gemeinsam mit Schwester Sükran und Mutter Ayse macht Zeynep seit 20 Jahren Bräute glücklich und bleibt dabei ganz pragmatisch. Stress ist im Familienbetrieb ein Fremdwort.
In Düsseldorf führt Nathalie Flörke seit 12 Jahren eine kleine Modeboutique. Hier verkauft sie hochwertige Damenmode. Wer hier einkauft, schaut nicht unbedingt aufs Preisschild. Nathalie schmeißt den Laden alleine, ihr Geschäft ist ihr ganzes Leben. Drei Tage lang wagen Nathalie und Zeynep den Sprung ins kalte Wasser und übernehmen den Laden ihrer Tauschpartnerin, mit allem, was dazugehört. Ein Tausch zwischen zwei Geschäften, zwei Kulturen und zwei Städten - und am Ende die Frage: Wie unterschiedlich sind wir eigentlich?
25.10., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Fremde in meinem Haus"
Wenn die 19-jährige Franzi nach Hause fährt, freut sie sich nicht nur auf das Wiedersehen mit ihren Eltern, sondern neuerdings auch auf Basel (23) und Omar (22), ihre "neuen syrischen Brüder".
Die beiden sind im vergangenen Herbst bei Susanne und Ulrich eingezogen, gerade als Franzi, jüngstes ihrer vier Kinder, zum Studium fortging. Das Ehepaar hatte Platz, war neugierig und wollte helfen. Zwei junge Männer aus einem benachbarten Flüchtlingsheim zogen kurz darauf in die leerstehenden Kinderzimmer. Susanne und Ulrich kannten sie über die Kirchengemeinde. Sie hatten schon ihre Anerkennung und waren auf der Suche nach einer neuen Bleibe. In der Siedlung sind Omar und Basel inzwischen bekannt und akzeptiert. Ulrike Baur schildert in ihrer Reportage, wie es funktioniert, wenn man mit fremden Menschen dauerhaft den Alltag teilt. Eine weitere Protagonistin ist
Andrea, ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuerin aus Göttingen. Sie wurde von einer Ärztin angesprochen: Eine junge Frau aus dem Sudan sollte ihr Kind möglichst nicht in einer Massenunterkunft gebären. Ihre Freundin musste den Mann und fünf Kinder in Syrien zurücklassen. Beide Frauen leben nun schon seit Monaten bei Andrea und ihrem Mann in einer kleinen Dachwohnung. Für Burtugalas Baby ist sie Ersatzoma, für beide Frauen Begleiterin bei sämtlichen Behördengängen, Trösterin in dunklen Stunden, immer ansprechbar. Andreas Leben, früher wohlgeordnet, ist jetzt jeden Tag ein Abenteuer.
Trotzdem kann sich die 55-jährige ehemalige Jugendleiterin gar nicht vorstellen, dass ihre beiden Quasi-Töchter irgendwann einmal wieder ausziehen. "37 Grad" hat die beiden Experimente begleitet und zeigt, wie aus Fremden Familienmitgliedern werden.
26.10., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Was geht mich das an? Die NS-Zeit"
Mache ich den Mund auf, wenn Menschen schikaniert werden? Oder schaue ich zu, wenn Unrecht geschieht? Wo beginnt eine Mitschuld? In diesem Dilemma steckten Millionen Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus. Eine junge Frau sucht in unsicheren Zeiten das Wir-Gefühl und schaut weg, als ganz normale Leute in der Nazi-Zeit ausgegrenzt und getötet werden, einfach weil sie als Juden galten. Die junge Frau will sich ihr kleines Stück Leben, Ordnung, Zufriedenheit bewahren und unterstützt damit ein Terrorregime. So wie Millionen "Mitläufer". Solche Lebenswege haben Geschichte geschrieben. Aber angefangen hat alles mit Fragen, die uns heute ähnlich begegnen könnten, und mit ganz menschlichen Entscheidungen. Die Dokumentationsreihe "Was geht mich das an?" schlägt die Brücke vom Damals ins Hier und Jetzt, von historischen Lebenswegen zu den Zuschauern von heute. Schauspielerin Judith Neumann verkörpert in diesem Film von Kathrina Edinger den fiktiven Charakter einer NS-Mitläuferin, der basierend auf historischen Quellen wie Tagebüchern und Biografien entwickelt wurde. Die fiktive NS-Mitläuferin erzählt von den Entscheidungen, die ihr Leben verändert haben: Konnte man wirklich dem rassistischen Wahn des NS-Regimes nichts entgegensetzen? Wie kann Ideologie das Handeln und Denken eines Einzelnen verändern? Die Sendereihe "Was geht mich das an?" schlägt die Brücke vom Damals ins Jetzt, von historischen Lebenswegen und Ereignissen zu den Zuschauern von heute, die sich fragen: Wie würde ich heute handeln? Hätte die Vergangenheit auch anders verlaufen können? Die Erzählung wird ergänzt durch Interviews mit Historikern.
26.10., WDR Fernsehen, 0.10 Uhr: "Akte D: Das Versagen der Nachkriegsjustiz"
Nachrichtenbilder, die in den vergangenen Monaten für Erstaunen gesorgt haben: Hochbetagte Männer werden verhaftet und vor Gericht gestellt, angeklagt für Verbrechen, die in der NS-Zeit begangen worden sind - vor mehr als 70 Jahren. Wie kann das sein? Was hat die deutsche Justiz in den Jahrzehnten der Nachkriegszeit gemacht? Warum hat sie so viele Täter weder gefasst noch verurteilt? Mehr als 500.000 Deutsche, so schätzen Historiker heute, waren an den Verbrechen des NS-Regimes beteiligt. Zunächst übernahmen die Alliierten die Aufgabe, die Schuldigen zu bestrafen. Bis 1949 wurden 50.000 NS-Täter abgeurteilt. Dann ging die Verfolgung von NS-Verbrechen in die Hände der deutschen Justiz über - seitdem sind nicht einmal mehr 1.000 Täter rechtskräftig verurteilt worden. Die Geschichte verlief in West- und Ostdeutschland sehr unterschiedlich und hatte doch ein ähnliches Ergebnis. Während sich die DDR nach einigen spektakulären Schauprozessen für "nazifrei" erklärte, war es in der Bundesrepublik die Justiz selbst, die eine konsequente Verfolgung von NS-Verbrechen über Jahrzehnte verhinderte. Als sich nach dem Ende des Kalten Krieges Archive in aller Welt öffneten und Ermittler aus dem Ausland tätig wurden, sah man sich auch in Deutschland gezwungen zu handeln. Doch da war es in den meisten Fällen zu spät, die Täter waren verstorben oder verhandlungsunfähig. Die Dokumentation von Christoph Weber enthüllt, wie die Justiz dabei mitgewirkt hat, dass zahllose NS-Täter straffrei geblieben sind.
27.10., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Leben retten auf eigene Faust"
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Am Anfang war der Charme des Ungewöhnlichen und Wagemutigen. Ein paar Brandenburger Landratten wollten mit einem alten Fischkutter aufs Mittelmeer, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Dann geschah, was kaum einer erwartet hatte: Die Sea-Watch rettete über 2.000 Menschen das Leben, Unterstützer spendeten über eine Million Euro. Die Reibungsverluste auf dem kleinen und maroden Schiff waren allerdings enorm, die Organisation ein Chaos. Schon im vergangenen Jahr hatte "Menschen hautnah"-Autor Peter Podjavorsek die Sea-Watch auf einer ihrer ersten Ausfahren begleitet und wurde Zeuge, wie das kleine Sea-Watch-Boot über 1.000 Menschen vor dem Ertrinken rettete. Ein Jahr danach ist Sea-Watch professioneller geworden. Die Organisation hat ein neues Schiff gekauft, größer und besser als das Alte. Gleichzeitig wurde ein Ultraleichtflugzeug angeschafft. Ruben Neugebauer, von Anfang an bei Sea-Watch dabei, hat extra einen Flugschein gemacht, um die Maschine über die Alpen zu fliegen und Aufklärungsflüge vor der Küste Libyens durchzuführen. So will Sea-Watch die Suche nach Flüchtlingsbooten verbessern. Kritik, dass es schon genug Flüchtlinge in Deutschland gäbe, will Ruben nicht gelten lassen. Der 27-Jährige glaubt nach wie vor an eine offenere und gerechtere Welt. Zunächst beginnen die Rettungsaktionen wie erwartet. Die Schiffscrew rettet hunderte Flüchtlinge vor dem Ertrinken. Doch plötzlich treten unerwartete Schwierigkeiten auf. Bei einer ihrer Rettungsaktionen ist die Schiffsbesatzung mit der libyschen Küstenwache konfrontiert. Nach langem Flug aus Deutschland nach Djerba erhält das kleine Sea-Watch-Flugzeug von den tunesischen Behörden keine Fluggenehmigung. Wochen später kommt es auf hoher See zu einem Überfall. Ein Rettungsschiff von Ärzte ohne Grenzen wird vor der Küste Libyens von einer Gruppe bewaffneter Männer geentert. Was tun? Können die Freiwilligen der Sea-Watch angesichts dieser Bedrohung ihre Mission überhaupt weiterführen?
27.10., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Die Entscheidung: Nils, unser behindertes Pflegekind"
Maria und Paul stehen mitten im Leben und haben vier gesunde Kinder groß gezogen. Mit ihren 50 Jahren fühlen sie sich noch zu jung, um an die Rente zu denken. Sie haben sich deshalb etwas Besonderes vorgenommen: Sie möchten ein behindertes Kind zur Pflege in ihre Familie aufnehmen. Doch es wird eine große Herausforderung werden, sich eventuell für den Rest ihres Lebens an ein behindertes Pflegekind zu binden. Wird sich ein Kind finden, und wenn ja, wie stark wird die Behinderung sein? Werden sie stark genug sein, um den notwendigen Pflegeaufwand zu leisten? Wie wird das Kind darauf reagieren, plötzlich in einer neuen Familie zu leben?
Nach einem halben Jahr wird ein Kind gefunden. Als der sechsjährige Nils in das Leben von Maria und Paul tritt, verändert sich nicht nur ihr Leben radikal. Nils braucht rund um die Uhr Pflege. Die Filmemacher durften die Familie eineinhalb Jahre lang begleiten. Von der ersten Idee, ein behindertes Kind zur Pflege aufzunehmen, bis zum ersten gemeinsamen Urlaub mit Nils an der Nordsee.