Caracas/Rio de Janeiro (epd). Bislang beschränkten sich die Kontakte zwischen der Regierung und der zweitgrößten Rebellengruppe des Landes auf inoffizielle Sondierungsgespräche. Mit der größeren Farc-Guerilla hatte die Regierung vor einigen Wochen einen Friedensvertrag vereinbart, der in dieser Form aber von der Bevölkerung abgelehnt wurde.
Verhandlungsort mit der ELN (Ejército de Liberación Nacional) wird Quito, die Hauptstadt des Nachbarlandes Ecuador. Neben Ecuador und Venezuela sollen auch Norwegen, Brasilien, Chile und Kuba als Garantiemächte fungieren.
Gegenseitige Angriffe
Die ELN verpflichtete sich, innerhalb der nächsten zwei Wochen die letzten zwei Geiseln freizulassen, die sich noch in ihren Händen befinden. Präsident Juan Manuel Santos hatte die Freilassung aller Entführten zur Vorbedingung für Friedensgespräche gemacht. Mehrere Entführte in der Gewalt der linken Rebellen waren bereits in den vergangenen Tagen freigelassen worden.
Die Zahl der ELN-Guerilleros wird auf knapp 2.000 geschätzt. Mit der knapp 6.000 Kämpfer starken Farc gibt es zwar ideologische Übereinstimmungen, doch führten Differenzen untereinander schon zu gegenseitigen Angriffen. Die ELN hat ihre Hochburgen im Nordosten des Landes nahe der Grenze zu Venezuela.
Rund 340.000 Tote
Ende September hatten Regierung und Farc-Guerilla nach dreieinhalb Jahren zäher Verhandlungen einen Friedensvertrag unterzeichnet, der international auf durchgehend positives Echo stieß. Wenige Tage später lehnte jedoch eine knappe Mehrheit der Kolumbianer die Vereinbarung in einem Referendum überraschend ab. Präsident Santos jedoch will mit Nachverhandlungen weiterhin den Frieden in seinem Land durchsetzen, wofür ihm in der vergangenen Woche der Friedensnobelpreis zuerkannt wurde.
Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Staat und rechtsextremen Paramilitärs in Kolumbien hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Rund 340.000 Menschen wurden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben.