Gutachter: Täter aus der Kölner Silvesternacht waren verabredet

Gutachter: Täter aus der Kölner Silvesternacht waren verabredet
Ein neues Gutachten belegt: Die Täter aus der Kölner Silvesternacht hatten sich zu einer Zusammenkunft am Hauptbahnhof verabredet. Dennoch bleiben viele Fragen zum Hintergrund der Straftaten offen.

Düsseldorf (epd). Der Rechtspsychologe Rudolf Egg, der für den Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags ein Gutachten erstellt hat, kommt zu der Aussage, dass es eine Verabredung gegeben habe. Das sagte der Ausschussvorsitzende Peter Biesenbach (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf.

Biesenbach und sein Stellvertreter Martin Börschel (SPD) erläuterten vor Journalisten, dass das 51-seitige Gutachten, das auf einer Auswertung der Strafanzeigen basiert, allerdings nicht alle Fragen beantworten könne und einige Lücken aufweise. Der Gutachter werde dazu am 24. Oktober als Zeuge im Ausschuss gehört. Beide Politiker betonten, sie würden bis zur Anhörung des Rechtspsychologen Egg im Untersuchungsausschuss "keine Wertung" des Gutachtens vornehmen. Egg war von 1997 bis 2014 Leiter der Kriminologischen Zentralstelle des Bundes und der Länder.

Zahl der Opfer beträgt rund 1.300

Bei der Staatsanwaltschaft Köln liegen rund 1.200 Anzeigen zu Straftaten in der Silvesternacht vor, etwa 500 davon wegen sexueller Übergriffe. Die Zahl der Opfer liegt bei rund 1.300.

In der von Biesenbach und Börschel vorgestellten Expertise heißt es, eine rein zufällige, von vornherein nicht beabsichtigte Begegnung der Täter werde man "vernünftigerweise" ausschließen können. Dafür seien "zu viele Männer zur selben Zeit am selben Ort gewesen". Von daher liege es nahe, "zu vermuten, dass es im Vorfeld der Ereignisse irgendeine Form der Verabredung oder Absprache gegeben hat, die mehrere Hundert Männer aus dem nordafrikanischen Raum veranlasst hat, den Silvesterabend 2015 im Bereich des Kölner Hauptbahnhofs zu verbringen. Zu denken wäre hier an eine Art Mundpropaganda in Flüchtlingsheimen oder anderen Wohnunterkünften oder auch an Verabredungen unter Nutzung sozialer Medien wie Facebook oder WhatsApp", schreibt Egg.

Die Mehrzahl der Männer war laut Egg aber nicht schon mit der festen Absicht nach Köln gekommen, dort Straftaten zu begehen. Erst nachdem sie bemerkt hätten, dass die Polizei nicht einschreitet, sei es zu den massenhaften Übergriffen gekommen.