Hamburg (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat vor ihrer Afrika-Reise mehr Verantwortung für den Nachbarkontinent angemahnt. "Von dort fliehen Menschen nicht nur vor Krieg", sagte die Regierungschefin in einem Interview der Wochenzeitung "Die Zeit". Da gehe es auch um wirtschaftliche Motive. Deshalb sei es wichtig, Fluchtursachen zu bekämpfen und eine vernünftige Balance mit Afrika zu finden.
Merkel reist vom Sonntag bis zum Dienstag nächster Woche nach Afrika und besucht unter anderem Äthiopien. "Wenn wir unser Menschenbild ernst nehmen, kann der Anspruch, dass die Würde des Menschen unantastbar sein soll, nicht an den deutschen Staatsgrenzen enden - und auch nicht an den europäischen Außengrenzen", sagte Merkel.
Schuldfragen in Bezug auf die Sklaverei und den europäischen Kolonialismus zu erörtern, bezeichnete die Kanzlerin als wenig produktiv. Dennoch räumte sie ein: "Die ganze westliche Welt hat Afrika in früheren Epochen Entwicklungschancen geraubt, und zwar über Jahrhunderte."
Kanzlerin: Europa hat eine Verpflichtung
Als Beispiel nannte sie Grenzziehungen nach europäischen Interessen. "Natürlich erwächst daraus eine Verantwortung für uns", betonte Merkel. "Das entbindet jedoch keinen afrikanischen Politiker von der Pflicht, gute, saubere und transparente Politik für seine Bevölkerung zu machen."