Rom/New York (epd). "Wir scheinen uns in einer ausweglosen Spirale aus Arroganz und Tatenlosigkeit zu befinden", beklagte der Papst Vatikanangaben zufolge am Donnerstag bei einer Begegnung mit Vertretern katholischer Hilfsorganisationen aus der Region. Die Massenmigration wirke sich als Folge des Konflikts bis weit über die Grenzen der betroffenen Länder aus. Die Logik der Waffen und der Unterdrückung, dunkle Interessen und Gewalt bedrohten die gesamte Region. Der jüngste Angriff auf einen UN-Hilfskonvoi in Syrien sei ein Beispiel für das "Böse, das im Menschen und in der Geschichte gegenwärtig ist".
Die Kinder in Aleppo seien gezwungen, verunreinigtes Wasser zu trinken, beklagte Franziskus bei der Begegnung mit Vertretern von Hilfsorganisationen in Begleitung des UN-Sondergesandten für Syrien, Staffan de Mistura. Die Menschen in Syrien und im Irak benötigten nicht nur dringend Hilfslieferungen, sondern sehnten sich vor allem nach Frieden.
Kliniken sollen vor Bombenangriffen geschützt werden
Joanne Liu, Präsidentin von "Ärzte ohne Grenzen", sagte am Mittwoch (Ortszeit) vor dem UN-Sicherheitsrat in New York, immer häufiger würden die Zivilbevölkerung und medizinische Einrichtungen angegriffen. Der unerbittliche Sturmangriff auf die Stadt Aleppo durch syrische und russische Truppen mache Evakuierungen von Verletzten unmöglich. Leichen lägen auf den Straßen, sagte Liu.
Für das Versagen beim Schutz medizinischer und ziviler Einrichtungen seien alle UN-Staaten verantwortlich. Liu warf ihnen vor, die Resolution des Sicherheitsrates zum Schutz medizinischer Einrichtungen vom Mai zu ignorieren. Das UN-Gremium hatte einstimmig beschlossen, dass Zivilisten und Krankenhäuser geschützt werden müssen.
Kurz vor der Rede Lius seien zwei weitere Krankenhäuser im Osten Aleppos durch Angriffe schwer beschädigt worden, erklärte "Ärzte ohne Grenzen". Die Kliniken hätten den Betrieb eingestellt.
Im Syrien-Krieg sind nach UN-Angaben bereits rund 270 Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen zerstört oder beschädigt worden. Mehr als 750 Ärzte, Krankenpfleger und andere Mitarbeiter des Gesundheitswesens seien bei den seit mehr als fünf Jahren währenden Kämpfen getötet worden. In Syrien kämpfen das Regime des Machthabers Baschar al-Assad, unterstützt von Russland, sowie Rebellen und Terrormilizen um die Macht.