Frankfurt a.M., Berlin (epd). "Die sudanesische Armee weiß, wie man kämpft, sie braucht keine chemischen Waffen." Mit dem Bericht von Amnesty International solle lediglich die sudanesische Regierung diskreditiert werden, sagte Abayazeed.
Amnesty zufolge deuten Fotos und Zeugenaussagen darauf hin, dass die Armee in der westsudanesischen Region Darfur für mindestens 30 Luftschläge mit chemischen Waffen verantwortlich ist. Rund 200 Menschen, die meisten davon Kleinkinder, seien dabei getötet worden. "Das Ausmaß und die Brutalität der Angriffe ist schwer in Worte zu fassen", sagte Tirana Hassan von Amnesty International zur Veröffentlichung des Berichts in New York. Fotos aus der Region zeigten Kleinkinder, die unter Atemnot litten oder Blut spuckten. Hunderte Überlebende hätten in den Stunden und Tagen nach den Angriffen Symptome entwickelt, die auf chemische Waffen deuteten.
200.000 Menschen getötet, zwei Millionen vertrieben
Der Pressebeauftragte Abayazeed sagte, der Sudan nehme Flüchtlinge aus vielen Ländern der Region auf, etwa aus Eritrea, dem Südsudan oder der Zentralafrikanischen Republik. "Wir geben den Menschen humanitäre Hilfe, wieso sollten wir auf unsere Bevölkerung mit chemischen Waffen schießen?"
In Darfur herrscht seit 2003 ein Bürgerkrieg, in dem Armee und verbündete arabische Milizen gegen lokale Rebellengruppen kämpfen. Die Regierung der islamischen Republik soll in Darfur gezielt gegen christliche Bevölkerungsgruppen vorgehen. Mehr als 200.000 Menschen wurden Schätzungen zufolge seit Ausbruch des Konflikts getötet, etwa zwei Millionen vertrieben.
Mehrere sudanesische Regierungspolitiker, darunter Präsident Omar al-Baschir, sind wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in Darfur vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zur Fahndung ausgeschrieben.
Der Einsatz von Chemiewaffen ist völkerrechtlich verboten und gilt als Kriegsverbrechen. "Chemische Waffen sind seit Jahrzehnten geächtet, weil das Leid, das sie anrichten, niemals gerechtfertigt werden kann", sagte Hassan. "Die Tatsache, dass die sudanesische Regierung sie mehrfach gegen ihr eigenes Volk eingesetzt hat, darf nicht ignoriert werden."