Genf (epd). Über 750 Ärzte, Krankenpfleger und andere Mitarbeiter des Gesundheitswesens seien in den seit mehr als fünf Jahren währenden Kämpfen getötet worden, teilten die Vereinten Nationen am Montag in Genf mit.
Inzwischen funktionierten rund 60 Prozent aller öffentlichen Krankenhäuser in dem Bürgerkriegsland nur noch teilweise oder seien ganz geschlossen, erklärte der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Gesundheit, Dainius Puras. In der Mehrheit der Fälle deuteten die vorhandenen Beweise stark auf einen absichtlichen Beschuss hin. Vor allem Frauen und Kinder seien die Leidtragenden.
Im belagerten Ostteil von Aleppo sind nach Unicef-Schätzungen rund 100.000 Kinder in höchster Gefahr. Zusätzlich zu der direkten tödlichen Bedrohung durch Bombardierungen leide die Zivilbevölkerung unter akuter Wasserknappheit, da zum wiederholten Male die Unterbrechung der Wasserversorgung als Waffe eingesetzt werde.
Unicef-Sprecher fordert Ende der Luftschläge
Der Sprecher von Unicef Deutschland, Rudi Tarneden, forderte einen sofortigen Stopp der Luftangriffe auf die Stadt. "Die Intensität und Rücksichtslosigkeit sind vergleichbar mit den Gräueltaten, die im Zweiten Weltkrieg verübt wurden", sagte er dem Hörfunksender NDR Info. In Syrien gehe es um die Rettung eines Minimums an Menschlichkeit, betonte der Sprecher des UN-Kinderhilfswerkes: "Die Helfer, die in Syrien und in Aleppo tätig sind, tun ihr Möglichstes, sie unterstützen die Bevölkerung, aber sie werden nicht mehr sehr lange durchhalten können."
Nach einer mehrtägigen Waffenruhe haben russische und syrische Streitkräfte die Bombardierung Aleppos seit Donnerstag wieder aufgenommen. Es sollen die heftigsten Angriffe seit Beginn des Krieges vor fünf Jahren sein.
Unterdessen meldete das Rote Kreuz einen Erfolg bei der Versorgung der notleidenden Menschen in Syrien. Vier belagerte Städte hätten erstmals seit fünf Monaten Hilfslieferungen erhalten. Fahrzeuge des Syrisch-Arabischen Roten Halbmondes hätten humanitäre Güter nach Madaja, Sabadani, Fua und Kafraja gebracht, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz mit. Während Aufständische die Orte Fua und Kafraja belagerten, schnürten Truppen von Machthaber Baschar al-Assad die Orte Sabadani und Madaja ab. In den vier Orten harren laut UN rund 62.000 Menschen aus.
Unterdessen attackierten die USA im UN-Sicherheitsrat Russland. Die US-Botschafterin Samantha Power beschuldigte die russische Regierung der "Barbarei" bei ihren Angriffen auf Aleppo. Russlands Botschafter Witali Tschurkin erklärte, es sei derzeit fast unmöglich Frieden nach Syrien zu bringen. Russland unterstützt das Assad-Regime in seinem Kampf gegen Rebellen und Terrormilizen. Die USA helfen gemäßigten Aufständischen.