Bautzen (epd). Im ostsächsischen Bautzen ist es zu Schlägereien zwischen Flüchtlingen und Einheimischen gekommen. Rund 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und etwa 80 gewaltbereite, zum großen Teil rechtsextreme Deutsche gingen am Mittwochabend im Stadtzentrum aufeinander los. Die Polizei trennte beide Lager und verhinderte so eine größere Eskalation.
Bei den tätlichen Auseinandersetzungen auf dem Kornmarkt hätten die jungen Flüchtlinge Steine und Flaschen geworfen, sagte Bautzens Polizeidirektor Uwe Kilz am Donnerstag. Später seien beide Lager in kleinen Gruppen in der Stadt unterwegs gewesen. Die Polizei habe auch dort versucht, beide Gruppen zu trennen. Dabei seien auch Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt worden.
Steine und Flaschen geworfen
Einige der Rechtsextremen hätten versucht, an das Flüchtlingsheim der Minderjährigen zu gelangen, seien jedoch von der Polizei daran gehindert worden, hieß es. Die jungen, vorwiegend rechten Frauen und Männer, seien "relativ eventbetont unterwegs gewesen" und hätten Bier getrunken.
Das für Extremismus zuständige Operative Abwehrzentrum ermittelt nun wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung und will auch Videomaterial auswerten. Während der Auseinandersetzungen sei auch ein Krankenwagen, der zu einem verletzten jungen Flüchtling in die Unterkunft gerufen wurde, an der Anfahrt gehindert worden, hieß es. Erst unter Polizeischutz erreichte der Krankenwagen die Asylbewerberunterkunft.
Es seien Steine und Flaschen geworfen worden, es sei jedoch noch "nicht klar, aus welchem Lager die kamen", sagte der Polizeidirektor. Zuvor hatte die Polizei "mehrere augenscheinlich rechtsmotivierte Männer" dafür verantwortlich gemacht.
Polizei: Auseinandersetzung hat Vorgeschichte
Laut Polizei hatten Einheimische auch Parolen skandiert, "wonach Bautzen und der Kornmarkt den Deutschen gehören würde". Kilz sagte, etwa 45 bis 90 Minuten sei die Situation "chaotisch" gewesen. Am späten Abend sei in der Stadt wieder Ruhe eingekehrt.
Die Auseinandersetzung sei "aus dem Nichts entstanden", allerdings gebe es eine Vorgeschichte: Bereits am vergangenen Freitag habe es zwischen beiden Gruppen Auseinandersetzungen gegeben. Auf beiden Seiten gab es Kilz zufolge dort ein "massives Störerpotenzial" von jeweils 20 Personen.
OB verurteilt Gewalt
Den minderjährigen Flüchtlingen werde nun untersagt, nach 19 Uhr aus dem Haus zu gehen. Außerdem gelte für die Minderjährigen ein Alkoholverbot. Im Landkreis Bautzen leben nach Angaben des Landratsamtes 182 unbegleitete minderjährige Ausländer, darunter 30 in Bautzen. Es gebe aber nur "mit einer Handvoll Probleme", sagte ein Sprecher des Landratsamtes.
Bautzens Oberbürgermeister Alexander Ahrens (parteilos) verurteilte die Szenen scharf. "Ich bin wütend und entsetzt", erklärte Ahrens: "Ich verurteile die Gewalt, und das sage ich in aller Deutlichkeit, unabhängig von wem sie ausgeht."
Die sächsische Linke sprach von "Pogromstimmung" und kritisierte den Einsatz der Polizei mit anfangs zu wenigen Beamten. Auch der CDU-Abgeordnete Marko Schiemann forderte mehr Polizeipräsenz: "Es darf keine rechtsfreien Räume in Sachsen geben." Laut Polizei waren am Mittwoch in Bautzen rund 100 Beamte im Einsatz.