17.9., Vox, 20.15 Uhr: "15 Jahre danach: Wie 9/11 die Welt veränderte"
Der 11. September 2001 hat die Welt verändert. Mindestens 3.000 Menschen starben in den Trümmern des World Trade Centers, den Ruinen des Pentagons und in den Wracks von vier Flugzeugen, die von Terroristen entführt wurden. Für Überlebende der Al-Qaida-Anschläge, Hinterbliebene der Opfer und die unzähligen Helfer stellte "9/11" einen dramatischen Wandel ihres bisherigen Lebens dar. Doch der 11. September 2001 hat auch die gesamte Weltordnung in Aufruhr gebracht. Amerika zog in den Krieg gegen den Terror, die Verbündeten folgten, aber der Erfolg blieb letztlich aus. Afghanistan, der Irak, Syrien und Teile Nordafrikas sind bis heute nicht befriedet und demokratisiert, sondern versinken im Chaos. Mit dem "Islamischen Staat" bedroht nun eine neue zerstörerische Macht die Welt. Die Folge sind Bürgerkriege, eine Flüchtlingskrise ungeahnten Ausmaßes und zunehmende Unsicherheit in Europa, denn der Terror ist auch hier längst angekommen. Die Dokumentation porträtiert Menschen, die die Anschläge überlebt haben und deren Leben dadurch eine radikale Wendung erfahren hat. Wie geht es ihnen heute? Was hat sich in ihrem Leben verändert? Ist es ihnen gelungen, die schrecklichen Ereignisse zu verarbeiten? Zudem ordnen Experten die Geschehnisse nach dem 11. September ein und erklären, welche Konsequenzen die damaligen politischen Reaktionen bis jetzt haben und wie der Terror heute auch Europa bedroht. Zu Wort kommen unter anderem Terror-Experte Peter Neumann, der frühere außenpolitische Berater von Kanzler Gerhard Schröder, Michael Steiner, der ehemalige US-Botschafter John Kornblum sowie die Journalisten Peter Kloeppel und Christof Lang, die am 11. September 2001 live für RTL von den Anschlägen berichteten.
17.9., Arte, 20.15 Uhr: "Konfuzius"
Die Lehren des Konfuzius sind vielen Menschen ein Begriff. Doch außerhalb Asiens weiß man nur wenig von ihm. Wer war Konfuzius? Wie hat er gelebt? Und inwiefern wurde seine Philosophie von den geschichtlichen Ereignissen seiner Zeit beeinflusst? Die aufwendige Doku-Fiktion verknüpft die Lehren des berühmten Philosophen mit prägenden Ereignissen seines Lebens: Seine mysteriöse Geburt auf einem heiligen Berg, seine Wanderjahre durch die chinesischen Provinzen der kriegsgeschüttelten Vorkaiserzeit und die Gründung seiner Schule kurz vor seinem Tod. Seine ergebensten Schüler verpflichteten sich, seine Weisheiten weiterzugeben, welche die Geistesgeschichte weltweit beeinflussen sollten. Konfuzius’ Geschichte ist eng mit der seines Landes verbunden. Der Philosoph starb 479 vor Christus, wurde aber erst Jahrhunderte später zu der historischen Figur, die er heute ist. Seine Lehren spiegeln ihre unruhige Entstehungszeit wider und drehen sich um menschliche Grundwerte: Familie, Freundschaft, Bildung, Staatsführung und das schwierige Gleichgewicht zwischen egoistischem Verlangen und sozialer Verantwortung.
Um 100 vor Christus machten die chinesischen Kaiser diese Ideen zur Grundlage der chinesischen Kultur und Bildung - angefangen bei Ahnenkult und staatlichen Feierlichkeiten bis hin zum Gao Kao, der jährlichen Abschlussprüfung der chinesischen Gymnasiasten. Im ersten Jahrhundert nach Christus wurde Konfuzius zur nationalen Kultfigur. Noch heute wird er in prunkvollen Zeremonien gefeiert, nicht nur in China, sondern auch in Vietnam, Südkorea und Japan. Konfuzius und seine Philosophie ist in Asien lebendiger denn je. Und er ist bis heute ein geschätzter Ratgeber für viele Alltagssituationen.
17.9., Tele 5, 22.00 Uhr: "Ogot"
Ausgerechnet bei Tele 5 würde man eine Reihe wie diese zwölfteilige "Walkumentary" nicht erwarten. Die Genrebezeichung setzt sich aus den englischen Wörtern to walk (gehen) und Documentary zusammen: Die jeweils 45 Minuten langen Filme zeigen Menschen auf einer Pilgertour. Der seltsame Titel ist ein Akronym und steht für "Old Guys On Tour", frei übersetzt: alte Kumpane unterwegs. Initiator der Aktion ist Jörg Draeger. Der frühere Gameshow-Moderator ist mittlerweile siebzig und hatte den Jakobsweg bereits neunmal absolviert, als er sich zum Jubiläum frühere Privatfernseh-Weggefährten einlud: Björn Hergen Schimpf, Frederic Meisner und Harry Wijnvoord. Fünfter im Bunde ist Karl Dall, der zwar nicht mitgewandert ist, die Filme aber moderiert und kommentiert. Die Themen, mit denen sich das Pilgerquartett befasst, sind durchaus anspruchsvoll: Wie nah kann man sich selbst kommen? Und dem Allmächtigen? Und muss das unbedingt zu Fuß sein? Tele 5 zeigt die Folgen samstags bis mittwochs.
18.9., ARD, 13.15 Uhr: "Gott und die Welt: Plötzlich sind wir draußen"
Andrea B. liebte ihre Wohnung, 30 Jahre lang wohnte sie in guter Lage in ihrer Stadt. Doch die Vermieter witterten lukrativere Mieteinnahmen; nach und nach verschwanden die alten Bewohner. Andrea, inzwischen arbeitslos und erkrankt, wollte bleiben, aber ihre Vermieter machten Druck und nutzten jede Möglichkeit, die Miete zu erhöhen. Dann kamen Vorwürfe dazu, sie vernachlässige die Wohnung. Am Schluss stand eine Räumungsklage. Die Stadt verfrachtete Andrea in eine Notunterkunft ganz am anderen Ende von Berlin. Der Film von Jule Sommer und Peter Kilimann dokumentiert die immer heftigeren Auseinandersetzungen um den Wohnraum in den Städten. Wohnen wird fast zum Luxus, innerhalb von zehn Jahren haben sich in den angesagten Stadtvierteln der Hauptstadt die Mieten verdoppelt. Das Autorenpaar begleitet Menschen, die im Moment ganz unten sind: Nach einer Zwangsräumung leben sie in Notunterkünften und versuchen verzweifelt, wieder Fuß zu fassen in einem normalen Leben mit Wohnzimmer, Küche, Bad.
18.9., ARD, 20.15 Uhr: "Tatort: Freitod"
Der "Tatort" ist bekannt dafür, immer wieder mal Themen zu behandeln, die von großer Relevanz sind. Waffenhandel, Zwangsprostitution, Kindesmissbrauch, Massentierhaltung: Das Spektrum ist riesig. Das Schweizer Fernsehen hat ihm mit "Freitod" einen weiteren Aspekt hinzugefügt. Zum Glück verzichtet das Drehbuch auf juristische Details und die Unterschiede zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe. Trotzdem lässt es sich natürlich nicht vermeiden, Pro und Contra abzuwägen. In den Krimis aus Köln hätte dies garantiert zu einem entsprechenden Streit zwischen den beiden Kommissaren geführt. Die Autorinnen Josy Meier und Eveline Stähelin haben einen anderen Weg gefunden: Der Film lässt als Teil der Krimihandlung die Sterbehilfeorganisation und einen Verein für Lebenshilfe aufeinanderprallen. Zunächst jedoch zeigt die Schweizer Regisseurin Sabine Buss fast dokumentarisch, wie eine Beihilfe zur Selbsttötung abläuft. Als Verdächtigen bietet sie den Sohn der Verstorbenen an. Die Wahrheit jedoch ist eine ganz andere, und sie bewegt sich in einer Dimension von erschütternden Ausmaßen. Das Thema ist viel zu ernst, um daraus einen spekulativen Krimi zu machen. Das prägt auch die Umsetzung: Die Bilder sind dunkel und betont unbunt, die Inszenierung ist konzentriert, aber ruhig; hektische Szenen verbieten sich quasi von selbst. Trotzdem gibt es einige Momente großer Spannung. Ansonsten aber sorgt vor allem die vorzügliche Thrillermusik von Fabian Römer dafür, dass "Freitod" ein fesselnder Krimi ist, der dennoch sensibel mit seinem Thema umgeht.
19.9., ARD, 22.45 Uhr: "Titos Brille"
Adriana Altaras stammt aus einem Land, das es nicht mehr gibt: Jugoslawien. Die Tochter jüdischer Partisanen, die für Tito kämpften und im Nachkriegsdeutschland ein neues Leben begannen, erzählt in "Titos Brille" von ihrer strapaziösen Familie. Heute ist Altaras Regisseurin, Schauspielerin, Autorin, Mutter zweier Kinder und Ehefrau eines deutschen Katholiken. So ungewöhnlich ihr Familienleben auf den ersten Blick auch sein mag, so beispielhaft ist es für einen Großteil der Generation der Nachkriegskinder. Trotz ihres eigenen prallen Lebens sind die Wunden der Vergangenheit bis heute spürbar und die Suche nach den eigenen Wurzeln ein ständiger Begleiter. Altaras nimmt die Dinge ernst, aber stets mit Humor, ihre ungewöhnliche, filmreife Familiengeschichte ebenso wie die Historie, die die Lebensläufe vieler Verwandter bestimmt haben. All das macht sie zu einer Protagonistin, die zwischen den Welten steht und so vieles in sich vereint: das alte Europa, das hippe, heutige Berlin und den jüdischen Witz, gepaart mit deutscher Gründlichkeit. Regisseurin Regina Schilling begleitet Adriana zu den Spuren der Familie Altaras auf einer Reise von Berlin über Gießen, Italien bis nach Zagreb, Split und Rab. Sie führt vor Augen, wie es sich anfühlt, wenn Geschichte persönlich wird: die Lager, der Widerstand, die Schauprozesse, Flucht und Neuanfang. Mit jüdischem Witz, balkanischem Furor und deutscher Gründlichkeit knüpft sich Adriana all jene vor, die ihr den Schlaf rauben: ihren Vater, der immer ein Held sein wollte, ihre strenge Mutter, Tito und den kroatischen Staat.
20.9., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Ohne mein Kind"
Der Film begleitet drei Mütter, die ihre Familie verlassen haben. Er beschreibt ihre innere Zerrissenheit, ohne die Kinder zu leben, und die ständige Rechtfertigung vor anderen Menschen, denn wenn die Mutter geht, gilt sie als herzlos und egoistisch. Ein Mann, der sich von seiner Familie trennt, ist nichts Ungewöhnliches. Aber eine Frau, die Mann und Kinder verlässt? Autorin Katrin Wegner stellt drei Frauen vor, die diesen Schritt getan haben oder zumindest planen. Nur zehn Prozent der Mütter sind bereit, nach der Scheidung alles zurückzulassen und ihre Kinder nur noch am Wochenende zu sehen. Zumindest zwei der drei Frauen haben gute Gründe: Mia, 30, findet, dass die Kinder beim Vater besser aufgehoben sein werden, weil er sich die Zeit selbst einteilen kann, während sie im Schichtdienst arbeitet. Die 37-jährige Jasmin muss sich auch drei Jahre nach ihrer Trennung von den Kindern noch immer rechtfertigen. Die Arbeitszeiten ihres Berufes sind jedoch vollkommen familienuntauglich. Naomi, 42, hat ihre Familie schon vor 13 Jahren verlassen. Ihr Argument klingt in der Tat sehr Ichbezogen: Sie wollte die Welt sehen, reisen und ihre Freiheit genießen. Heute spürt sie, dass ihr 15jähriger Sohn ihr weniger vertraut als noch vor einigen Jahren. Die Dokumentation zeigt, wie schwierig es für die Frauen ist, sich nicht als Rabenmutter zu fühlen, zeigt ihre gewonnene Freiheit und ihren eigenen Zwiespalt, mit dem Status als Wochenendmutter fertig zu werden.
21.9., ARD, 20.15 Uhr: "Bergfried"
Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Jo Baier ("Nicht alle waren Mörder") erzählt in seinem Drama aus den Achtzigern die Geschichte der späten Vergeltung für ein Kriegsverbrechen. Der Film beginnt mit einem Begräbnis; der junge Robert ist anlässlich der Beerdigung seines geliebten Großvaters in sein Dorf in den österreichischen Bergen zurückgekehrt. Die alte Frieda (Gisela Schneeberger) überreicht ihm eine Botschaft aus der Vergangenheit, die Baier in Form einer langen und mit einem verblüffenden Effekt eingeleiteten Rückblende erzählt: Als Robert ein kleiner Junge war, zu Beginn der Achtzigerjahre, ist eines Tages der Italiener Salvatore (Fabrizio Bucci) im Dorf aufgetaucht. Er hat vor vierzig Jahren als einziger ein Massaker überlebt, das deutsche Soldaten in seinem Heimatdorf verübt haben. Nun sucht er den SS-Mann, der den Massenmord damals befohlen hat; sein Verdacht fällt ausgerechnet auf einen freundlichen Großvater (Peter Simonischek). Die innere Spannung des Films resultiert gar nicht mal so sehr aus der Rachegeschichte, zumal sie zunächst ohnehin in den Hintergrund tritt. Viel interessanter ist die Unruhe, die Salvatore im Dorf auslöst. Baiers Werke waren immer dann am besten, wenn sich die Hauptfiguren inmitten ihrer Feinde bewegen mussten. Die offene Feindseligkeit der Dorfbewohner trifft diese Stimmung exakt. Ähnlich wichtig wie die Darsteller und die Bildgestaltung, die die frühherbstliche Steiermark alles andere als heimelig erscheinen lässt, ist die Musik von Yullwin Mak. Das eindrucksvollste Bild hat sich der Regisseur jedoch für den Schluss aufgespart, als er mit einer ebenso einfachen wie wirkungsvollen Geste verdeutlicht, welche Folgen Salvatores Brief aus der Vergangenheit für Robert hat.
22.9., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Wölfe im Schafspelz"
Sie organisieren und tarnen sich, um ihrem kranken Verlangen zu folgen: Viele Sexualtäter sind in guten Jobs und kümmern sich scheinbar selbstlos um bedürftige Kinder. Je etablierter eine Person im sozialen Leben verankert ist, desto unwahrscheinlicher gerät sie in Verdacht. Nicole Rosenbach schildert einen typischen Fall, der dennoch in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich ist. Da sind zum einen die große Anzahl der Opfer und die vielen Jahre, über die sich die Taten hingezogen haben, und da ist zum anderen der Beruf des Täters: Harry S. war Kinderarzt, ein angesehener Mediziner an verschiedenen Kliniken, bis seine Taten aufflogen. Der 41-Jährige hat gestanden, sich über einen Zeitraum von 15 Jahren hinweg an 21 Jungen vergangen zu haben. Das jüngste Opfer war erst vier Jahre alt. Negativ aufgefallen ist der liebenswürdige Mann mit dem sozialen Engagement niemandem. Auch im Fall des verurteilten Täters Peter B. war seine gesellschaftlich anerkannte Position die perfekte Tarnung. Der 41-jährige Gründer eines Vereins für Kinder im Brennpunkt in Schwerin wurde wegen 62-fachen, teils schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. Seither melden sich immer mehr betroffene Kinder, so dass es ein weiteres Gerichtsverfahren geben wird. Peter B., der schon vor 15 Jahren den gemeinnützigen Verein "Power for kids" gründete, war bis zu seiner Verhaftung als Leiter der Tanzgruppe dort bei Behörden und Politikern gern gesehen.
Der Film ist eine Spurensuche in einem System der geschickten Tarnung, des Schweigens und Wegschauens und stellt angesichts fortgesetzter schwerer sexueller Gewalt die Frage: Wie ist es möglich, dass sich einzelne Täter unentdeckt Strukturen schaffen können für jahrelangen Missbrauch an Kindern?
22.9., SWR Fernsehen, 23.30 Uhr: "Willkommen bei Habib"
"Habibi Rhapsody" hieß dieser Film, als er in Stuttgart gedreht wurde. Das musikalische Titelelement charakterisiert recht gut, wie Michael Baumann (auch Regie) und Sabine Westermann das Drehbuch des Dramas konzipiert haben. "Willkommen bei Habib" erzählt episodisch von zwei Männern, die sich unter normalen Umständen nie kennen gelernt hätten: Der eine ist als junger Bursche aus der Türkei eingewandert, der andere ist Bauunternehmer. Habib (Vedat Erincin) besitzt einen Stehimbiss, Bruno (Thorsten Merten) findet sich eines Tages auf der Straße wieder, weil sein Kompagnon glaubt, er habe zwei Millionen Euro unterschlagen. Da seit Wochen die Müllabfuhr streikt, türmen sich Sperrmüll und Abfallsäcke in den Straßen. Trotzig richtet sich Bruno mit Stuhl und Matratze auf einer Verkehrsinsel zwischen Habibs Imbiss und seinem Firmengebäude ein. Die beiden Männer kommen sich näher, und auf seine mürrische Art trägt Bruno dazu bei, dass der vorbildlich integrierte Habib noch in reifem Alter eine Lektion lernt: Man muss seine alte Heimat nicht verleugnen, wenn man eine neue gefunden hat. Das Drehbuch illustriert Habibs Zwiespalt mit einem treffenden Bild: Nach einigen turbulenten Szenen kommt im Imbiss unter der hässlichen Klinkertapete ein lebensfrohes türkisches Wandmotiv zum Vorschein. Bis zu diesem Schluss sammeln Baumann und Westermann eine Vielzahl von Augenblicken, einige komisch, andere dramatisch. Baumann kombiniert diese Episoden mit spielerischer Leichtigkeit zu einem Handlungsfluss, doch letztlich sind es vor allem die ausgezeichnet geführten Darsteller, die "Willkommen bei Habib" sehenswert machen. Sein positives Lebensgefühl verdankt der Film allerdings dem mitreißenden Türkpop von Can Erdogan.