Frankfurter Buchmesse führt Kulturmesse ein

Frankfurter Buchmesse führt Kulturmesse ein
Mitte Oktober trifft sich die Branche bei der Frankfurter Buchmesse. Mehr als 7.000 Aussteller werden erwartet. Eine Neuerung: Die Buchmesse führt dieses Jahr eine Messe für den Kulturbetrieb ein.

Frankfurt a.M. (epd). Die Messe "The Arts+" an der Schnittstelle von Kultur- und Technologiebranche sei für diejenigen, die sich mit der digitalen Transformation der Künste befassten, sagte der Direktor der Buchmesse, Juergen Boos, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Zur 68. Buchmesse vom 19. bis 23. Oktober werden nach Angaben von Sprecherin Katja Böhne ähnlich wie 2015 mehr als 7.000 Aussteller erwartet, die Besucheranmeldungen lägen aber schon 17 Prozent über denen des Vorjahrs.

Urheberrecht und Geschäftsmodelle

Derzeit änderten sich die Verwertungsketten im Kulturbetrieb rasant, erläuterte Boos: Museen und Archive digitalisierten ihre Bestände und stellten sie online zum Abruf und Ausdrucken bereit. Verlage und Postkartenhersteller blieben außen vor. Andererseits gebe es ein starkes Wachstum bei teuren, auch handsignierten Kunstbüchern, die ähnlich wie Kunstwerke gehandelt würden.

Auf der neuen Messe werden laut Boos geistiges Eigentum, Urheberrecht und Geschäftsmodelle diskutiert. Zu sehen sind etwa die Verwendung von 3D-Druck für Architektur und Mode, der Einsatz von Virtual-Reality-Umgebungen in Museen und der Stadtplanung oder digitale Marktplätze für kreative Produkte. Gründungsmitglieder sind neben der Frankfurter Buchmesse die Unternehmen Kodak, Taschen, Sky Arts und das Google Cultural Institute.

Das Motto der kulturpolitischen Plattform der Buchmesse "Weltempfang" lautet "Europa!". Zu Diskussionen über die Ideale und die Realität des Kontinents sind unter anderen der algerische Schriftsteller und Friedenspreisträger Boualem Sansal, der Politologe Herfried Münkler, der Historiker Ian Kershaw und der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit eingeladen.

Moldawien neu dabei

Der Kampf um Meinungsfreiheit spiele bei der Buchmesse eine wichtige Rolle, sagte Boos. Derzeit würden in der Türkei Schriftsteller inhaftiert sowie Verlage und Schulen geschlossen, auch in Ungarn und Polen werde die Meinungsfreiheit eingeengt. Als Zeichen dagegen entwickele die argentinische Künstlerin Marta Minujín das Kunstprojekt "The Parthenon of Books". Sie werde auf der Buchmesse ehemals verbotene Bücher von Verlagen, Autoren und Besuchern in Containern sammeln. 100.000 Bücher würden für die Installation benötigt, die zur Eröffnung der "documenta 14" am 10. Juni 2017 in Kassel präsentiert werde und für 100 Tage zu sehen sei.

Unter den Gastländern ist nach Angaben von Sprecherin Böhne dieses Jahr Moldawien neu dabei. Der Iran beteilige sich nach seinem Fernbleiben wieder, dagegen hätten Saudi-Arabien, Kuwait und Bahrain abgesagt. Der Ehrengast Flandern und die Niederlande präsentiere 422 Neuerscheinungen. 70 belgische und niederländische Schriftsteller nähmen an der Messe teil.