Hannover (epd). Die Integration von Migranten und der soziale Zusammenhalt sind aus Sicht von Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) die derzeit dringendsten Aufgaben in der Stadtentwicklung. "Entscheidend ist für mich, dass wir alle benachteiligten Gruppen in gleichem Maße berücksichtigen und keine Gruppe gegen die andere ausspielen", mahnte die Ministern am Donnerstag in Hannover.
Viele Flüchtlinge hätten inzwischen ihre Erstaufnahme-Einrichtungen verlassen, sagte Hendricks beim 10. Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik. "Sie müssen nun in die Stadtquartiere und Nachbarschaften integriert werden." Die Bundesregierung habe zahlreiche Initiativen ergriffen, um die Kommunen bei diesen Aufgaben zu unterstützen. So habe sie das Baurecht vereinfacht, die Städtebauförderung erhöht und eine Offensive zum Wohnungsbau gestartet.
Käßmann: Gute Nachbarschaft wichtig
Vor den rund 1.000 Kongressteilnehmern rief Hendricks dazu auf, gezielt in Stadtteile zu investieren, in denen "die Armut zu Hause ist". Menschen mit wenig Geld dürften nicht an den Rand geschoben werden. "Ich glaube, dass manche, die Vorbehalte gegen Flüchtlinge haben, selbst Angst haben, sozial abzurutschen oder vergessen zu werden", sagte die Ministerin. Sie hätten selbst das Bedürfnis nach Unterstützung und den Wunsch nach einer neuen Chance.
Die evangelische Theologin Margot Käßmann plädierte für Gastfreundschaft und gute Nachbarschaft. "Von der Nachbarschaft hängt es ab, ob ich mich wohlfühle in meinem Wohnumfeld", sagte sie. "Nachbarn können einander das Leben zur Hölle machen." Um Nachbarschaft baulich zu ermöglichen, machten sich viele Architekten gute Gedanken. "Letztlich hängt es aber von den Menschen ab, ob sie bereit sind, nachbarschaftlich zu leben."
"Städte und Kommunen entscheidend für Integration"
Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok (SPD) sagte als Präsidiumsmitglied des Deutschen Städtetags, die zwischen Bund und Ländern verabredeten Konzepte für Sprachkurse, Kinderbetreuung und Schule, Wohnungsbau und die Vermittlung in den Arbeitsmarkt müssten konsequent umgesetzt werden: "In den Städten und Kommunen entscheidet sich, ob Integration gelingt."
Für den Deutschen Städte- und Gemeindebund betonte der erste Vizepräsident Hans-Joachim Grote, die Integration von Zuwanderern bedeute eine "Herkulesaufgabe". Dies könne gerade in ländlichen Gebieten gelingen, da hier die Akteure vor Ort effektiv zusammenwirkten.
Der bis zum Freitag laufende Kongress steht unter dem Motto "Städtische Energien - Zusammenhalt gestalten". Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind zahlreiche Bürgermeister, Stadtbauräte, Landräte, Stadtplaner sowie Architekten und Ingenieure.