Weltladen-Verband: Errungenschaften des fairen Handels durch TTIP bedroht

Weltladen-Verband: Errungenschaften des fairen Handels durch TTIP bedroht
Die Beteiligten des fairen Handels sehen ihre Bemühungen durch die geplanten Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada, TTIP und Ceta, gefährdet. Vor allem die kleinen Produzenten in den Ländern des Südens seien die Verlierer dieser Abkommen.
14.09.2016
epd
epd-Gespräch: Natalia Matter

Mainz (epd). "Unser Ziel ist mehr Gerechtigkeit im Welthandel, dafür setzen sich Menschen seit rund 40 Jahren ein", sagte die Welthandelsexpertin des Weltladen Dachverbands, Anna Hirt, dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Beginn der Fairen Woche am Donnerstag.

Dies sei sicher, auch wenn die genauen Auswirkungen kaum vorauszusehen seien, weil der Verhandlungsprozess sehr intransparent verlaufe und nur wenig über die diskutierten Fragen bekannt sei. "Auf jeden Fall werden die Handelsströme umgeleitet, so dass die EU und die USA mehr Handel untereinander und weniger mit den Entwicklungsländern betreiben werden", sagte Hirt. Ein gutes Beispiel sei der Orangensaft, der derzeit zu einem großen Anteil aus Brasilien komme. Der Saft aus den USA sei noch mit einem Zoll belegt. Falle dieser weg, gehe das zu Lasten brasilianischer Produzenten.

Globale Standards mit allen aushandeln

Auch Forderungen nach sozialen und ökologischen Standards in der Produktion und der Verarbeitung von Waren seien nach mit solchen Abkommen noch schwerer durchzusetzen. "Forderungen wie die menschenrechtliche Sorgfaltspflicht für Unternehmen haben es in der EU jetzt schon schwer. Wenn auch noch die Interessen der USA berücksichtigt werden müssen, ist daran kaum noch zu denken", warnte die Welthandelsexpertin. Vor allem, wenn die vorgesehenen Schiedsgerichte eingerichtet werden, vor denen Unternehmen Staaten wegen Gesetzen verklagen können, die ihre Gewinne schmälern, sieht Hirt schwarz für die Rechte der Produzenten und die Umwelt.

"Mit TTIP und Ceta werden die Konzerne die Politik noch mehr bestimmen als bisher", ist sich Hirt sicher. "Im schlimmsten Fall hat die Fair-Handels-Bewegung gar keinen Einfluss mehr auf politische Entscheidungen." Die USA und die EU verhandelten über Standards, denen sich die ganze Welt unterwerfen müsse, um Zugang zu der dann größten Freihandelszone der Welt zu haben. Das treffe auch Produzenten in den Entwicklungsländern. "Aber globale Standards sollte man mit allen Betroffenen aushandeln."

Mit der Fairen Woche (16.-30. September) soll mit mehr als 2.000 Veranstaltungen auf fair gehandelte Produkte und die Errungenschaften des fairen Handels aufmerksam gemacht werden. Der Weltladen Dachverband vertritt mehr als 400 Weltläden und Initiativen in ganz Deutschland.