Berlin (epd). "Die Wirtschaft brummt, aber dennoch ist die Leiharbeit auf Rekordhöhe", kommentierte der stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, Klaus Ernst, am Donnerstag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) die Auskunft der Bundesregierung auf eine Anfrage seiner Fraktion. Leiharbeiter werden in der Regel deutlich schlechter bezahlt als Stammbelegschaften und nur zeitlich befristet beschäftigt.
Der Umfang der Leiharbeit steigt nach Angaben der Bundesregierung seit Jahren. So waren 2015 knapp 50.000 Menschen mehr in Leiharbeit als 2014, als es etwa 912.000 Leiharbeiter waren. In den Jahren zuvor lag die Zahl teilweise deutlich darunter, wie etwa im Jahr 2009, als knapp 610.000 Leiharbeiter gezählt wurden.
Leiharbeiter verdienen weniger als fest Angestellte: Nach den jüngsten Zahlen der Bundesregierung lag das mittlere Brutto-Monatsgehalt von Leiharbeitern bei 1.700 Euro. Im Vergleich dazu lag das Durchschnittsgehalt bei den sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten bei 2.960 Euro. Dabei arbeiteten zwei Drittel der Leiharbeiter zu besonders niedrigen Löhnen, also unter der amtlich definierten Niedriglohnschwelle von 1.973 Euro. 5,7 Prozent der Leiharbeiter haben sogar Anspruch auf ergänzende staatliche Leistungen und stocken ihr Gehalt durch Hartz IV auf.
Linke: Zweiklassensystem in Betrieben etabliert
Leiharbeit ist in der Praxis eine zeitlich befristete Beschäftigung. Wie aus der Antwort der Bundesregierung hervorgeht, besteht nur jedes vierte Leiharbeitsverhältnis nach neun Monaten noch. Nur zwölf Prozent sind 18 Monate oder länger beschäftigt.
Mehr als jeder dritte Leiharbeiter (36 Prozent) ist in der Metall- und Elektrobranche tätig. Im Maschinenbau sind nach den Angaben elf Prozent aller Leiharbeiter beschäftigt, im Fahrzeugbau sind es zehn Prozent.
Der Linken-Politiker Ernst bedauerte, dass sich in den Betrieben "ein Zweiklassensystem etabliert" habe. Daran werde auch die von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) geplante Reform der Leiharbeit nichts ändern. Ihr Entwurf sieht vor, dass Leiharbeiter künftig nach neun Monaten genauso bezahlt werden wie die Stammbelegschaften.