Häftling Jeffery Lee Wood droht in Texas die Hinrichtung

Häftling Jeffery Lee Wood droht in Texas die Hinrichtung
Noch eine Woche, dann soll Jeffery Lee Wood im US-Bundesstaat Texas hingerichtet werden. Gegen das Urteil protestieren Menschenrechtler, Theologen und Pastoren. Dem Angeklagten selbst bleibt nur noch das Warten - und die Hoffnung.
17.08.2016
epd
Konrad Ege (epd)

Washington (epd). In den Vereinigten Staaten droht die Todesstrafe angeblich nur "besonders schlimmen" Mördern. Im Bundesstaat Texas wurde der Häftling Jeffery Lee Wood dennoch zum Tode verurteilt - und das obwohl nicht einmal der Staatsanwalt behauptet, dass der 42-Jährige jemanden umgebracht habe. Trotzdem soll Wood am 24. August hingerichtet werden. Retten können den Mann nur noch ein positives Urteil vom Berufungsgericht oder ein Erlass durch den Begnadigungsausschuss von Texas.

Situation ein Alptraum

Auch Woods Schwester Terri Been setzt sich vehement für ihren Bruder ein: Sie engagiere sich gegen die Todesstrafe, spreche mit Politikern und fordere Menschen zum Briefeschreiben an die texanische Gnadenbehörde auf, sagte Been dem Evangelischen Pressedienst (epd). Für die Lehrerin ist die Situation ein Alptraum. Man könne sich gar nicht vorstellen, wie Jeffery mit dem Wissen umgehe, dass man ihn in wenigen Tagen töten wolle, sagte Been. Anscheinend bewahre ihr Bruder jedoch irgendwie die Hoffnung.

Warum Wood zum Tode verurteilt wurde, liegt laut Robert Dunham an den speziellen Todesstrafengesetzen in Texas. Dunham ist Direktor des Todesstrafen-Informationszentrums in Washington D.C.. Die Gesetze gewährten den Staatsanwälten viel Spielraum, erklärte der Experte. Nach Angaben des Informationszentrums haben die USA seit 1976 insgesamt 1.437 Menschen hingerichtet. Nur in zehn Fällen, fünf davon in Texas, habe der Hingerichtete nicht persönlich getötet oder den Mord in Auftrag gegeben, sagte Dunham.

Seltener Tathergang

Jeffery Lee Wood ist so eine Rarität. Es war der 2. Januar 1996 in der texanischen Kleinstadt Kerrville. Wie im Prozess geschildert, fuhren Wood und sein Freund Daniel Reneau an einem Tankstellenladen vor. Reneau ging hinein und forderte Geld vom Angestellten Kriss Keeran. Nachdem dieser dem Befehl anscheinend nicht schnell genug nachgekommen war, schoss ihn Reneau in den Kopf. Wood saß derweil draußen im Auto. Er will von Reneaus Waffe nichts gewusst haben.

Im Prozess wurde Wood das sogenannte Teilnahmegesetz zum Verhängnis. Demnach machen sich in Texas ein Mitplaner und selbst ein Mitwissender ebenso strafbar wie der Täter selbst. Laut Staatsanwalt hatte Wood nach der Erschießung von Kriss Keeran bei der Spurenbeseitigung geholfen. Reneau wurde 1997 zum Tode verurteilt und 2002 hingerichtet. Woods Todesurteil wurde 1998 verhängt.

In seinem laufenden Berufungsantrag beschwert sich Wood nun über "irreführende Aussagen" des psychiatrischen Prozessgutachters, James Grigson. Dieser befand, dass von dem angeblich intellektuell zurückgebliebenen Angeklagten auch in Zukunft noch Gefährlichkeit ausgehe - ohne Wood jedoch untersucht zu haben. In Texas gilt genau eine solche "zukünftige Gefährlichkeit" als entscheidendes Kriterium für ein Todesurteil.

Bitte um Milde

Auch Woods Gesuch beim Begnadigungsausschuss von Texas beklagt die unverhältnissmäßige Strafe. Nach Angaben des Direktors vom texanischen Verband für ein Todesstrafenmoratorium, Scott Cobb, hat der Fall ungewöhnlich viel Protest ausgelöst. Evangelikale Pastoren und Theologen, Amnesty International und die römisch-katholischen Bischöfe von Texas haben den Ausschuss um Milde gebeten. Das staatliche Gremium empfiehlt jedoch nur selten Gnade.

Stünde Wood heute vor Gericht, gäbe es für ihn wohl keine Todesstrafe, sagt Cobb. Nach Angaben des Todesstrafen-Informationszentrums hatten US-Gerichte im Jahr 1998 insgesamt 295 Todesurteile ausgesprochen. Im vergangenen Jahr waren es 49, zwei davon wurden in Texas verhängt. Gründe dafür sind laut Cobb vielfältig: Man mache sich Sorgen um die vielen bekannten Fehlurteile, Angeklagte bekämen bessere Pflichtverteidiger, und Todesstrafenverfahren kosteten manchen Gerichten zu viel Geld, sagt er.

Ob das Jeffery Lee Wood hilft, wird sich erst bei den erwarteten Bescheiden vom Berufungsgericht und vom Gnadenausschuss zeigen. Für Woods Schwester Terri ist ihr Bruder jedoch ein "ewiger Optimist".