Freiburg (epd). Drei im Osten des Kongos entführte Helfer von Caritas International sind wieder frei. Die kongolesischen Mitarbeiter der katholischen Hilfsorganisation waren am Mittwochmittag auf dem Weg zurück in die Provinzhauptstadt Goma an der Grenze zu Ruanda, wie der stellvertretende Leiter von Caritas International, Christoph Klitsch-Ott, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Freiburg sagte. Sie waren am Dienstag bei einem Überfall verschleppt worden. Dabei wurde eine deutsche Journalistin verletzt. Die Hintergründe sind unklar.
Die drei Kongolesen hatten den Angaben zufolge in einem Fahrzeug einen zweiten Wagen mit der Fotojournalistin und einem Pressereferenten der Caritas aus Deutschland auf der Fahrt zu Entwicklungsprojekten in der Provinz Nord-Kivu begleitet. Eine Straßensperre hinderte sie an der Weiterfahrt. Das Fahrzeug mit den Pressevertretern konnte noch rechtzeitig umkehren, wurde aber beschossen. Dabei wurde die freie Journalistin leicht am Bein verletzt.
Überfälle und Entführungen ungewöhnlich
UN-Blauhelme begleiteten die Journalistin und den Caritas-Pressevertreter noch am Dienstagnachmittag zurück nach Goma. Die drei Männer im ersten Wagen waren laut Klitsch-Ott zunächst entführt, aber bereits am Abend freigelassen worden. Sie seien wohlauf und hätten sich am Mittwoch mit dem eigenen Wagen auf den rund vierstündigen Rückweg ins südlich gelegene Goma begeben.
Laut Klitsch-Ott sind Überfälle oder Entführungen in der Gegend um die Caritas-Projekte in Nord-Kivu ungewöhnlich. Auch die UN-Blauhelme in der Region seien von dem Vorfall überrascht gewesen. Ob es sich bei den Tätern um Mitglieder der extremistischen Hutu-Miliz FDLR oder um Banditen handelte, ist Klitsch-Ott zufolge unklar.
Caritas International werde nun prüfen, ob weitere Sicherheitsmaßnahmen auch für die Mitarbeiter der beiden Projekte in der Region nötig seien. Der Zwischenfall werde aber nicht dazu führen, dass die Organisation ihre Arbeit vor Ort einstellt. Das Hilfswerk unterhält in der Region ein Projekt zur Reintegration ehemaliger Kindersoldaten sowie ein landwirtschaftliches Förderprojekt für Kleinbauern.
Der Osten des Kongos ist seit mehreren Jahrzehnten Schauplatz blutiger Konflikte. Besonders brutal wurde der Bürgerkrieg in den 90er Jahren, als Extremisten aus Ruanda über die Grenze flohen und sich im Kongo zu Milizen zusammenschlossen. Verschiedene Gruppen griffen zu den Waffen, um die jeweils eigene ethnische Gruppe und Dörfer zu schützen und die Regierung in der Hauptstadt Kinshasa zu stürzen. Trotz mehrerer Friedensabkommen verüben Experten zufolge derzeit rund zwei Dutzend Milizen Gewalttaten.
Nach UN-Angaben sind im Ost-Kongo 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht, davon mindestens 600.000 in der Provinz Nord-Kivu. Insgesamt sind im Kongo rund 7,5 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen.