Studie: Deutsche können sich immer größere Wohnungen leisten

Studie: Deutsche können sich immer größere Wohnungen leisten
Die Mieten stiegen in den vergangenen Jahren, aber die Einkommen noch mehr: Einer Studie zufolge reicht das Geld der Deutschen für größere Wohnungen. Wegen der Mietsteigerung in Großstädten erwägt Justizminister Maas eine schärfere Mietpreisbremse.

Köln/Essen (epd). Die Deutschen können sich einer Studie zufolge immer größere Wohnungen leisten. Grund sei, dass die Einkommen in den vergangenen Jahren stärker gestiegen seien als die Mieten, erklärte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) am Montag. Selbst in einigen Metropolen könnten sich viele Deutsche inzwischen mehr Wohnraum leisten. Mit Blick auf einen dagegen überdurchschnittlich starken Mietanstieg in Großstädten wie Berlin, München, Köln und Hamburg brachte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) eine mögliche Verschärfung der Mietpreisbremse ins Gespräch.

Enorme Mietsteigerungen in wenigen Orten

Die Mieten stiegen laut IW seit 2010 um 10,2 Prozent, die durchschnittlichen Einkommen erhöhten sich im selben Zeitraum um 11,5 Prozent. In weiten Teilen Deutschlands werde das Mieten also relativ gesehen günstiger. Wer 25 Prozent seines verfügbaren Einkommens für die Miete ausgebe, bekomme durchschnittlich 94 Quadratmeter Wohnfläche. Das sind zwei Quadratmeter mehr als vor sechs Jahren, wie das Institut mitteilte.

Selbst in München und Frankfurt können sich Mieter der Erhebung zufolge mit durchschnittlich 70 Quadratmetern größere Wohnungen für den gleichen Anteil ihres Einkommens leisten. In München legte die Wohnfläche um einen Quadratmeter zu, in Frankfurt um drei. Am meisten Raum können sich laut Studie Mieter im niederbayerischen Landkreis Dingolfing-Landau leisten: Hier reicht ein Viertel des Durchschnittseinkommens für 125 Quadratmeter. Schlusslichter sind die Studentenstädte Trier, Freiburg, Heidelberg und Würzburg mit nur 60 Quadratmetern.

Enorme Mietsteigerungen konzentrierten sich auf wenige Orte wie Berlin, sagte IW-Immobilienexperte Ralph Henger. In der Hauptstadt seien die Mieten seit 2010 um 26 Prozent gestiegen. Hintergrund sei der starke Zustrom: In den vergangenen sechs Jahren sei Berlin um 240.000 Einwohner gewachsen. Da die Kaufkraft nicht im selben Maße stieg wie die Preise, könnten sich Mieter weniger Wohnraum leisten - durchschnittlich 68 Quadratmeter. Das ist ein Minus von einem Quadratmeter, wie es heiß. Ähnliche Entwicklungen gibt es laut IW in Dortmund und Stuttgart.

Maas: Rechte aus Mietpreisbremse durchsetzen

Maas erklärte, falls es bei Mietpreisen Rechtsbruch in größerem Stil gebe, werde er auf eine gesetzliche Verpflichtung für Vermieter drängen, die Vormiete automatisch offenzulegen. Der Mieter solle zugleich einen Anspruch erhalten, zu viel gezahlte Miete rückwirkend bis zum Vertragsschluss zurückzubekommen, sagte der Minister den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Dienstagsausgaben).

Er rief die Verbraucher auf, ihre Rechte aus der Mietpreisbremse durchzusetzen, auch wenn sie eine neue Wohnung bereits bezogen haben. Jeder Mieter habe einen ausdrücklichen Auskunftsanspruch gegenüber dem Vermieter, betonte Maas. Dem 2015 beschlossenen Gesetz zufolge darf die Miete nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Miete liegen.