Frankfurt a.M. (epd). Die Erziehungs- und Familienberaterin Karin Jacob von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) steht kinderfreien Hotels grundsätzlich positiv gegenüber: "Sie sind eine Möglichkeit für Eltern, auch mal wieder Zeit füreinander als Paar zu haben", sagt Jacob. Eine Gefahr bei Eltern sei, dass sie sich nur noch als Eltern und nicht mehr als Liebespaar definierten. Das könne sich negativ für die Beziehung auswirken, sagt Jacob. Zeiten nur zu zweit, die ein kinderfreies Hotel bieten könne, seien "Tankstellen für die Liebe". Die Zufriedenheit in der Beziehung steige, und das Trennungsrisiko nehme ab. Davon profitierten auch die Kinder, sagte Jacob, die im Vorstand des bke tätig ist. Außerdem schütze die Zeit zu zweit auch vor einer übertriebenen Fürsorge der Eltern. Kinder könnten lernen, sich ihrem Alter entsprechend abzunabeln.
Nach Angaben des Hotelverbands Deutschland (IHA) steigt das Angebot an kinderfreien Hotels. Generell individualisiere sich das touristische Angebot, sagte Christopher Lück vom IHA: "'Adults Only'-Hotels können als eine besondere Form der Spezialisierung angesehen werden." Sie seien aber eher Nische als Trend. Auch wenn kinderfreie Hotels ein unverwechselbares Profil hätten und sich gut am Markt etablieren konnten, stellten sich dagegen immer mehr Häuser auf Familien ein, sagte Lück.
Alternative: Familienhotels
Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, kann vor allem mit einer ausschließenden Formulierung nichts anfangen. "Kinderfrei heißt: Die dürfen hier nicht rein. Das ist diskriminierend", stellt Hilgers fest. Sprache sei wirkmächtig und habe eine klare, gesellschaftliche Botschaft: "Das muss nicht sein."
Auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes betrachtet die kinderfreien Angebote skeptisch. Falls einzelne Hotels Gäste erst ab 16 Jahren zuließen, könnte dies gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verstoßen, sagt Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle. Das AGG schütze vor Benachteiligungen wegen des Lebensalters, auch des Kindesalters. "Problematisch ist auch, dass zwangsläufig auch die Eltern der Kinder das Hotel als Familie nicht besuchen können. Damit werden auch die Erwachsenen benachteiligt, und zwar wegen des Alters ihrer Kinder", stellt Lüders fest.
Hilgers, der Präsident des Kinderschutzbundes, schlägt vor: "Man kann auch durch die Gestaltung des Angebots den Markt beeinflussen." Besser sei es, von "Erwachsenenhotels" zu sprechen. Diese Häuser könnten dann auch spezielle Angebote für Singles oder kinderlose Paare machen. Generell sei zu fragen, ob Hotels, die sich nicht auf kindliche Bedürfnisse einstellen wollen, überhaupt für Familienferien geeignet seien. "Ferienhäuser sind sowieso besser für Kinder, da können sie ihren Freiheitsdrang ausleben", sagt Hilgers.
Auch die Psychologin Jacob kann sich spezielle Familienhotels als Alternative vorstellen: "Dann aber mit der Möglichkeit eines eigenen Kinder-Angebots und Zeit-Inseln nur für Paare."