Paris (epd). Der "feige Mord" sei von zwei Terroristen begangen worden, die sich zum sogenannten Islamischen Staat (IS) bekannt hätten, teilte Staatspräsident François Hollande am Dienstag mit. Die beiden Geiselnehmer wurden in Saint-Etienne-du-Rouvray bei Rouen von einer Eliteeinheit der Polizei erschossen. Drei Geiseln blieben unverletzt.
Der sogenannte Islamische Staat "hat uns den Krieg erklärt", sagte Hollande, der kurz nach dem Ende der Geiselnahme in der Kleinstadt rund 140 Kilometer nordwestlich von Paris eingetroffen war. "Es wurden die Katholiken in Frankreich getroffen, alle Katholiken, aber alle Franzosen fühlen sich betroffen." Er rief Frankreich zur Einigkeit auf: "Die Terroristen wollen uns entzweien", sagte der Staatspräsident.
Berichte: Durch Hintereingang eingedrungen
"Le Monde" (Online) meldete, der IS habe sich zu dem Anschlag bekannt. Laut dem Sender "France Info" trug einer der Täter eine elektronische Fußfessel. Die für Terrorismusdelikte zuständige Staatsanwaltschaft in Paris übernahm die Ermittlungen.
Die mit Messern bewaffneten Geiselnehmer seien am Morgen während der Messe durch einen Hintereingang in die Kirche von Saint-Etienne-du-Rouvray eingedrungen und hätten den Priester, zwei Ordensschwestern und zwei Gemeindemitglieder als Geiseln genommen, berichteten Medien. Einer weiteren Ordensschwester sei die Flucht gelungen, sie habe die Polizei informiert, berichtete "France Info". Bei einer Schießerei mit der Polizei vor der Kirche seien die beiden Geiselnehmer getötet und ein Polizist verletzt worden.
Bei dem getöteten Pfarrer handelt es sich nach Angaben des Erzbistums Rouen um einen 84 Jahre alten Geistlichen. Er wurde offenbar erstochen. Die verletzte Geisel schwebte laut "Le Monde" in Lebensgefahr.
"Papst teilt den Schmerz"
Der Vatikan äußerte sich betroffen über die Gewalttat. "Der Papst teilt den Schmerz und den Schrecken über diese absurde Gewalt", erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Der Vatikan sei zutiefst betroffen über die "barbarische Tötung eines Priesters in einer Kirche, einem Ort, an dem die Liebe Gottes verkündet wird". Das Kirchenoberhaupt bete für die Betroffenen. Papst Franziskus verurteile "jede Form des Hasses auf das Schärfste", betonte der Vatikansprecher. Der Vatikan sei der französischen Kirche und dem gesamten französischen Volk nah.
Auch der Erzbischof von Rouen, Dominique Lebrun, erklärte, er bete für die Opfer der Gewalttat. Die katholische Kirche kenne keine anderen Waffen "als das Gebet und die Brüderlichkeit zwischen den Menschen", betonte Lebrun, der noch am Dienstag vom Weltjugendtag in Polen nach Frankreich zurückkehren will. Präsident Hollande lud für Mittwoch zu einem Treffen mit Vertretern aller Religionen in Frankreich ein.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus. Es sei besonders besorgniserregend, wenn Gläubige und Priester herausgegriffen würden, weil sie ihr Leben in den Dienst aller stellten, sagte der stellvertretende ÖRK-Generalsekretär Hielke Wolters. Das erhöhe aber noch die Entschlossenheit, der Gewalt die Botschaft von Frieden, Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit entgegenzusetzen.