Goethe-Institut sagt Jugendkurse in der Türkei ab

Goethe-Institut sagt Jugendkurse in der Türkei ab
Durch die Restriktionen für Akademiker nach dem Putschversuch in der Türkei sind zahlreiche Bildungsangebote des deutschen Goethe-Instituts gefährdet.
22.07.2016
epd
epd-Gespräch: Corinna Buschow

Berlin (epd). Als erste Konsequenz hat das Goethe-Institut alle Jugendkurse, bei denen es vor allem um Spracherwerb geht, in der Türkei abgesagt, wie der Regionalleiter Südosteuropa, Matthias Makowski, dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. "Wir halten es im Moment einfach für nicht berechenbar", sagte Makowski. Für bis zu 150 Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren fällt damit ein Bildungsangebot weg.

Makowski zufolge sind auch weitere Angebote betroffen. Für Jugendkurse in Deutschland wurde zwar den meisten jugendlichen Stipendiaten die Ausreise genehmigt. Es seien aber auch bereits drei Fälle bekannt, in denen die Reise nach Deutschland nicht erlaubt wurde. Die Gründe dafür seien nicht bekannt.

Stipendiaten zurückgerufen

Auch ein Residenzprogramm für Fotografen in Deutschland musste Makowski zufolge bereits abgebrochen werden, weil die Stipendiaten mit akademischer Ausbildung aus Bremen zurückbeordert wurden. Ob der zweite Teil des Programms, bei dem deutsche Fotografen in Izmir kreative Impulse mitnehmen sollen, starten kann, ist Makowski zufolge noch offen.

Der Regionalleiter befürchtet zudem massive Auswirkungen auf das Fortbildungsprogramm für türkische Deutschlehrer, in dem in diesem Sommer bis zu 3.000 Teilnehmer erwartet wurden. "Wir wissen, dass viele nicht anreisen werden. Eine wurden bereits zurückbeordert", sagte Makowski.

Sorgen um Flüchtlingshilfe

Wie sich die Restriktionen auf die Kulturakademie Tarabya in Istanbul auswirken, wisse man noch nicht, ergänzte der Mitarbeiter des Goethe-Instituts. Denkbar sei, dass Stipendiaten wegen der Situation nicht in die Türkei reisen wollen. Die Villa Tarabya ist wie die Villa Massimo in Rom eine von wenigen deutschen Kulturakademien im Ausland, die direkt vom Auswärtigen Amt gefördert werden.

Sorgen bereiten Makowski zufolge auch Projekte des Instituts in der Flüchtlingshilfe. Die Nichtregierungsorganisationen, mit denen das Institut dabei eng zusammenarbeite, setze man derzeit einer Gefahr aus, wenn man die Kontakte intensiviere, sagte Makowski. Nach seinen Angaben handelt es sich dabei um eigene Projekte des Instituts, die zwar öffentliche Unterstützung, aber kein Geld aus dem EU-Türkei-Flüchtlingsabkommen erhalten.