Die deutschen Verfilmungen arbeiten, bildlich gesprochen, mit Weichzeichner. In der Geschichte "Blutige Steine" aber geht die Korruption bis ins Mark: Weil ein der Regierung nahe stehendes Konsortium mitten in einem afrikanischen Krisenherd Bodenschätze abbauen will, wird mit finsteren Methoden gearbeitet. Davon hat Commissario Brunetti (Uwe Kockisch) zunächst allerdings keine Ahnung, als er den scheinbar willkürlichen Mord an einem afrikanischen Straßenhändler aufklären will. Der einheimischen Geschäftswelt sind die Verkäufer, die billige Imitate teurer Markenprodukte anbieten, ein Dorn im Auge. Es ist allgemein bekannt, dass die Mafia die Afrikaner ins Land schleust und mit Ware versorgt.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Plätschern die stets von Sigi Rothemund inszenierten Venedig-Krimis sonst gern harmlos vor sich hin, so ist "Blutige Steine" deutlich spannender, zumal Brunetti selbst zweimal nur knapp einem Anschlag entgeht. Außerdem darf der immer beherrschte Commissario endlich mal Emotionen zeigen. Der sonst zwar trottelige, aber im Grunde harmlose Patta entpuppt sich diesmal als unangenehmer Gegenspieler. Die Musik von Stefan Schulzki sorgt dafür, dass die ernste afrikanische Thematik permanent präsent bleibt. Gegengewicht sind zwei amüsante Seitenstränge, die sich durch den gesamten Film ziehen: Brunetti hat keine Ahnung, was er seiner Frau zum Geburtstag schenken soll, und manövriert sich mehrfach in peinliche Situationen. Noch hübscher sind die Versuche der entzückenden Elettra (Annett Renneberg), eine Maus zu fangen, was der wegen seines zahnenden Sohnes im Revier schlafende Vianello (Karl Fischer) immer wieder sabotiert, indem er den Käse aus den Fallen klaut. Im Anschluss zeigt die ARD die Donna-Leon-Verfilmung "Endstation Venedig".