Genf/Juba (epd). UN-Hilfsorganisationen haben vor einer humanitären Katastrophe im Südsudan gewarnt. Die jüngsten schweren Kämpfe in der Hauptstadt Juba zwischen Truppen des Präsidenten Salva Kiir und Einheiten des Vizepräsidenten Riek Machar hätten verheerende Auswirkungen auf die leidgeprüften Menschen, erklärte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA) am Dienstag in Genf. In Juba hielt eine am Montagabend ausgerufene Waffenruhe zunächst.
Hunderte Menschen getötet
Es seien keine Schüsse zu hören und die Lage sei ruhig, meldete der südsudanesische Sender Eye Radio Juba am Dienstag. Präsident Kiir hatte die Armee am Montagabend in die Kasernen zurückbeordert, nachdem sie sich den ganzen Tag über schwere Gefechte mit Truppen von Machar geliefert hatten. Der Vizepräsident rief kurze Zeit später seinerseits zu einem Ende der Kämpfe auf. Seit Freitag wurden bei den Kämpfen Hunderte Menschen getötet worden, unter ihnen zwei chinesische Blauhelm-Soldaten.
Die EU entschied, die Präsenz ihrer Mitarbeiter in dem Krisenland zu verringern, wie die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini auf Anfrage mitteilte. Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) schloss ihr Büro in Juba.
Ban fordert Waffenembargo
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte ein sofortiges Waffenembargo für Südsudan und gezielte Sanktionen gegen Politiker, die einen Friedensprozess torpedierten. Er bedauerte, dass der Sicherheitsrat sich bislang nicht auf ein Waffenembargo für das Land habe einigen können. Als Bremser gelten die Vetomächte Russland und China. Ban forderte zudem eine bessere Ausrüstung für die UN-Mission im Südsudan, etwa Kampfhubschrauber.
Den UN zufolge sind in den vergangenen Tagen mindestens 36.000 Menschen vor den Kämpfen geflohen. Die Konfliktparteien beschnitten den Zugang für humanitäre Helfer zu den notleidenden Menschen, warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO). UN-Camps, in denen Tausende Menschen bereits Zuflucht gefunden hätten, seien vonseiten der Konfliktparteien blockiert. Die verzweifelten Menschen hätten in Kirchen und Schulen Zuflucht vor der Gewalt gesucht, sie seien ohne medizinische Versorgung und hätten keine sanitären Einrichtungen zur Verfügung.
Menschen auf der Flucht
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR forderte Südsudans Nachbarländer auf, die Grenzen weiter offen zu halten. Hunderttausende Menschen waren bereits ins Ausland geflohen. Trotz der Kämpfe will die Welthungerhilfe ihre humanitäre Unterstützung fortführen. Sie hilft nach eigenen Angaben fast 500.000 Menschen.
Die Kämpfe zwischen Anhängern Kiirs und Machars hatten nach einem Zwischenfall am Donnerstagabend begonnen und sich am Wochenende ausgeweitet. Während Machars Seite Kiir vorwirft, die vereinbarte Teilung der Macht nicht vollziehen zu wollen, spricht Kiirs Seite von einem neuerlichen Putschversuch Machars. Der Südsudan ist eines der ärmsten Länder der Welt, verfügt aber über reiche Ölvorkommen. Das zentralafrikanische Land ist erst seit fünf Jahren unabhängig.