Dieses stille Drama von Bernd Böhlich ist einer jener Filme, die im brausenden TV-Alltag leicht untergehen; zu unspektakulär kommt die Geschichte daher, zu alltäglich sind die Hauptfiguren und ihre Probleme. Aber das Spiel der Darsteller ist dafür von einer Qualität, wie sie in den oftmals lustlos hergestellt wirkenden Produktionen für ein potenziell großes Publikum nur selten zu sehen ist.
Axel Prahl und Böhlichs mutmaßliche Lieblingsdarstellerin Katharina Thalbach (zuletzt haben beide "Der Mond und andere Liebhaber" gedreht) spielen das etwas in die Jahre gekommene Ehepaar Moll, er arbeitsloser Malermeister, sie zurzeit im Rahmen einer Arbeitsbeschaffung Nachtwächterin. Ihr Leben im Berliner Wohnsilo plätschert ereignislos vor sich hin, bis eine alleinstehende Russin (Katerina Medvedeva) in die Nachbarwohnung einzieht. Warum Hans Moll angesichts von Jewgenia derart hin und weg ist, bleibt offen, denn die neue Nachbarin ist zwar deutlich jünger als die etwas verlebte Gattin, aber weder auffallend attraktiv noch in anderer Hinsicht hinreißend, im Gegenteil: Je offener Hans seine Avancen vorträgt, um so stärker zieht sich Jewgenia zurück. Am Ende hat er sich zu weit aus dem eigenen Leben entfernt, um wieder zum Alltag zurückzukehren. Aber wie Prahl und Thalbach, Volksschauspieler im besten (und beinahe ausgestorbenen) Sinn, dieses Ehepaar verkörpern, das ist große Kunst. Eher Handlungsmitläufer ist hingegen ein anderes Paar (Herbert Knaup, Karoline Eichhorn), das die Trennung schon hinter sich hat.
Zwischendurch plätschert der Film ein bisschen höhepunktlos vor sich hin, doch es gibt immer wieder kleine und große Momente. Zu ersteren gehören diverse komische Aufzugsszenen, zu den zweiten Molls Auftritt bei Jewgenias Wohnungseinweihung, als alle Russen singen und er mit zunächst zittriger, dann aber immer kräftigerer Stimme den Roy-Black-Klassiker "Du bist nicht allein" vorträgt. Gegen Ende befleißigt sich Frau Moll dann noch einer eher ungewöhnlichen Form der Fernsehkritik: Sie schmeißt den Apparat einfach aus dem Fenster, und spätestens jetzt ahnt man, dass es sich bei Böhlichs Film um eine Kinoproduktion handeln muss; ein Fernsehfilm hätte sich das nie getraut.