Rio de Janeiro (epd). Der über 50 Jahre währende Krieg in Kolumbien steht vor dem Ende. Die Regierung und die Farc-Guerilla einigten sich am Mittwoch auf einen unbefristeten Waffenstillstand und die Abgabe der Waffen seitens der linken Rebellen, wie mehrere lokale Medien übereinstimmend berichteten. Dieser Donnerstag sei "der letzte Tag dieses Krieges", schrieb Carlos Antonio Lozada, Mitglied der Farc-Verhandlungsdelegation im Kurznachrichtendienst Twitter. Seit über drei Jahren verhandeln beide Seiten in der kubanischen Hauptstadt Havanna über eine Beendigung des blutigen Konflikts.
Zeitplan zur Waffenabgabe
Der endgültige gegenseitige Waffenstillstand soll am Donnerstag in Anwesenheit von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, dem kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos und Farc-Chef Rodrigo Londoño alias Timochenko unterzeichnet werden. Die Vereinbarung enthält den Berichten zufolge einen konkreten Zeitplan zur Waffenabgabe und eine Roadmap zur Verteilung der bisherigen Guerilleros auf rund 30 Zonen in allen Landesteilen. Von dort aus soll der Prozess zur Eingliederung der Kämpfer in das bürgerliche Leben organisiert werden.
Lediglich über die Form der Abstimmung der Kolumbianer über die Ergebnisse des Dialogs steht noch eine Übereinkunft aus. Danach könnte endlich das Friedensabkommen zur Beendigung des längsten Krieges auf dem lateinamerikanischen Kontinent unterschrieben werden. Santos nannte den 20. Juli, den kolumbianischen Nationalfeiertag, als mögliches Datum. Über die juristische Aufarbeitung des Konflikts, die Frage nach der Landverteilung, den Umgang mit dem Drogenhandel und die Eingliederung von Ex-Kämpfern ins Zivilleben wurden bereits grundsätzliche Einigungen erzielt.
Santos widersprach Kritikern des Friedensprozesses, die nicht an eine Waffenabgabe der Guerilleros glauben. In einer Ansprache sagte der Präsident am Dienstag, dass die Farc-Rebellen "auch die letzte Pistole" abgeben würden und dass der Prozess von den UN überwacht werden werde.
Friedensverhandlungen in Kürze
Bereits vor elf Monaten erklärte die Farc einen einseitigen Waffenstillstand. Seitdem kommt es kaum noch zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Kämpfern der Guerilla und der Armee. Allerdings sind in vielen Teilen Kolumbiens noch weitere Guerillagruppen, rechte Paramilitärs und bewaffnete Banden aktiv, so dass ein Ende aller Feindseligkeiten noch nicht in Sicht ist. Mit der kleineren ELN-Guerilla will die Regierung in Kürze Friedensverhandlungen aufnehmen.
Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechtsextremen Paramilitärs hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Rund 340.000 Menschen fielen nach Angaben des Nationalen Zentrums für Historische Erinnerung dem Konflikt zum Opfer, davon 80 Prozent Zivilisten. Millionen Kolumbianer wurden aus ihren Dörfern vertrieben.