Fernseh-Vorschau: "Neue Heimat Flüchtlingslager"

Neue Heimat Flüchtlingslager
Foto: ARTE France/Quark Productions
Fernseh-Vorschau: "Neue Heimat Flüchtlingslager"
Das lohnt sich im Fernsehen vom 19. Juni bis 23. Juni 2016
Dem Volk der "Unerwünschten" gehören weltweit rund 17 Millionen Menschen an: Vertriebene, Flüchtlinge und Migranten leben am Rande der Nationalstaaten. "Refugistan" liegt in der Rangliste der bevölkerungsstärksten Länder auf Platz 60. Der Film vermittelt einen erschütternden Eindruck vom Alltag in diesen künstlichen Städten.

19.6., ZDF, 23.30: "Schöne neue Welt"

Silicon Valley gilt als Synonym für geniale Erfindungen und Erfolgsgeschichten. Facebook, Google & Co. erobern mit Milliarden-Investitionen immer neue Lebensbereiche und Forschungsgebiete. Das Mekka der digitalen Kreativität steht für eine neue Form des ungezügelten Unternehmertums. Angela Andersen und Claus Kleber zeigen in ihrer Dokumentation, mit welchen Ideen die Visionäre der kalifornischen Hightech-Firmen die Welt verändern wollen und hinterfragen, welche Folgen das für unser aller Leben haben wird, denn die Unternehmen dringen auch in völlig neue Bereiche außerhalb der klassischen IT-Technik vor. So wurden zum Beispiel in den vergangenen Jahren bahnbrechende Erfindungen in der Gentechnik oder in der Hirnforschung durch neue Formen der künstlichen Intelligenz möglich. Andersen und Claus erkundigen sich daher bei Forschern und Vordenkern dieser neuen Wissenschaftswelt, wo bei der rasanten technischen Entwicklung der Mensch bleibt.

20.6., Einsfestival, 20.15 Uhr: "Schwestern"

Vor fast 35 Jahren hat Margarethe von Trotta in ihrem Frühwerk "Schwestern oder die Balance des Glücks" die fragilen Gleichgewichte zwischen Geschwistern geschildert. Anne Wild knüpft mit "Schwestern" an diese Kräfteverteilung an, sorgt aber durch eine scheinbare Reduktion dafür, dass sich das narrative Spektrum der Ausgangslage entscheidend erweitert: Eine der beiden Titelfiguren bleibt lange Zeit. Der Handlungskern des Films ist überschaubar: Die junge Kati ist ins Kloster gegangen, ihre Angehörigen sind gekommen, um an der festlichen Einkleidungszeremonie teilzunehmen. Da die Novizinnen jedoch auf sich warten lassen, verlässt die nach Jahren erstmals wieder versammelte Familie die Kirche, um sich beim Picknick mit Kuchen und Wein die Zeit zu vertreiben. Der Alkohol lockert die Zunge, und prompt werden alte Rechnungen und neue Vorwürfe ausgepackt. Behandeln Filme oder Bücher religiöse Themen, wird regelmäßig die Gretchenfrage gestellt: weil es die tiefe Spiritualität einer Figur fast zwangsläufig mit sich bringt, dass die anderen darüber nachdenken, wie sie’s denn mit dem Glauben halten. Entsprechend ungewöhnlich, dramaturgisch aber umso reizvoller ist Wilds Idee, die angehende Ordensschwester außen vor zu lassen. Als Kati-Darstellerin Marie Leuenberger dann endlich mitwirken darf, muss sie stumm bleiben, weil die Novizin ein Schweigegelübde abgelegt hat; eine darstellerisch dennoch ausgesprochen eindrucksvolle Szene. Das Reden übernimmt ohnehin Saskia (Maria Schrader), die am meisten am Entschluss ihrer jüngeren Schwester verzweifelt: weil Katis Selbstgewissheit ihr überdeutlich vor Augen führt, wie ziellos und unbefriedigend ihr eigenes Leben ist. Den restlichen Familienmitgliedern geht es nicht anders.

21.6., Arte, 20.15 Uhr: "Frühjahr 45"

Im Frühjahr 1945 ist nichts mehr, wie es einmal war. Das besetzte Europa ist befreit, Deutschland ist so gut wie besiegt. Die Menschen leben im Augenblick des Sieges, der Niederlage oder der Befreiung. Es gibt noch keine Zukunft, nur eine Gegenwart - ohne Gewissheiten, voller Unsicherheiten. Der Dokumentarfilm folgt den Erlebnissen von Zeitzeugen aus ganz Europa, darunter Prominente wie die Philosophin Agnes Heller, der Schauspieler Günter Lamprecht, die Schriftstellerin Leonie Ossowski, der Politiker Wladyslaw Bartoszewski oder die Fernsehlegende Georg Stefan Troller. Sie berichten von ihren Erlebnissen im Frühjahr vor siebzig Jahren, in diesen letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs; Tagebücher wie die Aufzeichnungen des Dichters Erich Kästner und der als Zwangsarbeiterin in Deutschland inhaftierten Agnes Humbert runden das Bild ab.
Die Befreiung der Konzentrationslager, das Chaos der letzten Kämpfe, aber auch die Übergriffe der sowjetischen Eroberer Berlins stehen im Kontrast zu den überschwänglichen Gefühlen von Befreiung und Errettung aus Krieg und Untergang. Diese Frühjahrsmonate vor über siebzig Jahren bedeuten für die Zeitzeugen, aber auch für fast alle Menschen, die sie damals erlebten, einen der massivsten Einschnitte in ihr Leben.

21.6., Arte, 21.45 Uhr: "Neue Heimat Flüchtlingslager"

Dem Volk der "Unerwünschten" gehören weltweit rund 17 Millionen Menschen an: Vertriebene, Flüchtlinge und Migranten leben am Rande der Nationalstaaten. "Refugistan" liegt in der Rangliste der bevölkerungsstärksten Länder auf Platz 60. Hier leben die, die keiner will, unter der organisatorischen Aufsicht des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen und mit Unterstützung unabhängiger Organisationen. Gemeinsam wachen sie darüber, dass die Lebensbedingungen in den Camps bei aller Absurdität zumutbar bleiben. Der Film vermittelt einen erschütternden Eindruck vom Alltag in diesen künstlichen Städten. Zum Beispiel in Tansania, wo sich Zehntausende Burundier an ihr neues Leben gewöhnen müssen. Oder in Dabaab, Kenia, wo seit 25 Jahren mitten in der Wüste das weltweit größte Lager liegt, von humanitären Hilfskräften "das Monster" getauft. Und in Jordanien, wo das UN-Flüchtlingshilfswerk im Camp Asrak für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge neue Infrastrukturen austestet. Nicht zu vergessen Idomeni an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien, wo erst vor kurzem ein Lager entstand.
Eine ernüchternde Reise in eine zwiespältige Parallelwelt: nicht Stadt und nicht Gefängnis, nicht abgeriegelt, aber auch nicht offen. In der Theorie sind Flüchtlingslager eine provisorische Auffanglösung, aber in der Praxis verbringt ein Flüchtling durchschnittlich 17 Jahre seines Lebens dort.

22.6., WDR, 22.10 Uhr: "Die Story: Der lange Arm des IS"

Noch immer wissen die Ermittler nicht, was die Worte von Abdelhamid Abaaoud tatsächlich zu bedeuten haben. Zwei Tage vor seinem Tod hatte der mutmaßliche Drahtzieher der Pariser Anschläge seiner Cousine erzählt, es seien noch viele weitere Terroristen nach Europa eingesickert, bereit zu Anschlägen. Wenn das stimmt: Wo halten sich diese Männer versteckt? Und was haben sie vor? Jetzt ist Abaaoud tot. Doch das Netzwerk, das er mit aufgebaut hat, wird erst jetzt wirklich sichtbar. Wie viele Terroristen an der Anschlagserie des vergangenen Jahres beteiligt waren, ist immer noch offen. Gibt es weitere Schläferzellen, die Anschläge planen? Wurde die Gefahr unterschätzt? Haben die Sicherheitsbehörden versagt? Wie konnte ein solches Netzwerk überhaupt entstehen? Und reicht es bis nach Deutschland? In einer groß angelegten investigativen Recherche suchen Reporter von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung nach Antworten auf diese Fragen. Monatelang haben sie das Netzwerk hinter den Terroranschlägen recherchiert. Sie sprachen mit Geheimdienstexperten, Ermittlern, Insidern und Augenzeugen. In zahlreichen Gerichtsakten konnten die Reporter nachvollziehen, wie das Netzwerk über Jahre gewachsen ist. Die Reporter fanden tausende Papiere des sogenannten Islamischen Staates, die tiefe Einblicke in die Organisation des IS geben.

23.6., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Todkrank – und selber schuld?"

Marnie Gröben macht eine Ausbildung zur Reitlehrerin, bis der Tritt eines Pferdes bei der 22-Jährigen eine seltene neurologische Krankheit auslöst. Ihr Fuß schwillt immer mehr an und entzündet sich, eine Blutvergiftung kommt hinzu; sie fällt ins Koma und überlebt nur knapp. Schließlich wird ihr Unterschenkel amputiert. Die heimtückische Krankheit ist eindeutig die Folge des Arbeitsunfalls, sagt eine namhafte Gutachterin von der Uniklinik Düsseldorf. Doch Marnies private Unfallversicherung will zunächst nicht zahlen. Die Versicherung beauftragt ein weiteres Gutachten, und darin heißt es, ihre Krankheit könnte auch psychische Ursachen haben. Es folgen weitere Gutachten, davon viele nach Aktenlage, also ohne Marnie selbst zu untersuchen. Schließlich verdächtigt ein Gutachter die junge Frau sogar, an ihrer Krankheit selber schuld zu sein. Marnie kämpft an zwei Fronten, gegen die Krankheit und gegen die Versicherung, die lange nicht zahlt, sodass ihre Eltern ihr Haus nicht behindertengerecht umbauen können. Das Wohnzimmer muss ihr zum Leben reichen, die Zukunftsaussichten sind düster. Trotz eines Lebens im Rollstuhl lässt sich Marnie nicht unterkriegen, selbst dann nicht, als auch das zweite Bein von der Nervenkrankheit befallen wird. Ein Porträt einer bemerkenswerten Frau, die ihrem Schicksal trotzt.

23.6., WDR, 23.55 Uhr: "Glaube – Liebe – Lust"

Liebe, Lust und Leidenschaft sind in fast allen Kulturen unberechenbare Größen, die es zu steuern und zu kontrollieren gilt. Auch innerhalb einer Ehe oder hinter den Mauern eines Klosters. Folge zwei des Dreiteilers über Sexualität in den Weltreligionen, "Erfüllte Liebe", geht der Frage nach, wie sich die Vorschriften großer Weltreligionen in der heutigen Zeit auf Liebe, Ehe und Sexualverhalten auswirken. In Israel, dem Libanon, in Deutschland und Thailand suchen sieben Menschen nach Wegen, Glaube und sexuelle Bedürfnisse in Einklang zu bringen, ohne zu sündigen. Zu den Protagonisten gehört zum Beispiel das jüdische Paar Vered und Chanoch. Die beiden wissen genau, an welchen Tagen ihnen die Bibel Sexualität gestattet und nahelegt, und sie halten sich streng daran. Der Moslem Saad hat für seinen Wunsch nach außerehelichem Geschlechtsverkehr eine von seinem Scheik abgesegnete Lösung gefunden und ist eine Zeitehe eingegangen. Noual hingegen hat als Zeitehefrau auf eine konventionelle Ehe kaum mehr eine Chance. Als sich Hede und Heiner, ein älteres katholisches Paar, in den 70er Jahren ineinander verliebten, war das Pillen-Verbot durch Papst Paul VI. erst wenige Jahre alt. Trotzdem haben sie sich bewusst darüber hinweg gesetzt und dies nicht bereut. Und dass Sexualität nicht einmal in der Ehe einen legitimen Platz hat, sondern Hindernis auf dem Weg der eigenen Vervollkommnung ist, zeigt der buddhistische Mönch Chan Chai. Er ist strengstens darauf bedacht, selbst im Großstadtgetümmel Bangkoks jede noch so zufällige Berührung mit einer Frau zu vermeiden.

23.6., MDR, 22.35 Uhr: "Menschenrechte für Tiere?"

Darf der Mensch Tiere züchten, töten und essen, weil er es kann? Nein, sagen Tierrechtler und fordern das menschliche Grundrecht auf Leben und Freiheit für Rinder, Schweine und alle anderen "empfindungsfähigen Lebewesen". Die Debatte wird immer lauter, weil sie auf unser schlechtes Gewissen trifft. Gegen brutale Massentierhaltung sind letztlich alle, doch mit welcher Konsequenz? Martin Buchholz hat Tierrechtler, Landwirte und Biologen getroffen, die neue Wege im Umgang mit Nutztieren suchen. Kühe seien soziale Lebewesen, die genauso fühlen können wie wir Menschen, sagt zum Beispiel der Ex-Landwirt Jan Gerdes. Er hat aus seinem Hof in Ostfriesland ein "Kuh-Altersheim" gemacht und ist überzeugt, man brauche heute kein Fleisch und keine Milchprodukte mehr, um zu überleben. Müssen wir jetzt alle Veganer werden? Nein, meint Gerd Kämmer. Der Biologe schuf in Schleswig-Holstein ein weiträumiges Naturparadies für Wildpferde und Galloway-Rinder. Er empfiehlt den Verbrauchern, genau hinzuschauen, ob die Tiere artgerecht herangewachsen sind und wie sie geschlachtet werden.