TV-Tipp: "Der Bibelcode" (Kabel 1)

TV-Tipp: "Der Bibelcode" (Kabel 1)
12.6., Kabel 1, 20.15 Uhr: "Der Bibelcode
Es ist eine Weile her, aber mit Filmen wie "Das Phantom" oder "Operation Rubikon" hat ProSieben einige Jahre lang so etwas wie eine Politthriller-Tradition gepflegt. Später, als Dan Brown mit Bestsellern wie "Sakrileg" und "Illuminati" weltweite Erfolge feierte, hat sich der Sender lieber auf das Genre Mystery verlegt. Der Zweiteiler "Der Bibelcode" bedient beides und basiert auf einem ähnlichen, wenn auch nicht ganz so populären Mythos wie die Suche nach dem Heiligen Gral...

Angeblich sind im Urtext der Bibel Prophezeiungen verborgen, die bis in die Gegenwart reichen. Mit Hilfe einer Sternenscheibe sind Seherinnen in der Lage, diese Weissagungen zu entschlüsseln. Ende des 19. Jahrhunderts hat jedoch die letzte Seherin sowohl Urtext wie auch Schablone vor finsteren Unholden in Sicherheit gebracht.

All dies ist aber nur Vorgeschichte. Die eigentliche Handlung beginnt mit der Ermordung eines Bibelforschers, just vor den Augen seiner Tochter Johanna (Cosma Shiva Hagen), die ihn in diesem Moment zum ersten Mal sieht. Als Polizistin a.D. findet sie im Nu raus, dass der Herr Papa ein uraltes Rätsel gelöst hat; zumindest zum Teil. Dummerweise galt die erste Prognose seinem eigenen Ableben. Eine zweite prophezeit ein Attentat auf den Papst (Joachim Fuchsberger), das Johanna nicht verhindern kann: Ausgerechnet sie selbst schleust den Mörder bis zum Heiligen Vater. Im zweiten Teil wird klar, was mit dem Satz "Die schwarzen Armeen bringen die Dunkelheit" gemeint ist: Ein schurkischer Kardinal (James Faulkner) will Papst anstelle des Papstes werden, dessen Botschaft des Friedens durch Feuer und Schwert ersetzen und als erstes die Trinkwasserversorgung Roms durch schwarze Pocken vergiften.

Fröhlich Vermengung von Fakten und Fiktion

Das enorm komplexe und auch in den Details stimmige Drehbuch von Timo Berndt und Georg Lemppenau würde auch einem Roman zur Ehre gereichen. Johanna und ihr Gefährte Simon (Olivier Sitruk), ein Mitarbeiter ihres Vaters, der alle Sprachen des Altertums beherrscht, reisen munter durch die Weltgeschichte, tummeln sich in Grotten, Katakomben und uralten Klöstern und entdecken auf diese Weise immer neue Schlüssel zum Geheimnis; das Muster der Brown-Bücher ist deutlich erkennbar. Fröhlich vermengen die Autoren Fakten und Fiktion, so dass eine abenteuerlich anmutende, aber enorm unterhaltsame Mischung entsteht. Dass ausgerechnet die Heldin, die am Ende die Jahrhunderte alte Tradition der Seherinnen fortsetzen wird, gar nicht gläubig ist, mag paradox klingen, erhöht dramaturgisch jedoch den Reiz.

Ein Manko ist allerdings die Hauptdarstellerin. Cosma Shiva Hagen ist ohne Frage eine hübsche junge Frau, deren mimisches Repertoire sich allerdings in engen Grenzen bewegt. Leicht geöffneter Mund, verschleierter Blick: Das wirkt nicht nur enorm sinnlich, sondern hat auch den Vorteil, dass man allerlei Emotionen darin erkennen kann; zu melancholischen Momenten passt die Minimalmimik ebenso wie als Ausdruck des Zweifels oder intensiven Nachdenkens. Allerdings waren ohnehin vor allem Hagens physische Fähigkeiten gefragt: weil Johanna im Schnitt alle zwanzig Filmminuten in Lebensgefahr schwebt. Wenn sie nicht vor den Schergen des Kardinals davonrennen muss, droht sie in einer Zisterne zu ertrinken oder hängt mit dem Auto halb über einer Klippe. Die vorzügliche Genre-Musik von Marcel Barsotti trägt eine Menge dazu bei, dass gerade die diversen Verfolgungsjagden tatsächlich spannend sind.

Auch die Kamera (Fritz Seemann, Martin Lippert) ist ständig in Bewegung, ohne jedoch hektisch zu wirken; oftmals ersetzen die vielen Fahrten den unruhigen Schnitt, der noch vor einigen Jahren als "state of the art" galt. Dank der langen Einstellungen hat man auch Muße, die Arbeit von Szenenbildner Oliver Hoese zu bewundern, dem die Ausstattung all der vollgestopften Gelehrtengemächer wie die Erfüllung eines Jungentraums vorgekommen sein muss. Und weil der Film so unterhaltsam ist, verzeiht man Schrewe und seinen Bildgestaltern auch die schlichte Farbdramaturgie: Die schwarz gewandeten Schurken agieren vorzugsweise im Dunkeln, während Johanna selbst im finsteren Verlies von einem verirrten Lichtstrahl illuminiert wird. Kabel 1 wiederholt beide Teile hintereinander.