Beide müssen nach Paris und stehen unter großer Spannung: Er (Hans-Werner Meyer), weil er drauf und dran ist, das Geschäft seines Lebens einzufädeln; sie (Jessica Schwarz), weil ihr französischer Geliebter bei einem Autounfall lebensgefährlich verletzt worden ist. Da sie überstürzt aufgebrochen ist, hat sie ihre Kreditkarte vergessen und kann den Flug nicht bezahlen; er legt ihr das Geld aus, allerdings nicht aus Großzügigkeit, sondern weil sie den Betrieb aufhält.
Abgesehen von dem tragischen Unfall könnte dies auch der Anfang einer romantischen Komödie sein, doch Rauhaus leistet sich den Luxus, das potenzielle Paar umgehend wieder zu trennen. Nach dem Prolog gehört der erste Akt ausschließlich Schriftstellerin Patrizia, die in Paris fassungslos am Bett von Jean Jacques (Jean-Yves Berteloot) steht: Ihr Freund liegt mit schweren Hirnverletzungen im Koma; die Ärzte haben keine Hoffnung mehr. Außerdem stellt sich raus, dass er verheiratet ist, und seine Frau Françoise (Sandrine Bonnaire) ist verständlicherweise wenig begeistert über die Nebenbuhlerin, selbst wenn das Paar eine offene Beziehung geführt hat. Sie verbietet Patrizia weitere Besuche. Dabei zeigen Rückblenden, dass die kinderlose Ehe am Ende war; Jean Jacques wollte ein Kind von Patrizia.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Damit wäre quasi der Weg frei für eine Beziehung zwischen Patrizia und Frank, doch die beiden streiten sich erst mal, weil er sie für eine oberflächliche Szeneschriftstellerin hält; tatsächlich ist die Tatsache, dass sie sich über den Verlust Jean Jacques’ mit einem lebenslustigen Dänen (Thure Lindhardt) hinwegtröstet, nicht gerade ein Widerspruch zu Franks Vorwurf. Aber zum Glück hat die Geschichte ja noch einen dritten Akt, in dem es unter anderem um die Frage geht, ob die Ärzte bei Jean Jacques die lebenserhaltenden Maßnahmen beenden sollen; die entsprechenden Diskussionen zeigen, dass der Film alles andere als eine leicht bekömmliche Romanze ist.
Regisseurin Franziska Buch hat sich bei ihrer Inszenierung stark zurückgehalten, optisch ist "Adieu Paris" eher unauffällig. Umso wichtiger sind die Leistungen der Schauspieler, die ihre Sache ausnahmslos gut machen. Schade nur, dass die Verantwortlichen nicht den Mut hatten, mit Untertiteln zu arbeiten. So sprechen alle handelnden Personen deutsch, was gerade bei den deutsch-französischen Begegnungen zwischen Françoise und Patrizia sowie Albert und Frank sehr schade ist.