Leipzig (epd) Die Stiftungen in Deutschland haben nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bereits jetzt wesentlich zur Bewältigung der Flüchtlingssituation beigetragen. Sie böten Studien und Expertenwissen, leisteten aber auch ganz praktische Hilfe, sagte Merkel am Mittwoch zur Eröffnung des Deutschen Stiftungstages 2016 in Leipzig. Und nicht zuletzt würden Stiftungen auch "für Offenheit, für Pluralität und Toleranz, für einen engen Zusammenhalt in unserem Land" werben.
Merkel dankte den Vertretern der Stiftungen, die zur Eröffnung des dreitägigen Kongresses nach Leipzig gekommen waren. "Sie haben das Bild Deutschlands in diesem letzten Jahr ganz wesentlich mitgeprägt", bekannte die Bundeskanzlerin. Ohnehin wäre Deutschland ohne die engagierte Zivilgesellschaft und die vielfältige Stiftungslandschaft nicht so, "wie es heute ist", sagte sie. Das betreffe etwa Bereiche wie die Bildung, den Naturschutz und die kulturellen Schätze.
Neu gegründete Stiftungen
Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, Michael Göring, erklärte, Stiftungen wollten auch künftig bei der Integration von Zuwanderern und Flüchtlingen mithelfen. Dies sei ein Thema, das bei den Stiftungen "besonders gut aufgehoben ist", sagte Göring. Es gebe auch eine große Zahl an neu gegründeten Stiftungen, die sich die Integration von Flüchtlingen zum Ziel gesetzt hätten.
Zum Deutschen Stiftungstag wurden insgesamt rund 1.800 Teilnehmer und 250 Referenten erwartet. Neben der Integration von Flüchtlingen sollte auch die aktuelle Niedrigzinspolitik großen Raum in den Workshops und Diskussionen einnehmen. Wegen der sehr geringen Zinsen können die Stiftungen in Deutschland kaum mehr auf Erlöse aus ihrem Kapital zurückgreifen und sind auf Spenden angewiesen. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen wirbt daher für eine Flexibilisierung des Stiftungsrechts, um unter anderen eine bessere Anpassung an solche Zeiten zu ermöglichen.
Potenziale des Alters
Im Mittelpunkt des nach Angaben der Veranstalter größten Stifterkongresses in Europa steht in diesem Jahr aber der demografische Wandel unter dem Motto "Älter-bunter-anders". Ein Thema, mit dem sich dem Bundesverband zufolge ein Großteil der Stiftungen beschäftigt. Behandelt würden zum Beispiel Fragen zur Teilnabe im Alter, Zuwanderung oder sozialen und kulturellen Angeboten im ländlichen Raum.
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) verwies zur Eröffnung auf die unterschiedlichen Entwicklungen im Freistaat: Während es in Leipzig 2015 erstmals seit 40 Jahren mehr Geburten als Sterbefälle gegeben habe, sei die Arbeit mit Senioren in weiten Teilen des Landes Hauptzweck von Stiftungen. Er warb aber dafür, in der demografischen Entwicklung nicht nur die Probleme, sondern auch Chancen zu sehen. Die Entwicklung zu gestalten sei eine "Aufgabe für Macher und kreative Köpfe", die sich nicht vor Überalterung fürchteten, sondern die Potenziale des Alters entdeckten, sagte Tillich.
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen vertritt eigenen Angaben zufolge die Interessen von mehr als 4.000 Mitgliedern. Als Dachverband repräsentiere er rund drei Viertel des deutschen Stiftungsvermögens in Höhe von mehr als 100 Milliarden Euro. In Deutschland gab es 2015 insgesamt rund 21.300 Stiftungen, 583 wurden neu gegründet.