"Kinderfreier" Campingplatz stößt auf Kritik und Empörung

"Kinderfreier" Campingplatz stößt auf Kritik und Empörung
Kinder verboten: Ein Campingplatz in Brandenburg nimmt keine Gäste unter 14 Jahren auf. Der Betreiber wird deswegen scharf kritisiert. Die Anlage verkomme zur "Mumie", meint der Kinderschutzbund.

Fürstenberg (epd) Empörung über einen "kinderfreien" Campingplatz in Brandenburg: Die Entscheidung des Betreibers, keine Gäste unter 14 Jahren aufzunehmen, hat scharf Kritik ausgelöst. Wer Kinder in erster Linie als Lärmquelle und Problem wahrnehme, dem durch kinderfreie Zonen beizukommen sei, mache Deutschland kinderfeindlich, erklärten die Grünen. Der Kinderschutzbund sprach von einem "schlimmen Signal an Kinder" und einem "echten No-Go". Der Zeltplatz am Großen Wentowsee 80 Kilometer nördlich von Berlin nimmt keine Kinder auf und wirbt als "Campingplatz für Erwachsene" mit Stille und Erholung.

Gehört zum Leben

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Brandenburger Landtag, Ursula Nonnemacher, sagte: "Die hier zum Ausdruck kommende Haltung finde ich höchst fragwürdig, die Argumentation, es gebe ja genug andere Angebote für Kinder, bigott." Konflikte zwischen ruhebedürftigen Älteren und lauten Kindern gebe es seit Menschengedenken. Sie empfehle hier etwas mehr Großmut, erklärte Nonnemacher: "Kinderlärm gehört zum Leben wie Vogelgezwitscher und Sommerregen."

Die Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes, Paula Honkanen-Schoberth, bezeichnete die Entscheidung des Campingplatzbetreibers als sehr bedauerlich. Deutschland entwickele sich zu einer "kinderentwöhnten Gesellschaft", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Einerseits werde immer betont, wie wichtig Kinder seien, andererseits würden sie diskriminiert und ausgeschlossen: "Und das gerade auf einem Campingplatz, wo man Kindern doch immer sagt, es sei wichtig, raus an die frische Luft und in die Natur zu kommen. Dieser Campingplatz wird zu einer Mumie."

Im Online-Gästebuch des Platzes im Ortsteil Tornow von Fürstenberg fanden sich in den vergangenen Tagen sowohl zustimmende als auch klar ablehnende Einträge. Ein Nutzer "Michael Miller", der sich als Vater zweier Kinder im Alter von neun und 14 Jahren auswies, schrieb am Mittwoch dass er "in Zukunft einen Bogen um diesen Platz machen wird". Ein "Hermann B." schrieb: "Wir besuchen Euch nicht mehr." Ein anderer Nutzer meinte zu den Konzept: "Einfach nur asozial!"

"Reine Erholung"

Andere wiederum ermutigten die Betreiberin Christiane Erdmann: "Lasst euch bloß nicht von irgendwelchen Leuten was von Diskriminierung oder so erzählen", meinte "Campjo". Eine "Anja" kommentierte: "Endlich mal ein Platz, wo man in Ruhe Urlaub machen kann. Super!!!". Ein Nutzer namens "Steffen" schrieb ins Gästebuch: "Ich hoffe, dass es Ihnen noch viele gleich tun!!! Ich war schon in Deutschland auf Ferienanlagen, welche keine Kinder beherbergen und es war die reine Erholung."

Kritik an dem Konzept hatte laut Medienberichten unter anderem die Antidiskriminierungsstelle des Bundes geübt. Eine Regelung, bei der Hotels oder Campingplätze nur Erwachsene zulassen, könne gegen geltendes Recht verstoßen, wurde die Stelle zitiert. "Die Frage ist, ob es einen sachlichen Grund für solch eine unterschiedliche Behandlung gibt", heiße es in einem Statement.

Der Tourismusforscher Jürgen Schmude von der Uni München betonte, dass es sich nicht um einen neuen Trend handele. "Es gibt ja bereits kinderfreie Hotels und umgekehrt auch Hotels, die nur Familien mit Kindern offenstehen", sagte er dem epd. "Ich würde hier nicht von Diskriminierung sprechen, sondern von einer marktkonformen Ausrichtung an den Wünschen der Zielgruppe." Die Entscheidung könne sich für den Campingplatzbetreiber als positiv erweisen, sofern die Gäste eine kinderfreie Umgebung wünschten.