Berlin, Wuppertal (epd) Die Hilfsorganisation Oxfam verzichtet künftig in Deutschland weitgehend auf den Verkauf fair gehandelter Produkte. Die bundesweit 50 Oxfam-Shops böten ab dem Wirtschaftsjahr 2016/2017 größtenteils keine Produkte aus dem fairen Handel mehr an, erklärte die Hilfsorganisation am Montag in Berlin. Betroffen von der Entscheidung ist vor allem das Fair-Handelsunternehmens Gepa in Wuppertal. Hintergrund sind offenbar steigende Ladenmieten und die wachsenden Marktanteile fairer Produkte im Handel.
"Als wir uns vor 20 Jahren dazu entschieden, die fairen Produkte in unseren Shops in begrenztem Rahmen anzubieten, führten Lebensmittel aus fairem Handel ein Nischendasein", erklärte Oxfam. Dies habe sich inzwischen dank Weltläden, Biomärkten und einigen Supermärkten verbessert. Dem fairen Handel drohten dadurch keine Umsatzeinbußen. Wer bislang seine fairen Lebensmittel im Oxfam- Shop gekauft habe, werde nun auf diese Läden ausweichen. Im Gegensatz dazu erwarte Oxfam für seine Geschäfte messbar höhere Gewinne, die wiederum in die Programmarbeit der Hilfsorganisation fließen würden.
Das Problem ist die geringe Gewinnspanne
In den Läden von Oxfam verkaufen Ehrenamtliche gespendete Artikel wie Kleider, Haushaltswaren und Bücher. Die Gewinnspanne liege bei nahezu 100 Prozent. "Die fair gehandelten Produkte müssen wir hingegen einkaufen, entsprechend ist die Gewinnspanne hier nur bei etwa 20 bis 30 Prozent. Nicht gerechnet sind die zusätzlichen administrativen Kosten der Buchhaltung", heißt es. Bei den Mitarbeitern von Oxfam stoßen die Pläne offenbar auf Kritik. Ein Sprecher der Organisation bestätigte den Eingang eines entsprechenden Protestbriefes an die Verantwortlichen.
Das in Wuppertal ansässige Fair-Handelsunternehmen Gepa nannte die Oxfam-Entscheidung angesichts der bis zu 900 Weltläden in Deutschland, die Gepa-Produkte wie etwa fair gehandelten Tee oder Schokolade vertreiben, "zwar schade", aber keinen schweren Schlag. Nach der am Montag veröffentlichten Bilanz hat Gepa seinen Umsatz 2015 gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf rund 69 Millionen Euro gesteigert.
Oxfam erklärte, Hauptaufgabe der eigenen Shops sei es, möglichst hohe Finanzmittel für die Arbeit der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation zu erwirtschaften. Dabei sei es wichtig, unabhängig von staatlichen und privaten Geldgebern zu sein. Für diese Unabhängigkeit müssten die Shops stabile und steigende Gewinne erwirtschaften. "Das ist unser Kerngeschäft", betonte die Organisation. Eine Abkehr vom Verkauf fairer Handelsprodukte bedeute aber nicht, dass Oxfam sich für diese so wichtige Thematik verschließt.