Rörig: Bei sexuellem Missbrauch wird noch zu viel weggeschaut

Rörig: Bei sexuellem Missbrauch wird noch zu viel weggeschaut
Sechs Jahre nach Bekanntwerden der kirchlichen Missbrauchsskandale wird die Dimension sexueller Gewalt gegen Kinder nach Einschätzung des Unabhängigen Beauftragten Johannes-Wilhelm Rörig noch immer verkannt.

Berlin (epd) Bei diesem Thema werde in Deutschland zu viel weggeschaut, bagatellisiert und verdrängt, sagte Rörig am Dienstag in Berlin. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern gab Rörig den offiziellen Startschuss für die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs. Sie soll bis 2019 mehr Informationen über Ausmaß, Strukturen und Hintergründe von Missbrauch in Institutionen und im privaten Umfeld aufklären.

Anhörung der Opfer

Seit Dienstag können Betroffene unter einer kostenfreien und anonymen Telefonhotline (0800/4030040) oder auf der Website www.aufarbeitungskommission.de Kontakt zu dem Gremium aufnehmen, um über ihre Erfahrungen zu berichten. Anhörungen von Opfern stünden im Zentrum der Kommissionsarbeit, sagte die Vorsitzende Sabine Andresen.

Sie kündigte für 2017 einen ersten Zwischenbericht an. Bis 2019 sollen dann Schlussfolgerungen und Empfehlungen für alle Bereiche erarbeitet werden. Dann soll die Arbeit der Kommission nach derzeitigem Stand enden. Das Gremium, dem neben Andresen und Rörig sechs weitere Experten unterschiedlicher Disziplinen sowie zwei Betroffene als Gäste angehören, hat für seine Arbeit 1,4 Millionen Euro von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt bekommen.