Mainz (epd) "Schläge, Drohungen, Misshandlungen oder auch Vernachlässigungen von Kindern sind in Familien leider noch immer Realität", sagte Bundesgeschäftsführerin Bianca Biwer am Freitag in Mainz. Dabei sei die Rechtslage in Deutschland eindeutig: Jede Form von körperlicher oder seelischer Gewalt sei laut Bürgerlichem Gesetzbuch verboten. Das Thema gehöre dringend in den öffentlichen Fokus.
Mehr als 3.600 Fälle von Kindesmisshandlung
Laut aktueller Polizeilicher Kriminalstatistik, die Auskunft über offiziell gemeldete Straftaten gibt, wurden im 2014 in Deutschland über 3.600 Fälle von Kindesmisshandlung erfasst. Dabei registrierte die Polizei insgesamt über 4.200 Opfer. Weil es sich dabei oft um Gewalt innerhalb der Familie und damit im sogenannten sozialen Nahbereich handelt, sei die Dunkelziffer hoch, erklärte die Expertin.
Ihrer Erfahrung nach schwiegen drangsalierte Kinder sehr oft, weil sie zu hilflos seien, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, oder weil sie noch mehr Bestrafung durch die Eltern fürchten.
Kinder besonders schutzbedürftig
Biwer trat auch der Verharmlosung von Gewalt gegen Kinder deutlich entgegen: "Ein kleiner Klaps schadet doch nicht! Strafe muss sein, wer bringt denn dem Kind sonst Manieren bei? Solche Rechtfertigungen dienen manchen Eltern dazu, Unrecht vor sich selbst und anderen zu legitimieren." Auch solche vorgeschobenen Gründe änderten aber nichts daran, dass gerade Kinder besonders schutzbedürftig seien.
Die Hilfsorganisation hat eigenen Angaben zufolge rund 3.200 ehrenamtliche, professionell ausgebildete Mitarbeiter. Sie stehen Gewaltopfern und deren Angehörigen zur Seite.