24.4., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Papa macht das schon"
Sie sehen sich dem Liebeskummer der Teenie-Tochter ausgesetzt, sitzen neben anderen Müttern beim Elternabend, stehen beim Reitunterricht oft als einziger Mann am Rand. Sie kümmern sich um alles, trösten, schmeißen den Haushalt - und oft ohne weitere Hilfe, wenn das Einkommen dafür nicht reicht. Inken Ramelow und Julia Geyer beschreiben in ihrem Film, wie es aussieht, wenn Väter allein erziehen: Inwiefern macht es einen Unterschied, ob Mama oder Papa für die Familie verantwortlich ist? Und da deutlich mehr Frauen als Männer alleinerziehend sind: Ist es für die betroffenen Väter schwieriger als für die Mütter? Alleinerziehende Männer werden von gesellschaftlicher Seite immer noch als Exoten wahrgenommen. Mit welchen Vorurteilen haben sie zu kämpfen? Und wenn sie eine neue Partnerin suchen: Wie reagieren Frauen auf die ungewöhnliche Familiensituation? In der Reportage werden zwei Familien begleitet, in denen Papa das Sagen hat. Die alleinerziehenden Väter zeigen die Herausforderungen, vor die sie jeden Tag gemeinsam mit ihren Kindern gestellt werden.
25.4., ARD, 22.45 Uhr: "Die Story im Ersten: AfD. Und jetzt?"
Spätestens seit dem 13. März haben sich in Deutschland Gräben aufgetan. Quer durch Familien, gesellschaftliche Gruppen und Institutionen lautet die Frage: Bist du für oder gegen die AfD? Und diese Frage scheint zu bedeuten: für oder gegen Flüchtlinge, für oder gegen den Islam, für oder gegen Vernunft, für oder gegen Deutschland. Die Ereignisse des Jahres 2015 - Terror-Anschläge, Rekordflüchtlingszahlen, Silvester in Köln – haben die AfD stärker gemacht, als sie jemals zuvor war. Gestartet als Anti-Europartei ist sie längst zum Sammelbecken für sehr verschiedene Wähler, Mitglieder und Mitstreiter geworden. Von bürgerlich bis radikal, von enttäuschten Linksliberalen bis zu rechten Burschenschaftlern, von ängstlichen Rentnern bis Pegida-Marschierern. Vereint nur durch ein tiefes Misstrauen gegen die etablierten Parteien und die Massenmedien. Die Reportage will herausarbeiten, ob die AfD die Partei ist, die ihre Wähler wollen: Ist sie mehr als eine reine Projektionsfläche? Ist sie Impulsgeberin oder wird sie selbst getrieben? Und hat sie sich selbst im Griff? Die Reportage analysiert die vergangenen Monate und fragt: Wie konnte eine Partei, die sich noch vor einem Jahr unter der Drei-Prozentschwelle bewegte, einen solchen Auftrieb erhalten? Wieso ist das Vertrauen vieler Bürger in die Politik und öffentliche Institutionen so erschüttert? Die Autoren haben dazu Parteistrategen, Wähler und Unterstützer begleitet und nach ihren Motiven geforscht. Eine Recherche gegen eine Wand des Misstrauens und ein Einblick in das Demokratieverständnis von Bürgern, denen Deutschland schon lange zu liberal geworden ist.
25.4., ARD, 23.30 Uhr: "Geschichte im Ersten: Akte D - Mythos Trümmerfrau"
Es sind vertraute Bilder, die zum kollektiven deutschen Gedächtnis gehören: Frauen räumen Schutt beiseite, bilden lange Ketten, um die Trümmerberge des Zweiten Weltkriegs zu beseitigen. Die Trümmerfrau als Heldin des Wiederaufbaus ist fester Bestandteil nahezu jeder historischen Darstellung der Jahre nach 1945. Die Dokumentation von Judith Voelker und Julia Meyer unternimmt eine kritische Würdigung dieser Gründungslegende. In einer spannenden Spurensuche deckt der Film auf, dass sich vieles von dem, was wir bis heute über die Nachkriegsjahre zu wissen glauben, tatsächlich ganz anders zugetragen hat. Der Film zeigt auf, wie das Klischee um die Trümmerfrauen entstanden ist und wie es in den vergangenen siebzig Jahren mehrfach umgestaltet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg, während der Zeit der deutschen Teilung, in der bundesdeutschen Rentendebatte und nach der Wiedervereinigung wurde die "Trümmerfrau" so lange für gesellschaftliche Debatten benutzt, bis das Klischee stärker war als die historische Realität. Auch heute noch erfüllt der Mythos eine Funktion, die es schwer macht, sich von ihm zu befreien.
26.4., Arte, ab 20.15 Uhr: Themenabend "30 Jahre Tschernobyl"
Am 26. April 1986 ereignete sich in Tschernobyl die bisher schwerste nukleare Havarie aller Zeiten. Viele Menschen leiden bis heute an den Spätfolgen der Katastrophe. Dreißig Jahre nach Tschernobyl und fünf Jahre nach dem Dreifachunglück von Fukushima reist Arte im Rahmen dieses Themenabends in die radioaktiv belasteten Gebiete. Zum Auftakt schildern Menschen aus Weißrussland, Norwegen und Japan ihren Alltag und geben Einblick in die langfristigen Folgen von Reaktorunfällen. Mit seinem Dokumentarfilm "Die Reise zum sichersten Ort der Erde" (21.45 Uhr) begibt sich der Schweizer Filmemacher Edgar Hagen auf eine komplexe Suche. Menschen, die das Problem stellvertretend für uns alle lösen wollen, stehen im Zentrum des Films - ihr Bemühen, ihre Kämpfe, ihr Hoffen und ihre Niederlagen. Hagens Protagonist, der Atomphysiker Charles McCombie, ist seit 35 Jahren in führenden Positionen und mit ungebrochenem Optimismus in die weltumspannende Suche nach dem sichersten Ort involviert. Im Film öffnet er exklusiv Türen zu Plätzen, die der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, und trifft auf Weggefährten seiner Atomendlagersuche wie auch einige seiner schärfsten Gegner. Der Abschlussfilm "Der russische Specht" (23.30 Uhr) schildert, wie der Ukrainer Fjodor Alexandrowitsch, ein Opfer der Katastrophe von Tschernobyl, einem dunklen Geheimnis auf die Spur kommt und sich vor dem Hintergrund des Revolutions- und Kriegsgeschehens in seinem Land vor eine schwere Entscheidung gestellt sieht: Soll er das Geheimnis enthüllen und damit sein Leben riskieren? Chad Gracias’ Film ist gleichermaßen eine spannende Dokumentation wie auch ein Verschwörungsthriller.
27.4., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "die story: Schuld und Schulden - Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland"
Jahrzehntelang hat sich weder in Deutschland noch in Griechenland irgendjemand für die Reparationsfrage interessiert: Wiedergutmachung für die deutschen Kriegsverbrechen war kein Thema. Doch das hat sich in der aktuellen Schuldenmisere geändert. Die Summe, um die es geht, ist beträchtlich: 278,7 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kam eine griechische Regierungskommission. Zwei Jahre lang durchstöberte sie die Nachkriegsbilanzen griechischer Ministerien: Wie viele Straßen sind damals zerstört worden, wie viele Häfen, Bahnhöfe, Eisenbahnbrücken? Wie viele Häuser wurden beschlagnahmt, wie viele LKW, Fabrikanlagen? Wie heftig wurde die Wirtschaft geplündert? Und das ist nur die materielle Seite. Nicht eingerechnet sind die menschlichen Opfer, die über 100.000 Hungertoten, die über 50.000 ermordeten Juden, die zehntausenden toten Zivilisten im Partisanen-Krieg. Die deutsche Haltung ist eindeutig: Die Schulden seien längst bezahlt, heißt es von der Bundesregierung. Autor Martin Herzog konfrontiert Deutsche und Griechen mit der Reparationsfrage. Wer hat Recht? Diejenigen, die sagen, irgendwann muss Schluss sein, Deutschland hat genug gezahlt? Oder die, die behaupten, alte Rechnungen seien offen? Der Autor macht sich auf die Suche: Gibt es heute noch Schatten der Besatzungspolitik?
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
28.4., WDR Fernsehen, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Abenteuer statt Ausbildung"
Die beiden Brüder Dennis und Patrick sind Anfang zwanzig, als sie sich aus Rheda-Wiedenbrück aufmachen in die Welt. Dennis, der ältere, hat sein Studium abgebrochen. Sein Bruder Patrick schmeißt kurz vor dem Abitur das Gymnasium. Ohne Ausbildung suchen sie das Abenteuer, wollen als Fotografen und Dokumentarfilmer nach Indien und Nepal reisen. Die Brüder haben gehört, dass in Nepal junge Frauen als Prostituierte nach Indien verkauft werden. Diese Frauen wollen sie suchen und ihr Leid dokumentieren. Sie organisieren sich im Internet die nötige Ausrüstung, recherchieren die Reiseroute und mögliche Ansprechpartner und brechen auf. Sie wollen die Missstände in einem Buch bekannt machen. In Indien geben sie sich als Freier aus, um herauszufinden, ob in Bordellen Frauen aus Nepal arbeiten. In den vom Erdbeben zerstörten Bergregionen Nepals suchen sie nach Hinweisen auf junge Frauen, die verschwunden sind. Für "Menschen hautnah" haben Dennis und Patrick ihren Trip mit der Kamera dokumentiert.
28.4., WDR Fernsehen, 23.25 Uhr: "Nach dem Abgrund einfach weiter - Der erstaunliche Lebensmut der Constanze F."
Die Filmemacherinnen Annika Franke und Linda-Schiwa porträtieren eine Frau, die ein furchtbares Schicksal verkraften muss: Vor drei Monaten hat Constanze bei einem Autounfall ihren Mann und die drei gemeinsamen Kinder verloren; sie selbst hat nur wie durch ein Wunder überlebt. Von einem Moment auf den anderen stand sie vor dem Nichts. Dennoch wagt sie es, mit zunächst winzigen und mühseligen Schritten ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben. Der Film erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Trauerarbeit. Die Autorinnen begleiten Constanze die ersten zwei Jahre nach dem Unfall bei ihren Etappen in ein neues Leben. Ihrem Schicksal stellt sie sich mit bemerkenswerter Offenheit. Beruflich wie privat orientiert sie sich völlig neu. Sie möchte einen anderen Beruf erlernen und Träume verwirklichen, die sie sich bislang nicht vorstellen konnte.
Constanzes ergreifende Geschichte zeugt von menschlicher Größe und von einem unerschütterlichen Vertrauen in Gott und den Sinn des Lebens.
29.4., Arte, 22.40 Uhr: "Vier werden Eltern"
Immer mehr gleichgeschlechtliche Paare wünschen sich Kinder und bilden Familien. Thomas und Sebastian sind in Berlin-Kreuzberg zu Hause, Josefin und Cindy im Berliner Osten, in Lichtenberg. Ein gemeinsamer Kinderwunsch führt die beiden Paare zufällig zusammen - der Beginn einer abenteuerlichen Reise. Wie kommen zwei Paare, die eigentlich nur der Kinderwunsch verbindet, auf Dauer miteinander klar? Hier der Politologe und der Student, dort die Kinderkrankenschwester und die kaufmännische Angestellte. Westberliner Altbauwohnung und Ostberliner Platte. Wie zieht man ein Kind zu viert groß? Wie ist die rechtliche Situation? Die Filmemacherin Eva Maschke, Schwester von Thomas, zeigt einfühlsam, wie sich diese ungewöhnliche Zweckgemeinschaft durch den kleinen Lucas ändert. Am Anfang standen vor allem Pläne und Absprachen: Wann ist Lucas bei den Papas, wann bei den Mamas, wer bringt ihn in die Kita, wer geht mit ihm zum Arzt? Doch über das Organisatorische wachsen Menschen zusammen. Jeder gibt ein Stück Unabhängigkeit auf und gewinnt etwas. Als sich das Leben der vier gut eingespielt hat, gibt es eine überraschende Wendung: Sie heißt Leni. Jetzt sind alle vier leibliche Eltern. Der Alltag wird noch ein bisschen komplizierter, aber das Miteinander der besonderen Familie auch irgendwie selbstverständlicher.