Berlin (epd) Derzeit würden sich nur sehr wenige Bürger (fünf Prozent) bei der Auswahl einer Einrichtung auf offizielle Bewertungen stützen wollen, teilte das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) am Montag in Berlin mit. Jeder Zweite aus dieser Gruppe hält notenbasierte Bewertungen im Bereich Pflege generell für ungeeignet. Die Grünen fordern das Aus des Pflege-TÜV.
Fehlendes Personal und Arbeitsüberlastung
70 Prozent der Befragten (70 Prozent) glauben, dass die Pflegequalität von Einrichtung zu Einrichtung stark variiert, Von denjenigen, die vermuten, dass häufig erhebliche Mängel vorkommen, macht die große Mehrheit (71 Prozent) fehlendes Personal und Arbeitsüberlastung als Hauptursache für Missstände verantwortlich.
Den mit Abstand größten Verbesserungsbedarf sehen die Befragten den Angaben zufolge im Bereich der persönlichen Zuwendung und Kommunikation, für die aus ihrer Sicht mehr Zeit zur Verfügung stehen sollte. Mehr als vier Fünftel (85 Prozent) von ihnen halten das für wichtig.
Fast allen Interviewten (96 Prozent) ist es wichtig, verlässliche Informationen über die Qualität von Pflegeangeboten zu bekommen. Offizielle Bewertungen schneiden aber schlecht ab. Auch die sogenannten Pflegenoten, die eingeführt wurden, um Verbrauchern bei der Beurteilung der Pflegequalität verlässlich zu helfen, sind offenbar wenig akzeptiert. Von denjenigen, die die Pflegenoten kennen, meint weniger als ein Viertel (22 Prozent), dass Noten verlässliche Informationen über die Pflegequalität bieten.
Grüne: Pflege-TÜV abschaffen
Die Sprecherin der Grünen im Bundestag für Pflege- und Altenpolitik, Elisabeth Scharfenberg, erklärte, der Pflege-TÜV müsse angeschafft werden: "Ein toter Gaul wird nicht wieder lebendig, wenn man ihn länger reitet." Die Regierung müsse handeln: "Wir können nicht länger warten, bis endlich ein neues System für Qualität in der Pflege das alte ersetzt." Sie bleibe skeptisch, ob das in Aussicht gestellte neue System besser sein wird als das alte.
Die Umfrage des ZQP bestätige, was der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste seit Jahren deutlich mache, sagt dessen Geschäftsführer Herbert Mauel. "Pflegenoten können und sollen den persönlichen Eindruck nicht ersetzen", unterstrich Mauel. Sie gäben aber Hinweise darauf, welche Bereiche genauer hinterfragt werden sollten. "Die Auswahl eines geeigneten Pflegeheims sollte immer damit verbunden sein, dass ich mir als Betroffener und auch als Angehöriger ein persönliches Bild vor Ort mache."