Brüssel (epd) Rund 41 Millionen Menschen und damit 8,2 Prozent der Einwohner litten 2015 unter "erheblicher materieller Deprivation", wie das EU-Statistikamt Eurostat am Donnerstag in Luxemburg mitteilte. Der Anteil derer, die sich beispielsweise nicht einmal eine einwöche Urlaubsreise pro Jahr oder angemessenes Heizen leisten können, ging demnach seit einem Höchststand von 9,9 Prozent im Jahr 2012 kontinuierlich leicht zurück. In Deutschland, für das keine Zahlen für 2015 vorlagen, betrug er 2014 laut Eurostat fünf Prozent, was knapp vier Millionen Menschen entsprach.
Alleinerziehende stark betroffen
Die meisten Armen gibt es der Statistik zufolge europaweit in der Gruppe der Alleinerziehenden, hier betrage ihr Anteil 17,3 Prozent. Bei Alleinlebenden ohne Kinder fielen elf Prozent unter die erhebliche materielle Deprivation. Besser gestellt sind demnach Haushalte mit zwei oder mehr Erwachsenen. Hier lag die Quote bei 8,3 Prozent, wenn Kinder im Haus sind, und ohne Kinder bei sechs Prozent.
Erhebliche materielle Deprivation liegt Eurostat zufolge vor, wenn mindestens vier der folgenden Kriterien gegen den Willen der Betroffenen nicht erfüllt werden können: Unerwartete Ausgaben zu bestreiten; pro Jahr eine Woche Urlaub außer Haus zu verbringen; alle zwei Tage Fleisch, Fisch oder eine gleichwertige vegetarische Speise zu essen; die Wohnung angemessen zu heizen; Gebrauchsgüter wie Waschmaschine, Fernsehen, Telefon und Auto zu kaufen; keine Zahlungsrückstände zu haben.