Ausstellung über Macht und Architektur der Nazis

Ausstellung über Macht und Architektur der Nazis
Mit welchen architektonischen Mitteln erreichten die Nationalsozialisten eine gezielte Emotionalisierung der Massen? Darum geht es in einer Berliner Ausstellung. Sie zeigt unter anderem historische Fotografien, Marschpläne und Architekturmodelle.

Berlin (epd) Das monumentale Reichsparteitagsgelände in Nürnberg steht im Mittelpunkt einer architekturhistorischen Ausstellung in Berlin, die ab Mittwoch im Dokumentationszentrum der Topographie des Terrors zu sehen ist. Unter dem Motto "Marschordnungen" geht die Ausstellung der Frage nach, mit welchen architektonischen Mitteln die Nationalsozialisten eine gezielte Emotionalisierung der Massen erreichten. Auf exemplarische Weise werde gezeigt, wie die äußere Inszenierung von Macht Gestalt angenommen hat, sagte der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, am Dienstag in Berlin bei der Präsentation der Sonderausstellung.

Großmodell des Reichsparteitagsgeländes

Zu sehen sind unter anderem historische Fotografien, Marschpläne und Architekturmodelle, mit deren Hilfe die militärisch organisierten Massenrituale der Nazis rekonstruiert werden können. 14 Stationen widmen sich verschiedenen Repräsentationsbauten des elf Quadratkilometer großen Areals. Optischer Mittelpunkt der Ausstellung ist ein Großmodell des Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg mit den Planungen des NS-Architekten Albert Speer. Viele geplante Monumentalbauten wurden nie realisiert. Zudem wird auf Bildschirmen die heutige Nutzung des Areals etwa durch Autorennen, Rockfestivals oder Wohn- und Gewerbebauung gezeigt.

Die Ausstellung sei ein Beitrag zur Debatte über die weitere Nutzung des Areals. Dabei gehe es um Wiederinstandsetzung oder kontrollierten Zerfall der Monumentalarchitektur, sagte eine der Kuratorinnen, Carolin Höfler, Kunsthistorikerin an der Köln International School of Design. Allein die Rekonstruktion der stark einsturzgefährdeten Zeppelintribüne werde mit rund 70 Millionen Euro veranschlagt.

So plädiert die Ausstellung auch für "bauliche und künstlerische Interventionen", etwa durch Freilegung von Fundamentresten und "über architektonische Implantate zur Aktivierung und Neustrukturierung des Geländes", wie Kuratorin Katharina Specht erklärte. Die Ausstellung beruht auf ihrer Masterarbeit am Institut für Mediales Entwerfen der TU Braunschweig.