Hans-Dietrich Genscher ist tot

Hans-Dietrich Genscher ist tot
Ex-Außenminister mit 89 Jahren gestorben
Die Bilder sind vielen im Gedächtnis: 1989 verkündete Hans-Dietrich Genscher in der Prager Botschaft die Nachricht, dass die dort ausharrenden DDR-Flüchtlinge ausreisen können. Nun ist der langjährige Außenminister gestorben.

Bonn/Berlin (epd) Der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher ist tot. Der FDP-Politiker starb in der Nacht zum Freitag im Alter von 89 Jahren an Herz-Kreislauf-Versagen in seinem Haus bei Bonn, wie sein persönliches Büro mitteilte. Seine Familie sei bei ihm gewesen, als er in seinem Haus in Wachtberg-Pech im Rhein-Sieg-Kreis starb.

Ausgleich zwischen Ost und West

Genscher war von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister und Vizekanzler. In seine Amtszeit fielen der Fall der Mauer, die Zwei-plus-vier-Gespräche, der deutsch-polnische Grenzvertrag sowie der deutsch-sowjetische Kooperationsvertrag. Genscher setzte sich während des Kalten Krieges für eine Politik des Ausgleichs zwischen Ost und West und für eine Entspannungspolitik ein.

Der FDP-Politiker hatte erst vor wenigen Tagen sein 89. Lebensjahr vollendet. Er wurde am 21. März 1927 in Reideburg geboren, das heute zu Halle an der Saale gehört, und hatte nach dem Krieg zunächst in Halle und Leipzig Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft studiert. 1952 verließ er die DDR, war Rechtsanwalt in Bremen, ehe er 1956 wissenschaftlicher Assistent der FDP-Bundestagsfraktion in Bonn wurde. In den folgenden Jahren wurde er Geschäftsführer der Fraktion, Bundesgeschäftsführer der FDP und schließlich stellvertretender Parteichef.

Rekordwerte bei Wahl

Seit 1965 war Genscher Bundestagsabgeordneter und blieb bis 1998 im Parlament. In der sozialliberalen Koalition wurde er 1969 Bundesinnen-, ab 1974 dann Außenminister, was er auch unter den veränderten politischen Vorzeichen nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition 1982 bis ins Jahr 1992 blieb.

Besondere Sympathien genoss Genscher in seiner Geburtsregion im Süden Sachsen-Anhalts. Bei den ersten Wahlen nach der Wende konnte die FDP dort dank seiner Popularität Rekordwerte einfahren, bei denen die Liberalen nahe an die 20-Prozent-Marke herankamen.