Genf (epd) UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat zur großzügigen Aufnahme syrischer Flüchtlinge aufgerufen. "Alle Länder können mehr tun", sagte Ban am Mittwoch auf einer Syrien-Konferenz des Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Genf. Die syrischen Männer, Frauen und Kinder in den Flüchtlingslagern hofften auf die Hilfe der Weltgemeinschaft.
Ban appellierte an die Vertreter von mehr als 90 Regierungen auf der Konferenz, konkrete Hilfszusagen für besonders bedürftige Menschen aus dem Bürgerkriegsland zu machen. Flüchtlinge brächten Talent und Erfahrung mit, sie seien eine Bereicherung für Wirtschaft und Gesellschaft der Aufnahmeländer. Mit Blick auf Ressentiments gegenüber Flüchtlingen stellte Ban fest: "Versuche, sie zu dämonisieren sind nicht nur beleidigend, sie sind faktisch falsch."
Suche nach legalen Lösungen
Bis Konferenzbeginn hätten Staaten zugesagt, 179.000 syrische Flüchtlinge langfristig aufzunehmen, teilte der Generalsekretär mit. Bis zum frühen Abend sagten einzelne Länder zu, einige Tausend syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Das Hilfswerk UNHCR machte jedoch keine Angaben über die Gesamtzahl der Zusagen.
Geplant sei jedoch für 480.000 Flüchtlinge, die in den Nachbarländern Syriens ausharren, legale Lösungen in anderen Ländern wie organisierte Umsiedlungen zu finden, sagte Ban. Staaten könnten Flüchtlinge auch im Rahmen medizinischer Behandlungen, Familienzusammenführungen, Stipendien für Studium und Ausbildung sowie mittels Beschäftigungsprogrammen aufnehmen.
Ban erklärte, mit der Aufnahme der Menschen solle der Druck auf die Türkei, den Libanon, Jordanien und den Irak gemildert werden, wo die meisten der 4,8 Millionen syrischen Flüchtlinge leben. Ein organisierter Transfer halte die Menschen davon ab, auf gefährlichen und illegalen Weg nach Europa zu gelangen. Die verzweifelten Menschen könnten abgehalten werden, sich in die Hände von Schleuserbanden zu begeben.
"Ich bin besorgt"
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, kritisierte die schleppende Überweisung von Geldern für die Syrien-Hilfe. Die Regierungen hätten mehr als die Hälfte der in London zugesagten Summen für die Opfer des Bürgerkriegs immer noch nicht überwiesen. "Ich bin besorgt", sagte Grandi.
Anfang Februar hatten Vertreter von 70 Staaten in London versprochen, den Bürgerkriegsflüchtlingen in der Region mit mehr als neun Milliarden Euro zu helfen. Grandi betonte, dass eine schnelle Überweisung nötig sei, um die Menschen in Syrien und den Flüchtlingslagern wirkungsvoll zu unterstützen.
Mit dem zugesagten Geld sollen Lebensmittel, Wasser, Unterkünfte und Medizin gekauft werden. Daneben ist vorgesehen, Gelder in Bildung und Arbeitsbeschaffungsmöglichkeiten zu investieren.
Flucht vor Gewalt
Der EU-Kommissar für Migration und Inneres, Dimitris Avramopoulos sagte, er setze weiter auf eine Kooperation mit dem UNHCR. Die EU und das Hilfswerk sollten gemeinsam daran arbeiten, die Flüchtlingskrise zu lösen. Das UNHCR hatte das Abkommen der EU mit der Türkei über die Rückführung von Flüchtlingen scharf kritisiert und Hilfsoperationen in Griechenland ausgesetzt.
Nach UN-Angaben sind weit über elf Millionen Syrer innerhalb und außerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht vor der Gewalt. In dem Land ringen das Assad-Regime, Rebellengruppen und Terrormilizen um die Macht. Rund 260.000 Menschen kamen durch die Gewalt ums Leben.